Samstag, 30. Oktober 2010

Pub Quizzel my Nizzel

Brandling Arms.
Hort der Freude.
Ziel vieler Abende.
Feinstes Essen.
Saubere Toiletten.
Deutsches Bier.

Soviel gutes zu erzählen.

Nun gingen wir am Mittwochabend hin, weil Mittwochabend immer Pub Quiz ist und die Mitbewohner mitmischen wollten und Fiona, Mark und Mel Hunger hatten und auch was essen wollten.
Einen Tisch fürs Quiz zu bekommen stellte sich nun sehr schwierig heraus und wenn wir nächste Woche wieder gehen sollten, dann würden wir resevieren.
Denn Pub Quiz ist in England sowas wie die gute Schwarze Neger, pardon Peterrunde bei uns in Deutschland. Da strömen teils achtköpfige Teams ins Brandling, um bei der Sache mitzuwirken.

Wir bekamen nun aber einen Tisch und damit verbunden auch die beiden Blätter, die fürs quizzen notwendig sind. Insgesamt gab es sechs Kategorien mit jeweils zehn Fragen. Auf dem zweiten Blatt war, halloweenträchtig, die sechste Kategorie und damit verbunden zehn Bilder von Figuren aus Horrorfilmen. Durch meine Mediekonsum konnte ich so immerhin ein paar Figuren erkennen und auf dem Blatt notieren.
Irgendwann ging es auch los und die Kategorien waren:
Literatur,
Mythologie
Allgemeinwissen,
Musik
und Geschichte.

Zusammenfassend kann man berichten, dass wir voll abgestunken haben. 23 von 60 möglichen Punkten ist nicht gerade viel, aber ich war auch keien große Hilfe, weil ich die meisten Titel von Filmen oder Büchern gar nicht kenne. Das kommt daher, dass wir in Deutschland immer alles ganz doof umdichten müssen, für wen auch immer das gut sein mag.
Zwischendrin kam dann noch unser Essen und da ich kultiviert mit Messer und Gabel essen wollte und mein Teller dadurch auf einer Seite Überhang bekam, aß ich mein Sandwich danach vom Boden.
Es war trotzdem lecker, wobei ich mir nicht so sicher bin, ob der Schinken schon davor so salzig gewesen ist.

Schön war auch, dass Mel Fiona noch über den halben Tisch gefragt hat, ob sie denn noch einen Würgereflex habe. Zwar geschah das auch im Kontext des Essens, aber ich finde es schön, wie die Mädchen im Haus über ihre Erfahrungen sprechen. So kann die eine noch was von der anderen lernen.

Nächste Woche wollen wir wieder quizzen, dieses Mal aber mit 24 Punkten.

Freitag, 29. Oktober 2010

Debating Mark 2

So, long time no blog und nun hagelst aber ins Gewissen. Passt auf Dudes und Babes da draußen.

Ich war wieder debattieren, wie der Titel ja schon eindeutig suggeriert und für alle dies nicht gleich da schon gecheckt haben, stehts nun auch in diesem Satze.

Also selbe Prozedur wie immer: Ich rein und lauter neue Leute getroffen, weil scheinbar alle 100 Mitglieder munter "Bäumchen-wechsel-dich" spielen. Ein paar bekannte Gesichter waren natürlich dabei, aber der Großteil war mir unbekannt. Mag auch daran liegen, dass ich hässliche Leute unter "hässlich" abstufe, mit denen nichts zu tun haben mag und deshalb keinerlei Differenzierung vornehme.
Wie immer ging das übliche Register rum und ich war nicht wirklich motiviert, meinen Beitrag zur Debattiergesellschaft beizutragen. Irgendwie war ich schlaff und fühlte mich kränklich und so schreib ich hin "Judge oder debattieren, aber lieber Judge", damit die guten Menschen noch Auswahl haben.

Auswahl mag der Mensch der Generation X, der wir wohl alle angehören ja ganz gerne. Wir sind mit der digitalen Technik fast aufgewachsen und interessieren uns für Blogs und desgleichen. Deshalb denken wir auch, dass wir die Differenzierung mit Schaufelbaggern gefressen haben und jedem Konglomerat bedingungslos trotzen können.
Entschuldigen Sie mich an dieser Stelle, ich habe im Unterricht aufgepasst!

Wie wir mein Glück in England so kennen, wurde ich natürlich ins Debattieren gewählt. Aber dem nicht genug: Jessy und Jessika waren mit mir in der Gruppe.
Das klingt nun noch hemmungslos unspektaklär, aber die beiden heißen mit Namen leider For-Hang und Hei-Tsung. Also Pokemon at it's best.

Das Thema war auch ein feines. Wir kennen das ja von demzufolge: "Dieses Haus zahlt Drogenabhängigen Geld um sich sterilisieren zu lassen", war dieses Mal die Quota.
Fragt mich nicht, woher die das hier haben. Irgendwas läuft da ganz schief, aber ich mag die Themen. Besser als Studiengebühren, Erhöhung der Alkoholsteuer (Deutschland, pfui!) oder Nuttenpendlerpauschale.

