Montag, 29. November 2010

Schneechaos

Newcastle versinkt im Schnee und ich gleich mit.



In der letzten Woche hatten wir bestimmt gefühlte 3,03 Meter Neuschnee und die Straßen sind voller Schnee, Schneematsch und Kinderleichen, die mit Schlitten in den eisigen Abgründen stecken. Letztens ist aufgrunddessen schon ein einzelner Gummistiefel im Schnee gesichtet worden. Das Kind fiel wohl in einen der vielen Gletscher in Newcastles Randbezirken und ward nie mehr gesehen.
So ab und an habe ich das massive Gefühl, dass der erste Teil von IceAge hier gedreht wurde.

Da Engländer, wie bereits behandelt, selten Gespür für Mode entwickeln, haben sie im winterlichen Schein dann auch noch unsinniges dazu erfunden: So sieht man hi und da oft mal Menschen mit Gummistiefeln durch die Straßen waten. Das mag gegen die Nässe durchaus probat sein, bringt der Körper bzw. Fußtemperatur nun aber auch keinen wirklichen Buff, will meinen Bonus, ein. Immerhin gibt es die Dinge in modischen Farben, wie zum Beispiel Blumentapete, Süßigkeitenauslage oder Schwarz.


Es gibt auch Menschen, die dann gleich mal winterlich in eine Skikombi schlüpfen, wie dieses Bild zweifelsohne beweißt. Das Bild ist von hinten aufgenommen worden, da es den Verantwortlichen zu peinlich war, ihre Gesichter in die Kamera zu strecken.

Die Uni gleicht indes einem Schlachtfeld. Da mittlerweile ein wenig Tauen eingesetzt hat, klaffen auf den Wegen überschuhhohe Fallen, die einen in breite Matschgründe treten lassen und mich heute zwangen, meine Socken mit dem Fön zu trocknen. Eine Erkältung ist das letzte, was ich in dieser Hölle gebrauchen kann und ich würde wohl bald von den umherstreifenden Wolfshorden gefressen werden, die jeder Winter so mit sich bringt.

Schön ist indes die sprichwörtliche Winterreifenflucht vieler Autofahren, die besseren Wissens, die Slicks noch draufhaben und aus diesem Grunde lustig auf der Stelle durchdrehen, ohne zur Arbeit oder einfach generell irgendwo hin zu kommen. Von diesen Gesellen habe ich schon drei Striche auf meiner Strichliste, so dass dies nicht mehr als Zufall gemünzt werden kann. Heil der Dummheit würde ich laut schreien wollen, aber mit den Worten "Heil" und "und" fahre ich hier genauso wie Sommerreifenautofahrer, weshalb ich dies tunlichst vermeide.

Den Ugg-Boot-Fans sei hier noch gesagt, dass die Schuhe im Winter nicht nur dem stylistischen, sondern auch dem praktischen Dienst entsagen und einfach scheiße fett durchnässt sind und das auch ganz klar ist in meinen Augen. Warum sollten Australier auf ihrer verdammten Sonneninsel erstens irgendetwas von Wert produzieren, was dann zweitens, obwohl warm gefüttert und fellig, auch noch den Winter aushält.
Der Herr der Ringe wurde ja auch nicht umsonst in Neuseeland gedreht!

Sonntag, 28. November 2010

Protest! Protest!


Engländer können ja von Natur aus nicht sehr viel eigenes.
Nun haben die Inselgesellen aber eine Nische entdeckt, in der sie ganz wunderbar vegitieren und wo ihnen schnell keiner was vormacht. Holligans und Studenten vereinet euch und raus auf die Straßen!! Protestmarsch ist angesagt.

Aufgrund der Studiengebührenerhöhungen auf das rund dreifache vom aktuellen Stand, was ja bestimmt jeder am Rande in Film der Papier mitbekommen hat, gab es in der letzten Zeit im ganzen Land heftige Proteste. Brennpunkt ist vor allem die Hauptstadt, wo auch Jon kräftig mitgemischt hat, als er dort war.
Seinen Angaben zufolge habe er von einem Rollbürostuhl eines der Räder entwendet, Akten durcheinander gebracht und sei dann schließlich beim Stehlen eines DVD-Laufwerks gescheitert. Ein echter Tausendsassa also. Als dann die Sache mit dem Feuerlöscher passierte, verdünnisierte sich unser Lieblingsamerikaner dann doch schnell und es ist ihm auch nichts schlimmeres passiert.

Auch in Newcastle kam es zu Protesten vor unserm Verwaltungsgebäude, wie man dem schmucken Bild hier im Blog entnehmen darf.
Unsere Studentenvertretung ist im Rahmen dieser Welle auf ein ganz erstaunliches und sehr intelligentes Geschäftsmodell gestoßen: Bei uns im Laden der Vertretung kann man nämlich nun große Plakate, Filzstifte und auch Holzstangen erwerben, um so einen aktiven Beitrag zur Protestschilderbewebung leisten zu können.

Im Fernsehen gab es dann noch den schönen Beitrag, wie ein Demonstrant mit einem Fußballgroßen Steinbrocken auf die Windschutzscheibe eines Polizeiwagens eindrosch.

Bravo Engländer, endlich habt auch ihr ein Steckenpferd!