Nun waren Jess und Jess nicht sehr bewandert im Debattieren. Sie haben es wohl schon in ihrem Sklaventreiberland China getan, aber bisher nie in England und auch nicht in Englisch, was meiner Vorfreude natürlich kaum Abbruch betrieb und auch der Zacken blieb noch in der Krone.
Als mich eine der Jessen dann doch fragte, was Sterilisation nun genau bedeute und ich ihr das lustig erklärte, sah ich unsere Fälle dann doch ein wenig weiter fließen, als ich es gerne gehabt hätte.
Als mich eine der Jessen dann doch zum zweiten Mal fragte, was Sterilisation nun genau bedeute und ich ihr das zum zweiten Mal lustig erklärte, waren die Fälle weg.
Wir diskutieren daraufhin weiter die Punkte, die wir für die Argumentation als wichtig ersahen.
Als mich eine der Jessen dann zum dritten Mal fragte, was Sterilisaton nun genau bedeute, begab ich mich zur Bar und holte mir ein Bier vor der Debatte.

Die Debatte begann und Sophie vom anderen Team eröffnete. Für meinen Geschmack war sie ein bisschen überabitioniert und ich fand meinen Teil soweit gut. Dann kam Abbey und ich sah und schon verlieren. Nachdem Jessika von meinem Team debattierte, sah ich schon die Steine fliegen. Nachdem Ollie vom anderen Team den Schluss vortrug, sah ich meine Hoden schon im Wind und nachdem Jessy meines Teams schlussfolgerte, indem sie einfach aus den fünf Minuten Vortragszeit ganze eineinhalb Minuten Sprech rausholte, sehnte ich mich nach vielen Bieren.
Während der Debatte fragte mich Jessika noch prompt, ob wir nun für oder gegen das Thema seien, aber das nahm ich nur noch als weißes Rauschen und Galgenhumor wahr und so gingen wir in das Urteil der Jury und ich zur Bar und einem Pint Bier.

Wir fielen gar nicht so sehr auf den Reissack, wie ich gedacht hatte. Klar wurden wir Zweite, aber laut Lindon war es sehr knapp und immerhin war meine Eröffnung brilliant mit ein wenig zu wenig Ausstaffierung, so dass ich nun ehrlich ganz heiß auf die nächste Debatte bin. Erlitsch.

Nach dem Debattierungsdesaster folgte Bier, Hangcock mit Bier und ich glaube Shawn. Shawn ist Brite und er war sehr eingeschüchtert, weil ich zwei Sprachen spreche, der Spacko. Wieso sollte ich auch nach England gehen, wenn ich nur Bear und Cigarette verstehe? Er fragte mich dann ganz offen, ehrlich und naiv, ob Deutsch schwer zu erlernen sei, für einen Briten. Gelacht hab ich, das kann ich euch hier offen gestehen. Wer schon mal einen Briten beim Versuch erwischt hat, Schnitzel zu sagen, der prustet nun laut mit mir. Jedenfalls wollte Shawn irgendwann mal rauche und so bot ich ihm eine Kippe an. Als Gegenleistung bekam ich ein Bier und er noch eine Fluppe, wobei er mich zwei Mal fragte, ob ich mir damit auch sicher sei. Alles Arschkokser hier in England! Ehrlich und ehrlich!

Danach gingen wirs ins Mr. Lynds und am nächsten Morgen war mir schlecht.

Gelungen alles. Ich freu mich auf den nächsten Dienstag!

Sonntag, 24. Oktober 2010

Alter vor Schönheit.

Gestern ist wieder was schönes passiert: Mel und ich sind zusammen in ihre Tierhandlung bei uns im Viertel gewandert, weil Mel ja nun dieses Aquarium hat und Shrimps züchten will. Da das Aquarium nun schon eine Weile in ihrem Zimmer steht und immer siffiger wird, wollte sie irgendein Reinigungsmittel für den Kies kaufen.
Ich wollte das Ganze ja schon als Nebenjob aufziehen, weil Mel erzählt hat, dass man die Wasserviecher für fünf Pfund das Stück verkaufen kann. Wenn wir also das Wohnzimmer komplett ausräumen und da ein Aquarium reinsetzen, könnten wir so alle unsere Studiengebühren abfeiern und es bliebe noch genug Geld für ordentliche Saufrunden über.
Nun vermehren sich die Shrimp aber, aufgrund von Wasserpflanzenmangel und somit fehlender Deckung, gar nicht und mein Businessplan verschwindet somit in der Wasserpumpe des Aquariums.