Unter Polen III

Am Sonntag des Wochenende erwuch ich spät und mit einem Anflug von einer Erkältung. Daraufhin suchten wir Tee und alles mögliche, aber Kräutertee sucht man im Earl Grey Regal halt dann doch vergebens. Mels Vater belustigte mich, weil er mir ständig etwas "gesundes" zu trinken machen wollte und scheinbar immer massiv Alkhol enthalten war, aber in Polen ist das eben Gang und Gäbe.

Da wir ein wenig durchrüttelt von der Nacht davor waren, gingen wir erst spät noch nach China Town, weil Mel mir mal mehr als nur eine Straße zeigen wollte, wie das ja in Neukassel der Fall ist.
Dort gab es widerliches Essen, bestimmt aus Hund, und danach sah ich noch den Big Ben und das große Riesenrad an der Themse. Nicht hockergefährdend, aber gesehen hat mans nun auch mal.

Im Polenhaus spielte ich dann das feine Red Dead Redemption, was man mir durchaus mal zum Geburtstag schenken darf (vielleicht hab ich bis dahin die PS3) und am Montagmorgen in aller Früh ging dann der Zug um 8 Uhr wieder in den kühlen Norden.

Unter Polen II

Da für London ein ganzes Wochenende geplant war und wir ja auch mal anständig was gestalten wollten, ging es am Samstagmorgen mit dem Bus Richtung Innenstadt.

Dort angekommen bummelten Mel und ich durch die Stadt und mir wurden die verschiedenen Gebäude und Sehenswürdigkeiten gezeigt.
London ist ja ein Mekka der Musicals, ähnlich New York und auch ein großer Spieleladen durfte nicht fehlen, in dem man nun auch passend zum neuen Film diverse Zauberstäbe der Protagonisten aus den Harry Potter Filmen erwerben kann. Zwischendurch aßen wir Nudeln in einer angesagten Nudelbar und Mel zeigte mir noch ihre alte Uni, die in einem sehr alten und schönen Gebäude untergebracht ist.
Auf dem Trafalger Square gab es dann schließlich noch eine feine Kundgebung zum Thema "Raus aus Afghanistan", der ich sehr belustigt beiwohnte, da die Kundgebenden allerlei dämliche Kommentare in die Menge megaphonten, ohne wirklich Sinn und Gehalt aufweisen zu können. So kritisierte man die britische Berichterstattung und auch, dass man nie verletzte Kinder im Fernsehen sehe und das der Krieg ja mit Steuergeldern finanziert werde. Wenn man sich aber unter dem Demonstrierenden dann umsah, gewann man leicht den Eindruck, dass sich diese Hippies bzw. Leute eher weniger über die Verschwendung von Steuergeldern beschweren dürften. Vielleicht höchstens, weil sich dadurch ihr Arbeitslosengeld nicht aufbessert.

Mit schmerzenden Füßen gingen wir zurück nach Hause, ich mit einem neuen Hemd und einer neuen Hose in den Taschen, weil ich das Levis Sonderangebot leider nicht ausschlagen konnte und mich unverhofft bei Mel in die Schulden ritt. Ich hab einfach nie Geld auf meiner brauchbaren Kreditkarte, da kann ich leider nichts für.

Unterwegs kauften wir dann noch ein wenig Bier, als Vorarbeitsgut für den kommenden Abend, welches wir dann beim Essen und ein paar Sponge Bob Folgen vertranken.

Für den Abend wollte Mel in einen Club, in dem einer ihrer Bekannten als DJ arbeitete und bei dem wir deshalb auf der Gästeliste standen.
Davor sollte ich noch in den Genuss von "Garlic & Shots" kommen, einer skandinavischen Restaurantbar, in der es allerlei Gerichte mit Knoblauch und auch den einen oder anderen Kurzen damit gab.
Mel veranstaltet für alle Neuankömmlinge in London ein Initiierungsritual, bei dem man einen sogenannten Bloodshot trinken muss, eine Mixtur aus Gewürzvodka, Knoblauch und Gewürzen, der im Grunde genommen nur scharfer, beißender Vodka ist und durch seine blutrote Farbe den Namen auch verdient hat.

Das Restaurant war nun nicht gerade ein Restaurant, welches man im Vorbeigehen einfach so betritt, aus Neugier oder etwas ähnlichem. Wir aßen Knoblauchburger und Knoblauchsteak, was beides sehr gut war und auf dem Weg hatte ich noch zwei Bier getrunken, bevor ich dann in den Keller gezogen wurde, wo die Shots angeboten wurden. Auf dem Weg dahin hatte ich bereits die Örtlichkeiten ausgekundschaftet, weil mir Mel erzählt hatte, dass einige ihrer Freunde nach dem Ritual schnurstracks auf die Toilette entschwanden, um das Gebräu dort besser zu verarbeiten. Mit meinem jugendlichschwachen Magen war ich ein wenig besorgt, da es auf der Toilette nur ein Becken gab und wenn dieses besetzt sein sollte, schwahnte mir doch böses.