Der Tierladen ums Eck hatte natürlich kein Kiesreinigungsset, weil der Tierladen ums Eck auch sonst mal gar nichts hat. Das Einzige, womit er wirklich auftrumpfen kann, ist eine Fülle an Leinen, Halsbändern und Glöckchen und sogar einen Katzengeschirr mit deutscher Aufschrift auf dem Kartonteil. Ich finde ja, dass Katzen niemals Glöckchen um den Hals haben sollten, weil sie das in ihrer natürlichen Jagdfähigkeit beschneidet, aber Menschen sind nunmal dumme Tiere; das ist ja nichts neues.

Da ich noch ein paar Sachen aus dem Supermarkt brauchte, begaben wir uns dorthin. Hier passierte erst mal nichts wirklich spannendes, aber DANN. Aber DANN!!!
Mel hatte eine 4er-Packung RedBull in ihren Einkaufskorb gelegt und an der Kasse folgte dann die alles peinlich machende Frage: "Dürfte ich bitte deinen Ausweis sehen?". Mel war aufgrund dieser Situation ziemlich irritiert und versuchte lachend zu überspielen, dass sie gerade wegen RedBull nach ihrem Ausweis gefragt wurde. Es gelang ihr nicht wirklich und während meinen Anspielungen auf dem Nachhauseweg konnte man sichtlich erkennen, wie Mel Stück für Stück im Boden versank.
Das besonders Schöne daran ist, dass wir im Nachhinein herausgefunden haben, dass es keine wirkliche Altersbeschränkung auf RedBull in England gibt. Demzufolge war das eher eine gutmeinende Kassiererin, die Angst hatte, dass sich das junge Mädchen (Mel ist 24) mit RedBull den Körper und das Wachstum versaut. Dies wiederum macht die prekäre Sache naürlich nur noch witziger.

Mitterweile wird Mel nur noch wütend, wenn man sie darauf anspricht, da sie letztens schon die Aktion gebracht hat, von ihrem Lieblings Cider die alkoholfreie Variante zu kaufen. Ich schaue immer, dass keine spitzen oder schweren Gegenstände in ihrer Reichweite liegen, wenn ich darüber witzel, da ich teilweise um mein Leben fürchte. Aber der Drang danach zu fragen ist einfach zu groß. Angst-Lust nennt man das in psychologischen Kreisen.

Was mir beim Einkauf noch aufgefallen ist: Zahnpastatuben haben nicht den, in Deutschland üblichen, silbernen Schutzfilm, den man vor der ersten Nutzung der Tube abziehen muss.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

7 Pints - Hello Thursday

Gestern hab ichs mal wieder geschafft: Da in meinem Kommilitonenkreis jeder immer irgendwas anderes vorhat und keiner zusammenkommt, hab ich gestern das Ruder an mich gerissen und einfach alle dazu verpflichtet, was mit mir zu machen.

Zuerst hatte ich mich mit Marc und Edwin in einer Bar getroffen. Die beiden sind seit Montag mit mir in einer Gruppe für Medienanalyse und wir müssen zusammen ein Essay schreiben und eine Powerpointpräse zusammenschustern. Wir haben uns das Propagandamodell als Thema ausgesucht und sollen das nun auf ein Ereignis in den letzten 12 Monaten anwenden. Sofern scheint das okay, aber Edwim glaubt daran, dass es in jedem System jeden Landes Propaganda gibt und er lässt auch offensichtliche Kritik daran nich gelten. Diese Einstellung mag ja vielleicht daran liegen, dass Edwin aus Nigeria kommt und beim Reden immer seine Hand auf andere Leute Arm oder Schulter legt, aber so richtig warm werde ich mit seinen Vorstellungen und auch bei seinem Körperkontakt nicht.
Marc stammt aus Leeds und ist so ein richtiger Collegeboy.

Mit Marc ging ich dann nach dem Treffen in Richtugn Zentrum, wo wir Ellie aus Griechenland treffen wollten. Ellie hatte aber totale Schwierigkeiten, unseren Treffpunkt zu finden und irgendwie schien sie schon am Morgen total durch den Wind zu sein. Sie meinte nämlich, dass sie sich eigentlich schon mit Marc verabredet habe, worauf ich wissen wollte, welchen Marc sie genau meint. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir den gleichen Marc meinen. Dann beschrieb sie diesen Marc offensichtlich als meinen Teamkollegen und ergänzte noch, dass sie ihm dann wohl absagen würde und ein anderes Mal etwas mit ihm machen, woraufhin ich sie zurückpeifen musste, weil Marc abends eh mit dabei sein würde.

Kurz danach schlug Jon auch auf. So richtig den Plan wo es hingehen sollte hatte keiner und so entschied ich für uns, ins gute Bellatyne zu gehen.Was der Bauer kennt, mag er eben.