Es kam, wie es kommen musste. Mel ordete einen Bloodshot, ein Bier und irgendetwas für sich, für stolze 9 Pfund und ohne lange zu überlegen, kippte ich den Kurzen herunter (ich hatte mir gedacht, wenn ich nun abwäge und Vor- und Nachteile aufliste, dann bin ich vielleicht so gelähmt, dass ich das nicht trinken kann und ich wollte vor den harten Kerlen im düsteren Keller keine kleine Muschi mimen). Nun rumorte Chili und Tabasco und alles mögliche in mir und mein Mund zog sich zusammen und ich fühlte mich durch das viele Essen eh schon ungut. Mel fragte mich andauernd nach meinem Befinden, aber ich konnte nicht antworten, da sich durch die Schärfe so viel Speichel in meinem Mund angesammelt hatte, dass ich befürchtete, gar Lamaartig das ganze Möbilar zu verspucken. Ich versuchte nun die Problematik mit mir zu lösen, aber dieses füllte nur weiter meinen vollen Magen und mir wurde unwohler und unwohler.
Schließlich setzte der Spuk aber aus und ich hatte ohne Kapitulation meines Magens ein weiteres Kapitel voller Heldentaten geschrieben und die Menge applaudierte johlend.

Voller Tatendrang begingen wir nun die Metro zum Purple Turtle, dem Club in dem wir nun Gästelistenkomfortabel einfach hereinkommen würden.
Natrülich standen wir da aber nicht, aber die nette Dame am Empfang erließ uns immerhin die Hälfte des Eintritts und drei Pfund sind dann doch sehr gemäßtigt.

Im Purple Turtle war es dann leider nicht so schön. Es wurde viel meiner Lieblingsmusik von großartigen Interpreten wie Rihanna oder irgendwelcher HipHop gespielt, aber es erinnerte mich doch sehr stark ans TigerTiger in Newcastle und irgendwo in meinem Kopf stelle ein Mensch die Frage, warum wir denn nun für soetwas nach London gekommen seien. Nicht grade unrecht, was der Mann da zur Debatte stellt, aber ich konnte doch nun nicht mehr entrinnen und versuchte durch herben Bierkonsum das letzte aus dem Abend zu retten, was denn da noch zu retten ging.
Zu meiner Freude gab es eine Treppe zu einem etwa drei Meter hohen Balkon mit einer Stripstange, von welchem ich zu meinen Untertanen mit übertriebenen Gesten tanzte und für allerlei Spektakel sorgte.

Mel brachte dann noch Unruhe in einen sicheren Abend, weil sie einen alten mehr oder weinger Bekannten traf, den sie vor drei Jahren irgendwo kennengelernt hatte und der scheinbar ein Augen nach ihr geworfen hatte.
Nun war der Knirps natürlich mit zwei guten Freunden da, von denen sich der Größere gleich mal zu mir gesellte.
Die folgende Unterhaltung sah dann so aus:

Großer: Bliblablubb (irgendetwas unverständliches)
Ich: Wie bitte?
Großer: Ufftataufftata (zuvor gesagtes, wieder unverständlich)
Ich: Alter, was gibts bitte?
Großer: ChingChangChong,Chinese im Karton (unverständlich wie immer)
Ich: Wenn du mit mir reden willst, dann sprich langsam und deutlich!
Großer: Ach du bist kein Engländer?
Ich: Du scheinst klug zu sein, oder?
Großer: Woher kommste denn?
Ich: (Voller Stolz und schreiend) GERMANY!!!
Großer: Magst du Fußball?
Ich: Was interessiert dich das?

Er geht von der Bühne und ich lache leise.

Was das Ganze nun sollte weiß keiner so genau und dann kam auch noch das Mädel im Bunde, die mir erklärte, dass das alles schlimm peinlich sei und ihr Freund sich nun mal für Mel interessiere und sie nicht wüssten wer ich bin. Doch anstatt mich das zu fragen oder einfach Mel zu fragen, ging auch sie und ich holte mir ein Bier.
Mel kam dann dauernd angewirschtelt und jammerte wie schrecklich dieser Kerl doch nun sei und dass ich doch bitte was tun sollte, damit er ihr vom Hals bleibe.
Ich holte mir daraufhin noch ein Bier.
Als wir dann später in der Menge nahe dem DJpult tanzten, weil  Mel irgendwas zu ihrem Bekannten sagen wollte, kam auch der Knirps mit seiner Meute und begann, zu tanzen, quasi eine Person neben Mel. Ich sah, dass sie ihn sah und statt zu gehen oder sich woanders hin zu bewegen, tanzte sie weiter. Aha, dachte ich mir. So also, junges Fräulein. Kann ja dann so arg auch nicht sein und holte mir ein Bier, damit die beiden Turteltauben ungestört alleine rumspacken können.

Mels Bekannter sorgte noch für Kurzweil, weil er der guten im Vorbeigehen den BH öffnete, was mit Lichtgeschwindigkeit passierte und mich zu ihrem Ärgernis dann doch sehr erheiterte.

Der Abend endete mit einer halben oder ganzen Stunde in der Arscheiseskälte, wo wir auf den Bus warteten, der uns dann nach Hause fuhr.

Nicht gelungen, aber Newcastle war in London selten so fern.

Montag, 22. November 2010

Unter Polen I

So, Kinder. Bevor euch nun die Socken brennen und mancher schon anrufen wollte, weil ich mal kein Internet hatte und weg war, folgt nun hier die Auflösung:

Also ich hatte seit ungefähr Mitte der letzten Woche kein Internet mehr. Wir hatten Internet bei o2 bestellt, aber wenigstens da hält sich o2 an die internationale Corporate Identity und liefert einfach mal zwei Monate lang kein Internet. Uns fiel das gar nicht so auf, weil uns Virgin lange Zeit nicht das Internet abgestellt hatte und da saßen wir dann mit dem Internetsalat. Ich hatte spaßeshalber noch eine Gruppenarbeit rumzusenden und so saß ich abends in der Küche und stahl heimlich das Internet vom Nachbarn, so dass ich in den Phasen, wo wir Verbindung hatten, schnell eine Email in den Äther schicken konnte.

Am Freitag besprang ich dann gleich nach meiner Vorlesung den Zug Richtung London. Mel wollte ein Wochenende daheim verbringen und hatte mich eingeladen "damit ich das richtige England sehe". Meine liebe Mitbewohnerin ist insgesamt ein wenig ... ich möchte mal sagen "kritisch dem Norden gegenüber eingestellt". So solle ich mir beispielsweise nicht die Haare in Newcastle schneiden lassen. Weil das dann automatisch schrecklich aussähe. Genauso gibt es hier eine schon gar nicht mehr latente Tendenz dazu, dass Northerner immer bescheuert und schlecht angezogen aussähen und sich leicht tierisch verhalten würden.
Nun war ich also gespannt wie ein Katapult, was mich da in London so erwarten würde und lönzte erst mal runde 100 Euros auf die Theke, damit ich überhaupt hin und zurück kam.

Ich würde bei Mel zuhause mit ihren Eltern und ihren beiden Geschwistern wohnen. Die Eltern kannte ich ja schon. Beides Polen und die Kinder damit auch alle. Mel hatte mich im Vorfeld schon darauf vorbereitet in dem sie mir erklärt hatte, warum sie nie auf den Malediven, wo sie ihr Praktikum absolviert hatte, leben könne: "Dort gibt es nur den Islam, alle anderen Kirchen sind ebenso wie Schweinefleisch, Alkohol und Pornografie verboten. Wie soll eine Polin ohne Vodka und Schwein auskommen?"

Wie es sich für mich gehört, fuhr ich standesgemäß in der ersten Klasse nach London. Dies war nur dem Zustand geschuldet, dass das Ticket für die zweite Klasse sogar teurer war, als für die erste. Also ab und mal ein bisschen protzen.
In London angekommen, schlug ich mich erst mal bis zum Museum der Naturhistorie oder Naturgeschichte oder wie auch immer durch, wo ich Mel und ihre Freunde traf. Mel hatte einen früheren Zug genommen, nur als Erklärung für das alles.
So wurde ich dann in London mit einem falschen Ausweis durch den Hintereingang des Museums ins Labor bzw. die Arbeitsräume geschleust, wo wir billigen Wein tranken und ich ein paar muffige Hippies aka. Mels Arbeitskollegen von damals kennenlernte. Dazu bekam ich eine Führung durch die Arbeitsräume, wo die Ausstellungsstücke für das Museum entweder hergestellt oder aufbereitet werden. Also Repliken vom Archeopteryx und solche Scherze.
Ich hätte da gerne eine Feile gestohlen, für meine Feinstarbeit an kleinen Dingen, aber das haben wir in der Eile irgendwie vergessen, so dass ich hier eine teure kaufen muss. Das ärgert mich, aber ich werds sicher überleben.
Nachdem wir dann eine Weile im Aufenthaltsraum des Museums versackten und ich derweil die Warnhinweise las und warum man in diesem Bereich besser keine Essensreste liegen lässt und Kakerlackengefahr und so weiter, begaben wir uns in die Bar einer Uni, wo wir so taten, als würden wir zu denen gehören und ich damit durchkam, weil ich so schneidig und studentisch aussehe. Bier war günstig, Mels Freunde gaben mir Ziggis und mir ward geholfen.
Andegüdelt gingen wir nach Hause, wo ich dann Aimee Rose und James kennenlernte. Die Mutter umarmte mich erst mal freudig, vielleicht auch weil ihr aufgegangen ward, dass ich sie nicht gleich ins Lager schleppen werde und so dinierten wir irgendwas mit Schwein. Es folgten auch die Pflichtunterhaltungen und ich war froh, dass James jung und gamig ist und ich mich mit ihm über seine XBox unterhalten konnte und so leidlichen Fragen über Beziehungsstatus und Blutsspendeausweis entgehen konnte. Mels Mutter war dann noch unglaublich nett, weil sie nicht wusste, ob es mir was ausmachen würde, in Pokémon-Bettwäsche zu schlafen, weil das die einzige gewesen sei, die grade frisch wäre und ich dachte an die vielen Pokémon in meinen Kursen und fühlte mich gleich wie daheim.
Als Abschluss des Abends gingen wir noch auf ein kurzes Bier in Mels Jugendpub um die Ecke und verkrochen uns dann ins Bett bzw. aufs Sofa, wo Mel in dem Hexenhäuschen nächtigen musste.

Das muss man an dieser Stelle ja mal im Detail erzählen. Mels Familie, die Schieles, wohnen mitten im guten Teil Londons und zahlen bestimmt ein Haidengeld für das Haus. Dieses besteht nun aus einem mittelgroßen Wohnzimmer, in dem zwei Sofas und ein Tisch Platz finden, einem Esszimmer, einer normalen Küche und wenn man die Treppen hochgeht aus drei Zimmer, die als Schlafzimmer genutzt werden und einem Bad. What the hell? Die wohnten da lange Zeit zu fünft und die beiden Mädels haben sich ein Zimmer geteilt. Zudem hört JEDER im Haus JEDEN im Haus, wenn er kotzt oder Sex hat oder beides gleichzeitig macht. Da würde ich wahrscheinlich verrückt werden, zumal die Eltern dann doch ein wenig eigen sind. Also nicht böse gemeint, aber die beiden jungen Kinder werden dann doch sehr angehalten, was zu tun ist und was nicht. Immerhin darf James mit seinen 16 Lenzen dann doch alle Spiele uncut spielen und es finden sich fast nur 18er-Titel in seinem Repertoire, was mich freute, da ich schon immer mal Red Dead Redemption anzocken wollte.
So ging es ins Bett und im neuen Eintrag weiter.