Hier im Bellatyne gab es dann fetzig einen Pint Carlsberg für lockere 2,20 Pfund. Nach dem zweiten Bier kostete der Pint dann auf einmal nur noch 2 Pfund und das ist ja selbst für Deutschland unglaublich günstig, so dass ich mir gleich mal zu den zwei Stella, die ich beim Medientreffen trank, noch mal fünf Carlsberg nachlegte. Irgendwie kam ich mir nicht so betrunken vor und ich denke, dass dieses Carlsberg nur um die 4% hat, weil 3einhalb Liter Bier töten mich Mimose sonst schnell und schmerzlos mit viel Kotze.
Dafür ging es mir aber heute Morgen ausgesprochen gut, nicht mal einen richtigen Brand galt es zu löschen. Sehr verwunderlich.

Gestern hatten wir auf jeden Fall eine Menge Spaß, weil mit einem Belgier, einem Engländer, einem Amerikaner, zwei Griechen und einem Deutschen am Tisch jede Menge mit Vorurteilen und Stereotypen gespielt wurde und es sich keiner so richtig zurückhielt.
So erfuhr ich, dass Jon Heimweh nach Schrotflinten, Bourbon und Casinos hat. Immerhin den letzten Punkt hat er gestern noch gelöst. "So schnell habe ich noch nie 10 Pfund verloren", ist der O-Ton zu dieser galanten Aktion.
Marc sprach oft von seinen Fresherszeit und ich erfuhr, dass Mädels hier total drauf stehen, wenn man sich als nuttige Frau anzieht. Das würde einem volle Aufmerksamkeit schenken und sogar die heißen Rugbytypen ausstechen. Immer wenn Marc den Mund aufmacht, klingt es aber ein bisschen nach Rugby.
Aus Ellie werde ich immer noch nicht ganz schlau und ich denke immer noch, dass sie sich an mich ranmacht.
Alex aus Griechenland ist mir auch ein Rätsel, aber er hat verrückte Augen und ich möchte lieber nicht in der selben Straßen nachts nach Hause laufen wie er läuft.

Am Wochenende soll es hier schneien, ich bin ja mal gespannt, was das gibt. Grade stürmt es jedenfalls ziemlich und bei den einglasigen Fenster pupse ich mir vor Angst, dass was splittert, minütlich in die Hose.

Debattieren um Kopf und Kragen

Ich bin nun also ein Mitglied des Debattierclubs an der Uni. Seit einigen Stunden habe ich mich online angemeldet und brav meine Beitrittsgebühr bezahlt.
Bisher war ich zwei Mal bei den Treffen des Clubs; das "Social" habe ich aufgrund von Orientierungsschwierigkeiten, gefolgt von Frustration und dann Wut, ausgelassen. Ich dachte mir, dass Debattieren eine gute Möglichkeit ist, mit der Sprache noch familiärer zu werden und wichtige Redewendungen ins Blut übergehen zu lassen. Grade wenn ich später mal in der Unternehmenskommunikation arbeiten wollte, kann das garantiert nicht schaden.

Letzte Woche hatte ich also allen Mut zusammengenommen und mich in die Räumlichkeiten der Uni aufgemacht, um zu sehen, wie das so vor sich gehen würde.
Ich halt mich da nun kurz: Im Debattierclub sind ganz unterschiedliche Menschen anzutreffen. Es lässt sich aber feststellen, dass sie meisten dort schon einiges an Debattiererfahrung haben und in ihrer früheren Schule bereits Mitglieder des dortigen Debattierclubs waren.

Der Debattierclub in Neukassel überm Tyne hat eine langjährige Tradition und gehört mit zu den Mitgliedsstärksten Clubs der Uni. Insgesamt habe man um die 100 Mitglieder, hörte ich von einem der Führer des Clubs. Das kann ich nicht so ganz glauben, da sich bei den wöchentlichen Treffen nur rund 20 Personen aufhalten.
In Neukassel wird nach britischem Parlament Style debattiert. Für alle, die das nicht kennen, erkläre ich das in Kürze. Ich wusste selber nicht, wie das genau von Statten geht. Haltet euch also bitte nicht für doof. Hier ist eh alles anders.
Also, Debatten gehen hier so ab:

 Am Tisch sitzen 4 Teams à 2 Mann oder Frau. Jeweils zwei Teams stehen auf der selben Seite, entweder Proposition oder Opposition. Man wird von einem der Debattiermitglieder in eines der Teams gewählt und kann sich dann mit seinem Partner absprechen, wer die erste und wer die zweite Position einnimmt. Insgesamt läuft das dann so ab, dass Propmitglied 1 den Fall eröffnet und das Thema wiederholt, erzählt worum es seinem Team geht und dann die markanten Argumente vorträgt. Dazu hat man fünf Minuten Zeit. In dieses gibt es ein 1-3-1-System. Das bedeutet man hat eine Minute, in der man ungestört reden darf. Danach folgen drei Minuten, in denen die Gegenseite versuchen kann "Points of interest" einzuwerfen. Diese sollen als neutral gehalte Anmerkungen gesehen werden. Der aktuell Debattierende muss die Einwürfe nicht annehmen, aber es gibt wohl Punktabzug, wenn man gar nicht reagiert.
Nach dem ersten Propmitglied folgt das erste der Opposition und macht im Grunde das Selbe, wie der Mensch der Prop, nur dass die Opposition natürlich bereits Punkte der Proposition aufnimmt und dagegen angeht. Prop2 und Opp2 fahren dann fort und Prop3 und Opp3 spitzen die Debatte dann zu, bis Prop4 und Opp4 eine Zusammenfassung der Debatte liefern.
Danach setzen sich die Richter zusammen und diskutieren, wie sich die Einzelteams geschlagen haben, so dass es am Ende eine Wertung von 1 bis 4 gibt.

Um gut abzuschneiden bedarf es sowohl einer guten Analyse des Themas, als natürlich auch überzeugender rhetorischer Kenntnisse und Redekunst.

So saß ich beim ersten Treffrn ruhig auf der Bank der Ringrichter und sah mir das Geschehen vom Rande an. Ich hatte keine Ahnung, was die genauen Positionen tun müssen und wie das mit der Länge geregelt wird und war deshalb sehr froh, nicht aktiv am Treiben teilzunehmen.

Nun ging ich am Dienstag wieder hin, weil der Debattierclub durchwegs nette Leute angezogen hatte und mir besonders die arrogante Art des Südafrikaners sehr lag. Ich saß also so mit einem Bier in der Hand in den Räumlicheiten und bekam auch als erster die Anwesendheitsliste. Flugs trug ich dahinter noch die Zugabe "Judge" ein, da ich mir das Geschehen gerne noch mal von weiter Ferne anschauen wollte.
Die Liste ging also herum und ich unterhielt mich ein bisschen mit Peter, dem Afrikaner.
Claire, die Präsidentin des Clubs, begann dann mit ein wenig Verspätung die Eröffnung der neuen Zusammenkunft. In diesem Rahmen fiel auch auf, dass es zwei Teams ergeben würde, ein Team aber nur 7 statt 8 Mitglieder habe, so dass einer der Judges zugeteilt wurde. Es traf Becky, die grade zum ersten Mal bei einem Treffen des Clubs anwesend war und ich lachte heimlich, weil ich schon befürchtete, dass ich nun ins saure Wasser springen müsste.
Danach wurden dann auch zwei Themen vorgestellt und wie auch beim vorigen Mal hatten die Mitglieder die Möglichkeit abzustimmen, zu welchem Thema sie sich lieber in die Haare bekommen wollten.
Der Zuschlag ging an das Thema "Dieses Haus ist dafür, dass nur Frauen an Volksentscheiden teilnehmen dürfen, sofern der Entscheid Abtreibung betrifft".
Nachdem das Thema nun bekannt war, machten sich die Gruppen auf, um zusammen eine Argumentation für oder gegen das Thema zu erarbeiten.
Die Judges versammelten sich bei Claire, die noch mal rekapitulierte, auf was wir am meisten achten sollten. Hierbei stellte sich leider auch heraus, das Becky nicht so ganz mit dem Debattieren zufrieden war und lieber nicht gleich daran teilnehmen wollte. Nun entwickelte sich alles sehr schnell und die Wahl viel auf mich und die Österreicherin. Diese schlug nun ein männliches Schere-Stein-Papier vor, best of three. Mit einem Grinsen schaute ich sie an und fragte sie noch, ob sie dies denn ernst meine. Immerhin hatte ich Schere-Stein-Papier studiert wie kein anderer. Und in meinem Freundeskreis weiß man "Stein gewinnt immer". Das ist empirisch belegt und so mancher Trinkspielveteran kann davon mehr als nur ein Lied singen, sondern mindestens zwei oder sogar drei,.
Nun ging es also hin.her.hin.her und ich zog: Stein.
Katharina oder wie die Ische heißt konterte mit: Papier.
Fuck! So war das aber nicht gedacht.
Nachdem ich nun dummerweise mit Schere eröffnete und SIE den passenden Stein hatte, musste ich debattieren.
Und das tat ich. Ich möchte mich gar nicht mehr zu lange darüber äußern, weil ich fand, dass ich mich furchtbar im Kreis gedreht habe, aber dank Peters guter Leistung, wurden wir sogar das beste Team. Oskar, der Head of Judging fand meine Rede für einen ersten Versuch in einer anderen Sprache großartig.

Nur damit ihr mal wisst, wie man hier die Leute beeindruckt.

Nun werde ich also alle rocken und denen zeigen, wie man debattiert.
Ich bräuchte da nur noch den passendne Wortschatz ...

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Schalenabend

Lang lang ist in meinem Leben nichts passiert, was auch nur die Form eines Spannungsbogens angenommen hätte, deshalb habe ich in letzter Zeit nichts in dieses Internet gestellt. Ich wollte keinen mit "Ich habe gefurzt; das war das spannendeste Ereignis der letzten Tage"-Einträgen quälen.