Samstag, 13. November 2010

Never the Den, again

Gestern großes Rambazamba mit den Kursfreunden.

Nachdem ich mich am Mittag mit Marc und Edwin auf ein lustiges Kurstreffen getroffen hatte, bei dem wir eigentlich unser Essay weiter vorantreiben wollten, ging es abends auf die Pirsch.
Ich benutze im Zusammenhang "eigentlich" nicht einfach nur als Füllwort, wie das heute in der Jugendsprache oft genutzt wird, sondern das eigentlich hat vielmehr die Eigenschaft, zu symbolisieren, dass wir genau nichts gebacken haben. Kalter Ofen sozusagen.
Wir hatten vereinbart, dass jeder seinen Teil fertig schreibt, wir uns dann in die Bib setzen, das zusammenkleistern, Einleitung und Schluss schreiben und uns dann an die Powerpoint setzen.
Nun hatte Edwin das irgendwie nicht ganz verstanden und kam mit einer Fetzensammlung Papier an. Marc meinte dann, ob er das nicht schnell zu Hause fertigtippen könne, worauf Edwin nur "Nein" antwortete. Marc wollte wissen, wo denn nun das Problem liege und Edwin erwiderte, er müsse dazu ja nach Hause und dann noch kochen.
Nun kommt der Witz: Edwin kommt, wie wir wissen, weil ichs berichtete, aus Nigeria und da laufen die Uhren eben anders. Der gute kann nun also nichts mit englischem Essen anfangen. Er habe Burger und sowas probiert, aber das sei halt kein richtiges Essen. Er brauche Suppe und Huhn und Fleisch und er koche das eben immer daheim. So Sandwiches oder ähnliches würden nur ganz kurz satt machen, ein mal am Tag müsse er eben richtig richtig kochen. Zwischendurch wollte ich noch wissen, ob das nun ein religiöses Ding sei, aber laut Edwin hat das lediglich damit zu tun, dass englisches Essen nicht satt mache.
Edwim kauft auch genau ein mal pro Monat ein, um den Essensvorrat aufzustocken. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was er da an Bergen nach Hause schleppt.

Der Plan für den Abend sah vor, in die legendäre Osborne Road (ein Straßenzug in einem Studentenviertel, der nur aus Restaurants und Bars besteht) zu fahren, dort Marc und seine Jungs zu treffen und dann zu schauen, was sonst noch so abgeht.
Da Jon grade wieder von seinem Protestmarsch in London und den anschließenden Tagen in Kopenhagen da war, schnappte ich mir Mel und ihn und wir fuhren nach Jesmond, um in die Osborne zu gehen. An der Metrostation rief ich Marc an, nur um dann zu erfahren, dass er noch zuhause sitze und uns treffen würde. Was ist nur aus seinen Freunden geworden? Vielleicht hat er einfach keine.
Wir gingen nun in irgendeine Bar, der Name ist nicht weiter wichtig, wo es zwar ekliges Fosters aber das für 2 Pfund gab, so dass ich mich nach dem dritten auch nicht weiter beschwerte.
Am Tisch witzelten wir über Etienne bzw. ATM, der seit neustem eine chinesische Freundin sein Eigen ... öhm ... tum nennen darf. Scheinbar hat er niemandem davon erzählt, man fragt sich, ob es ihm peinlich ist. Wir waren jedenfalls einstimmig der Meinung, dass sie bestimmt gerade zusammensitzen und ein bisschen Reis kochen, oder er ihr den Reis aus den Zähnen pult. Sicher kann man sich da ja nie sein. Etienne wollte später in der Stadt noch zur Gruppe stoßen, weshalb das Thema nicht von ungefähr kam. Seine Freundin sollte natürlich dabei sein, was dem ganzen nur noch mehr Öl eingoss. Jon schlug sich bei der Erwähnung der neuen Freundin nur auf die Schenkel: "Ich wusste es. Der Franzose wildert schon länger im Reisrevier", war seine durchaus politisch korrekte und taktvolle Bemerkung hierzu.