Der Leser ist König und bei mir gleich Kaiser!

So gab es nun gestern wieder ein Ereignis, über dass es sich zu berichten lohnt: Melissa und ich gingen aus. Wir gingen aber nicht so richtig aus, aber irgendwie doch und damit sich hier keiner Fragezeichen ins Müsli löffeln muss, erkläre ich das ausschweifend und bins ins kleinste Detail, so wie mans kennt und wie mans liebt.

Jedenfalls fragte mich Mel Anfang der Woche, ob ich Lust hätte, mit ihren Marinekollegen einen drauf zu machen (der genaue Wortlaut war zwar eher in eine Bar zu gehen, aber zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Ich werd ja nicht jünger). Die letzte Veranstaltung mit Mels Freunden war zwar ein wenig fad und die Frauen sprachen mich nicht an (weder vom Aussehen her, noch mit dem Mund), aber als gütiger Mensch, gab ich den Naturwissenschaftlern nun noch eine Chance.

Nun weiß man nicht welcher Teufel uns ritt, aber Mel kam aus unbekannten Gründen auf die Idee, ein Kleid  anzuziehen und ungefähr 33cm hohe Absatzmaltretieren an ihre Füße zu tackern. Auch eine überdimensionale Schmetterlingsbrosche verirrte sich in ihr Haar und ich würde schwören, dass man mit den kantigen Flügeln Kinder umbringen kann, wenn man denn stark genug wirft.
Da ich als Gentleman und wenigstens in meinem Kopf, modebewusster Mensch, nicht wie das hässliche Entlein erscheinen wollte, schleimte ich mir zwei Tuben Gel in die gewaschenen Haare, sprang in ein Hemd und zog die feinen Schuhe aus meinem Schrank hervor und an meine Füße.
So aus dem Ei gepellt staksten wir zur Metro; Mel eher staksiger, als ich in meinen mittlerweile eingelaufenen Schuhen (Gott taten die mir bei meiner Graduierungsfeier in die Zehen schneiden. Und aufgrund eines durch Zufall herbeigeführten Alkoholpegels und ständiger Rumrennerei, bestätige ich hiermit, dass ich am nächsten Tag blutige Socken hatte! Ganz echt und ehrlich!)

Die Metrofahrt als solche kann man als unspektakulär, langweilig und belanglos beschreiben, weshalb sie keine weitere Erwähnung finden wird.
Wir kamen an der Station an und die Bar war glücklicherweise ganz in der Nähe des Ausstiegslochs.
Da Mel sich mit ihren Kommilitonen vor der Bar verabredet hatte und bisher nur mein belgischer Homie Etienne in Sichtweite war, warteten wir in der Kälte vor dem Etablissement.
Insgesamt wurden wir recht viele, aber während wir so im Warten inbegriffen waren, ereignete sich doch etwas, was ich so noch nicht zu Gesicht bekommen habe:

Schwimmclub.

Da muss ich mal ein ernstes Wort mit dem Christopher wechseln, ob das nun am Club oder an der Location liegt.

Jedenfalls. Schwimmclub. Abgefahrener Scheiß. Eine Meute von ungefähr 40 Personen beiden Geschlechts, die einfach lustig ihre Klamotten getauscht haben
Das bedeutet Mädels, die auf einmal Surfershorts und Tshirts anhaben und Jungs, die in Röcken oder Bikinis durch die Gegend rennen. Ziemlich bizarr anzuschauen bei Temperaturen, bei denen ich mit langer Hose, Tshirt, Hemd und Jacke unterwegs bin und meine Hände trotzdem Eiszapfen sind. Die jungen Menschen sind also entweder einiges gewohnt oder allesamt rotzebesoffen und merken die Grade gar nicht. Viele von ihnen sind mit Schwimmflügeln bekleidet und eine Dame hat sogar ein riesiges, aufblasbares Drachenmonster im Gepäck.
Die Herren tragen oftmals Schnorchel am Haupte und wen dies erst wundert, der stellt fest, dass man mit diesen wunderbar trichtern kann. Die frage bei der männlichen Gattung, welche mir sofort in den Sinn kam, war: Wo haben die ihr Geld?
In England bekommt man unglaublich große Münzen, da die 10 Pencemünze hier größer als das Pfund ist und allesamt sind schwerer als der Euro und wenn die Bikinis schon so knapp sind, dass man teilweise den Eiersalat begutachten kann ... wo ist das Kleingeld hingewandert? Ich bin der Frage nicht weiter nachgegangen, aber empirisch ließe sich da bestimmt was machen.