Da die Jaegerbombs in der Bar in Jesmond so teuer waren und Mel unbedingt eine trinken wollte bzw. eher sollte, nahmen wir die nächste Metro in die Stadt und zum Bennatyne, das ja bisher immer gut gewesen ist.
Diese kapitalistischen Wichser haben aber den ganzen Laden umgekrempelt: Statt orangenem Licht wechselt das Licht nun dauernd hin und her und es gibt auch keine Studentenpreise mehr, so dass der Pint Karlsberg nun gleich mal 80 Pence mehr kostet. Wichserschweine finde ich und werde dem Laden in Zukunft den Rücken zukehren!
Während wir im Bennatyne waren und sich keiner mit Etiennes Freundin unterhielt, kam Marc auf die bravouröse Idee uns mal zu zeigen, wie man in England so feiert. Das lag eigentlich mehr oder weniger daran, dass Marc eine Sms von zwei Freundinnen erhalten hatte, die mit ihm spielen wollten. Das ginge auch, weil spielen nichts schlimmes sei, erklärte mir der vergebene Bursche.
So schleppte er uns also in das miese The Den, wo der Eintritt 5 Pfund kostete, die Leute asozial eklig waren und die Musik auch nicht die Stimmung hob. Insbesondere Marks nuttige Freundinnen gingen meiner Ästhetik arg gegen den Strich, weil billig kommt mir nunmal nur bei Wasser mit Kohlensäure ins Haus. Tripperfalle und 10-Euro-ohne-Gummi, wie ich die beiden Damen nenne, waren aber alles andere als mit Klasse bepinselt und so hielt ich mich nicht lange in einem Gespräch mit einer der Damen, kippte mir 3 Drinks herein und überredete das Gesindel mit mir zur Metro zu gehen, welchem Jon, Mel, Etienne und Reiswein dann auch erleichtert Folge leisten.
Mel brachte in The Den wenigstens ein bisschen Spaß, weil es schön war, zu sehen, wie sich das Mädchen ohne Würgereiz dann doch sehr zögerlich anstellte und scheinbar Angst vor ihrer Jaegerbomb hatte. Melfans sei gesagt, dass sie die Aktion gemeistert hat und sich bei guter Gesundheit in unserem Haus befindet.

Freitag, 12. November 2010

Hilfe ich werd weggeweht!

In Neukassel stürmt es, dass sich die Balken biegen. Mein einglasiges Fenster knarrt und knirscht und ich hoffe nur, dass meine Holzrollos einen Baumstamm wenigstens nicht gradlinig durchs Fenster und mitten in mein Gesicht brettern lassen. Ich war bisher nur kurz draußen, um ein paar leere Bierdosen in unsere Recyclingtonne zu befördern, denke aber, dass ich mir alle vier Wasserflaschen, die bei mir im Zimmer stehen, in meinen Rucksack quetschen werde, damit ich mehr Ballast trage und nicht einfach nach Schottland geweht werde.

Nun aber Schluss mit dem Leid, es gibt fröhliche Neuigkeiten zu berichten!
Und zwar wurden wir nicht ohne Stolz beim letzten Pubquiz am Mittwoch endlich mal besser als die Male davor. Die Punktzahl vom letzten Mal möchte ich an dieser Stelle immer noch nicht nennen, aber ich darf verkünden, dass wir dieses Mal ganz nah an der Hälfte der Punkte waren. Also ganz, ganz nah. Also 29 Punkte, statt 30, falls das irgendwer immer noch nicht gerafft haben sollte.

Der Spaß am Pubquizzen, und das soll hier mal ganz klar auf den Tisch kommen, ist ja nicht das Quiz an sich. Wenn ich das nun hier beschreiben würde, dann würden alle einschlafen oder rausgehen und massakern, in all der Tristesse.
Nein, nein. Das Lustige am Pubquiz sind Mels Kommentare, wenn sie mal wieder einen vom Stapel lässt.

Wir waren in der Kategorie Geographie und als Frage wurde gestellt, welche Farbe der Mittelstreifen der deutschen Nationalflagge hat. Nun nicht wirklich kein sicherer Punkt, wenn man den Uberdeutschen am Tisch hat, der gleich mal Rot sagte, nachdem er seine britischen Untertanen erst mal auf die Probe stellte und diese aber nicht wirklich sicher waren, was ich schändlich fand, da ich weiß, wie man den Union Jack zeichnen würde. Naja, Barbaren, kennen wir ja. Inselaffen und so.
Jedenfalls machte ich mir nun einen Spaß daraus, andere Flagge abzufragen. Dadurch, dass ich das erst letztens noch in Deutschland mit meiner Nachhilfeschülerin durchgegangen war, war ich bei den Flaggen recht sicher.
Ich stellte also die Frage "Wie sieht die Flagge der Schweiz aus?", worauf Mel einfach mal einwarf "Die Schweiz hat gar keine Flagge. Weil sie ja nicht am Meer liegt". Dazu muss man ja nun wissen, dass Mel etwas mit Marine studiert und daher grade die Überfischung essayiert und auch wer unter welcher Flagge segelt und nach dem zweiten Glas Wein ist die Schweiz da halt einfach nicht mehr relevant.

Wer nun denkt, das wars nun schon, der mag sicher noch erfahren, was mich dazu gebracht hat, Tränen zu lachen. Wieder war die gute Melissa im Spiel, weil ihr Fiona erklärte, wie eine JaegerBomb aka. FlyingHirsch oder wie man denn nun ein Schnapsglas Jägermeister in einem Glas RedBull nennen will, nennen will drin vorkam. Fiona beschrieb nun eben, wie man das Glas im Glas versenkt und das Ganze dann mir nichts, dir nichts auskippt.
An dieser Stelle war Mel sichtlich schockiert, weil sie befürchtete, man könne an dem Schnapsglas ersticken, wenn das einfach so in den Hals rutscht.
Ich führe diese Angst auf Mels fehlenden Brechreflex zurück. Vielleicht hat sie ja auch sowas wie einen fehlenden Erstickungsreflex und macht sich deshalb Sorgen. Ganz koscher war der Abend vielleicht nicht und ich werde nun öfter mal kontrollieren, wie viel Schnaps die Drossel wieder zu sich genommen hat.

Dann kam gestern Abend noch eine erstaunliche, aber nicht wirklich erstaunliche Nachricht in meine Nachrichtenzentrale.
Ich unterhielt mich mit Etienne ganz normal über die heutige Abendplanung und er berichtete, dass er erst mal was mit seiner Freundin machen würde, worauf ich neugierig nachfragte, seit wann das denn sei und ob man seinen deutschen Freunden nun nichts mehr erzählen würde. Nun kam heraus, dass ATM, diese Freundin schon seit zwei Wochen hat, diese aus China kommt und Etienne und sie sich wohl nun dauernd übers Reiskochen unterhalten.
Nun warf ATM ganz unverhohlen einen Kommentar in den Raum: "Wusstest du eigentlich, dass dich ziemlich viele aus unserem Kurs heiß finden?" Erst dachte ich ja daran, das Etienne nun aus der latent schwulen Ader eine unlatent schwule Ader formt (er hat einen französischen Akzent, was soll ich denn machen?), aber es handelte sich wohl um weibliche Wesen, die Etienne und Marc und mich gut finden. Nun das war eigentlich nichts besonderes, sogenannter Standard. Auf meinen Konzerten flogen ja reihenweise Schlüpfer auf die Bühne und auch sonst konnte ich mich dem Trubel um meine Person kaum erwehren.

Die Sache hat nur leider einen Haken.
Wenn ich Fleisch mag, esse ich keinen Salat.
Wenn ich geile Mädels will, hol ich mir keine Asiatin aus meinem Kurs.
Punkt.

Sonntag, 7. November 2010

Debattieren bis zum Tod

Was mich da geritten hat, weiß keiner so genau.

Gestern war ich von 8 Uhr morgens bis abends beschäftigt im Namen des Debattierclubs. Ich fühlte mich irgendwie verantwortlich, weil ich bei den letzten zwei Turnieren an den letzten zwei Wochenenden nicht dabei war und so gab ich bei der letzten Sitzung bekannt, dass ich gerne aushelfen würde. Damit hatte ich mir dann Rennerei, Augenringe bis zum Bauchnabel, Kopfweh und sechs Kopfwehtabletten eingebrockt.

Wir hatten also ein sogenanntes IV mit Durham. Ich habe keine Ahnung was ein IV genau sein soll und übersetzungstechnisch bin ich gescheitert. Was ich durch den Kontext der Veranstaltung aber mitnahm war, dass wir Durham geholfen haben, ein Turnier auf die Beine zu stellen und das bei uns in der Uni  abgehalten haben. So kamen verschiedene Leute aus aller Orten zusammen, um über Dinge wie zum Beispiel "Dieses Haus ist dafür, Personen zu erlauben, sich in Sklaverei zu begeben" oder "Politischer Aktivismus schadet der Homosexuellenbewegung" zu debattieren. Also alles Debattierung auf hohem akademischen Niveau.

Irgendwann wurde ich dann überredet, ein paar Teams bei mir übernachten zu lassen, so dass ich John und keine Ahnung aus Glasgow und Matthew und Rosie aus Sheffield bei mir hatte. Nach dem Debattieren gingen wir dann erst mal ins Westcoast, um was zu essen und ich habe noch nie einen Caesar Salad mit Sardinen entdeckt, aber es schmeckt auch grenzenlos widerlich und passt weniger als Fäuste auf Augen.

Danach brachte ich Matthew, John und keine Ahnung zu mir; Rosie wollte in der Stadt bleiben, weil sie sich direkt danach mit einem Freund treffen wollte.
Ich hatte derzeit arge Befürchtungen.
Zwei Jungs aus Schottland.
Da dachte ich gleich an Stahllebern, rauhe Gesänge und Pöbeleien mit den Nachbarn. Nichts von alledem  gabs, das kann ich gleich mal vorwegnehmen.
Wir fuhren also zu mir und luden das Gepäck der Jungs ab, um dann in der Küche zu sitzen und uns über deutsche Politik zu unterhalten. Eines meiner Lieblingsthemen bevor ich ausgehe, weshalb meine Laune auch dementsprechend an einem Höhepunkt angekommen war. Ich betete da noch, dass sich die jungen Herren so fein abschießen würden, dass sie bereits im Gang einschlafen und mir damit wenig Stress bereiten würden.
Matthew wollte eh bei uns bleiben. Er trinke nicht und habe ein paar Bücher dabei, was mich erst mal zwei Minuten Bedenkzeit kostete, um diese Information zu verarbeiten. Ein Engländer der nicht trinkt? Das gab es noch nie und ich hoffe auch, dass es das so schnell nicht wieder geben wird.

Nachdem die beiden Mädels (Mel und eine Freundin aus London) dann irgendwann gerichtet waren, fuhren wir zu fünft wieder in die Stadt, um uns mit den anderen Leuten des Debattierclubs zu treffen.
In der grauen Gans leerte ich mir dann erst mal angenehm einen rein und unterhielt mich mit diversen, anweseden Leuten, um daraufhin wieder im Gate zu landen, wo wir eine neue Bar betraten. Hier war das Bier sehr teuer und irgendwann fand ich dann unsere Gruppe auf der Straße wieder, bestehend aus Mel, Rosie, Mels Freundin und mir und wir traten im Taxi den Heimweg an.

Dort angekommen saßen wir eine Weile in der Küche beisammen, bis ich einen Anruf von John erhielt, der eingelassen werden wollte. Seinen Debattierkollegen hatte er auf dem Weg verloren, da dieser etwas aufgerissen hatte.
Genauer gesagt  übernachtete er nun bei einem jungen Mann, was dann die Vermutung nahebringt, dass er gerne am eigenen Ufer die Angel auswirft.
Damit habe ich als toleranter Mensch grundgelegend kein Problem, aber in meinem Haus in Neukassel gilt die Regel: "Keine homosexuellen Aktivitäten, wenn nicht eine Frau dazwischen steckt". Gut also, dass das nicht bei uns daheim passierte, weil jeder sehr mit schlafen beschäftigt war. Trotzdem irgendwie beunruhigend. Da kommt einer zu uns nach Hause, geht ein mal mit uns aus und reißt gleich jemanden auf. Wir wohnen hier alle schon eineinhalb Monate und von uns hat noch niemand so wirklich jemand aufgerissen. Nur Sam bringt ab und an mal Herren nach Hause, aber ich glaube, die spielen dann nur Karten.

Ich war betrunken, die Neuankömmlinge fertig vom Debattieren und Alkohol und so ging meine erste Nacht mit Fremden erstaunlich zivilisiert über unser Bühne. Nicht mal Gläser wurden geworfen oder die Wii geklaut.

Schade, Aktion wär mal wieder gut.

Donnerstag, 4. November 2010

Leben leben

Endlich ist das erste Essay geschrieben und abgegeben. Hurenzeiten waren das aber mal wieder. Keine Pause fürs Bloggen oder sonstwas. Nur Kaffee, Kippen, Bier und Literatur, aber der Kram ist geschafft und mir ein Essay vom Herzen gefallen. Nun gehts erst mal wieder bergauf!

Leider passierte die Woche über nicht sehr viel, aber ich hab doch noch ein paar Schmankerl im Medienanalysekurs aufgreifen dürfen. Eigentlich fast schon peinlich, aber dieser Blog dient ja auch nur dem digitalen Voyeurismus und der Scham:

Meine Professorin Deborah lässt doch während einer Medienanalysevorlesung, die spektakulär nur aus dem Ablesen der PowerPointfolien besteht ab und an man einen Kalauer von der Witzerederei.
So haben wir diese Woche:

"Ja und das betrifft insbesondere die Dritte Welt Staaten, wie Paraguay, Indoniesien und Russland" (Erstens nimmt man Dritte Welt nicht mehr in den Mund und viertens ist hier mindestens eins schon ein Industrieland. Per Definition, Erfahrung schreibt andere Bücher)

"Die Amerkanisierung kann man ganz klar an Disney und Bollywood sehen" (Und ich habe mich rückversichert und die Gute hat Bollywood gesagt, was doch eindeutig der Gegenstrom zu Hollywood ist)

Nebenbei ist Debby, wie ich sie liebevoll nenne, nicht in der Lage auch nur 1x den Youtubelink in ihrer PPT ohne Fehlermeldung zu öffnen. Klar, sie ist nur Medienprofessorin, was soll also die Aufregung. Auch Tabs ganz oder einzeln schließen hat ihr noch niemand beigebracht, aber wir arbeiten dran.
Der Kurs an sich ist auch nicht so schlecht, ich habe immerhin 10 Spiegelartikel in der Vorlesung gelesen und andere sind statt dessen eingeschlafen. Also gehts noch? Ich zahle immerhin dafür!

Nebenbei ist mir gestern eingefallen, dass ich in einer sehr sicheren Gegend lebe (abgesehen von unserem Nachbarn, der auch mal Küchenpapier über die Mauer wirft). Denn wer bei uns ein Drive-by startet, muss spätestens am Ende der Straße wenden. Es gibt also eher weniger Gangster bei uns im Viertel. Nur Schüler schwadronieren durch die Alleen und an Halloween waren hier einige Werwölfe und Gespenster an unserer Tür, aber das ist hier halt so Mode und ich hab mich geweigert, die Tür zu öffnen. Erstens hasse ich Kinder, zweitens haben die keinerlei Geschenke verdient und drittens finde ich Kinder scheiße. Aufgrund dieser Ausgangssituation durfte ich gar nicht erst die Türe öffnen und ich war nur froh, dass unsere Türklingel nicht funktioniert, weil ich derweil am Essay schreiben war und die Kinder sonst nur besten Mutes verprügelt hätte.

Gestern war ich dann wieder beim Pubquiz und ich sag gar nicht erst wie viel Punkte wir ergattert haben. Der Burger war gut und das Paulaner kein Paulaner; das muss als Information vollkommen genügen.

Am Wochenende würd ich mich gern zum Mars schießen und bald kommen Interpol nach Neukassel. Sobald das Geld auf dem britischen Konto ist, werde ich Karten kaufen und im Anzug auflaufen.

Heute wollte die Kassiererin im Supermarkt meinen Ausweis sehen ... als ich ihr meinen Ausweis zeigte meinte sie nur "Sowas nehmen wir nicht, das steht da nicht auf Englisch". Mit Müh und Not erklärte ich ihr dann, dass sie nur ihre Augen zu öffnen brauche, um das Englische auch auf dem deutschen Ausweis zu lesen, aber sie gebar sich stur, worauf ich ihr entgegen warf, ob sie damit denn deutsche Dokumente und damit die Legalität Deutschlands im Staatenverbund in Frage stelle.
Ich bekam mein Bier.