Die soeben erwähten Schnorchel sind im Basement, wo wir den Abend nun starten auch durchaus von Vorteil. Erstens ist die Musik ziemlich beschissen, zweitens ist der Boden nass und siffig, drittens will man hier wohl eh nur günstigen, krankheitsbehafteten Sex abgreifen und letztens kosten hier 3 Bier nur 5 Pfund, was dem ganzen das Prädikat "Früh hingehen, Geld dalassen und dann besoffen sein" einbringt. Kein Ort zum Wohlfühlen aber Abfüllen.
Wir bleiben leider länger als erhofft und immerhin bekomme ich dauernd Bier und Kurze, aber die Verkleidungen wandeln sich nun in Richtung Feuerwehrfrauen, Polospieler und auch ein übergroßes Plüschkostum konnten meine Äuglein ausmachen.
Zusammengefasst, erinnert alles ziemlich an eine Verbindungsparty von amerikanischen Collegeboys und wer das mal erlebt hat, der will selbst nach dem Anblick nur schnell heim und duschen.

Im Basment erleben wir auch noch eine Freundin der Freunde von Mel, die, sagen wir "einen ungewöhnlichen Bekleidungsstil" pflegt. Und zwar trägt Bragirl, wie ich sie nur nenne, eine Art Büstenhalter über ihrem schwarzen BH (dank den offensichtlichen Trägern ist die Farbe offensichtlich) und dieser Halter hat die Beschaffenheit einer beigen Gardine.
Erst dachte ich, dass die Dame zum Schwimmverein gehört, doch dies stelle sich als Irrtum heraus. Jedenfalls trägt Bragirl einen sehr hochgezogenen Rock, der einen Spalt zwischen Bustier und Rock lässt und erst dachte man, dass da unten ihren Hupen rausschauen, doch das war irgendwie Bauch und sehr seltsam anzuschauen. Professioneller und lupenreiner Männerfang mit Gehirn sieht anders aus. Finde ich.

Danach geht es auf ins Sinners und der Name is Programm. Namensgebungstypisch steht ein Käfig im Eck auf einem Podest, aber alle, die es in den Käfig wagen, sind wenig zirkusfirm und stehen dumm rum und geilen niemanden auf. Nicht mal Internetwichser würden da Freude strahlen.
Mel beschwert sich auch über die tänzerischen Nichtqualitäten der Teilnehmer, weil sie wohl mal als solche gearbeitet hat und das kann ja nur als Pluspunkt verbucht werden. Der Mietvertrag erlaubt mir nicht, dass ich Stangen oder Käfige in meinem Zimmer aufbaue, so dass der Mehrwert dieser Entdeckung doch eher gering bleibt.
Das Sinners ist heller und einladender als der Keller, aber eine Viertelstunde auf ein Bier anzustehen frohlockt mich nicht, die BBC-News auf den Bildschirmen wirken nicht atmosphärisch und auf der Toilette gibt es zwar wieder Deo und Parfum und den obligatorischen Schwarzen, der einem diese aufsprüht, aber wenn man dies nicht möchte und sich damit nicht in den Kreis der Trinkgeldgeber aufkauft, dann bekommt man nicht mal ein Papierhandtuch, um sich die Hände abzutrocknen. Service wird jedenfalls anders geschrieben.
Im Sinners sehe ich auch das erste Mal zwei Kerls den Kopf aneinanderlehnend und sich gegenseitig brünftig etwas entgegendrufend. Das hat man gesehen! Das kennt man aus Filmen! Und albern ist wohl das richtige Wort für solch ein Benehmen.

Wir haben die Nasen voll und ziehen weiter ins Bellatyne, dessen Namen ich nun auch kenne. Erprobter Leser kennt den Ort als Bar in den Gates, der weiß eingerichtet ist und in orangenem Licht erleuchtet ist.
Hier verbringen wir ein paar Takte, ich trinke Bier und es passieren noch Dinge:
Als Mel und ich kurz nach draußen gehen um uns an der frischen Luft eine Zigarette zu erlauben, betreten Alice und Etienne den Eingangsbereich. (Alice tauchte auf, weil Etienne ihr schrob. Ich sagte Hallo und das wars). Wir wiesen die beiden per Handzeigerei in Richtung des Tisches, wo die anderen saßen.
Als wir nach der Pause wiederkamen, war von den beiden nicht die kleinste Spur zu sehen, so fragte ich Josy und James, die neben mir saßen, ob sie den Belgier gesehen hatte, da ich nicht davon ausging, dass sie sich den Namen des Jungen gemerkt hatten.
Das Gespräch spielte sich dann folgendermaßen ab:

Ich: Habt ihr den Belgier gesehen oder kam der an den Tisch?
James: Der Franzose?
Ich: Nein, der Belgier!
James: Welcher Belgier? Der Franzose, der Französisch spricht?
Ich: Nein, der Belgier mit starkem französischem Akzent im Englisch.
Jamesn: Welcher Belgier? Mit uns war ein Franzose unterwegs.
Ich: Ne, der war aus Belgien und hat Englisch gesprochen.
James: Irgendwer hat französisch gesprochen.
Josy: Nein, keiner hat franzözisch gesprochen. Er war ürbigens nicht hier am Tisch.
James: Was sprechen die überhaupt für ne Sprache in Belgien? Belgisch?
Ich: Nein, die haben als erste Sprache französisch, aber er spricht hier englisch.
James: Wo kommst du überhaupt her?
Ich: Aus Deutschland, hab ich dir schon gesagt.
James: Also sprichst du französisch!!
Ich: Nein, ich komm aus Deutschland, ich spreche ursprünglich deutsch! Ich wollt doch nur wissen, ob ein Belgier am Tisch war.
James: Ne, von nem Belgier weiß ich nichts. Aber am Anfang des Abends war ein Franzose da.
Josy und ich: NEIN!! Der war aus Belgien!!!!
James: Wo liegt dieses Belgien überhaupt? Was sprechen die da?


An dieser Stelle bin ich einfach ausgestiegen, weil mir das zu doof war. Wenn James nicht trinken UND denken kann, dann soll ihn irgendwer heim oder aufs Klo bringen.

Ich traf dann noch ein Mädchen aus Irland, die wohl auch zur Gruppe gehörte. Sie sprach nur davon, wie sehr sie Käse liebe und, dass sie sehr betrunken sei, wofür sie sich vier Mal entschuldige. Ich war wohl der einzig Nüchterne. Engländer sollten wirklich an ihrem Trinkverhalten drehen, wenn ICH sogar nüchtern wirke. Sehr seltsam dieses Eiland.

Freitag, 8. Oktober 2010

No age anywhere

Gestern stand dann abends nach dem Handydesaster noch ein Konzertbesuch mit dem Amercian Dude Jon an. Jon scheint bisher ein trunkener, verplanter Kerl zu sein, der "Newcastle und England einfach nur geil findet, da das Studium hier so verdammt günstig ist" und er erst bei seiner Ankunft erfahren hat, dass die Uni eine der besten von England ist.
Insgesamt liefert der Gute also bisher einen akzeptablen Kompagnion ab und Mitte der Woche erhielt ich von Jon die Einladung, auf ein Konzert der amerikanischen Gruppe "No Age" zu gehen. 12 Pfund klangen nach einem fairen Preis und so trafen wir uns gestern im Stadtzentrum und nahmen von dort aus die Metro in Richtung "Cluny", wo die Sause steigen sollte.
Im Zentrum gabelten wir noch José auf, einen Portugiesen, der hier nach seinem Abschluss noch mal ein neues Studium beginnt, da er in Portugal keinen Job gefunden hat. José hat einen speziellen Stil. So trägt der Mann aus Portugal kurzgeschorenes Haar auf dem Schopf, hat aber an der Seite einen kleinen Hare Krisha Zopf an dein Haupt gepinnt, was ich so noch nicht gesehen habe.

Am Zielmetrobahnhof angekommen gabs dann erst mal ein großes Rätselraten, wie wir denn wohl zum Club kommen würden, aber entschieden uns instinktiv für die richtige Richtung und unterwegs erfuhren wir dann auch die genaue Route. Wir hatten nämlich alle professionell nicht nachgeschaut, wo genau der Club ist. Das wär ja auch irgendwie zu einfach, für Studenten wie uns.

Das Cluny ist nun ein Club, der einen sehr stark ans Kula in Konstanz erinnert, für alle die da schon mal aufgeschlagen sind. Wahrscheinlich erinnert es auch an jeden anderen Ort, der einen Barraum abgetrennt von einem Bühnenraum hat. Jedenfalls gibt es einen seperaten Bereich mit einer L-förmigen Bar, an der man verschiedene Biere und Longdrinks ordern kann, jedoch zu einem eher hochwertigeren Preis. Für einen Rockclub, fand ich 3,50 für ein 0,4 Bier dann schon eher stolzerer Natur. Immerhin gab es auch Erdinger und das gute am Clunsy ist, dass sie das meiste Bier, auf Wunsch, auch in Plastikbecher füllen und man so an der frischen Luft seinem Genuss frönen kann. Man kann im Clunsy auch kleinere Essensgeschichten, wie Pommes oder Burger, ordern

Wir hielten uns draußen eine Weile auf und sprachen über Jungsthemen wie Zeitungen, Nazis, Weiber und natürlich Arbeitslosigkeit und José berichtete, dass 80% der jungen Griechen das Land für ein Auslandsstudium verlassen hätten und wohl auch nicht mehr zurückkommen würden, da der Arbeitsmarkt so schlecht bestückt sei. Man weiß nicht genau, woher der Kerl diese Zahlen hat, aber sofern er ein wenig richtig liegt, beutelt das Griechenland nur noch mehr und es gibt mehr Gyrosläden und türkischen Joghurt. Mir macht das persönlich nichts aus, ich kann mit Griechenland eh nicht so viel anfangen und vielleicht dämmt Gyros die Dönermafia dann ein bisschen ein.

Irgendwann nach drei Bier begannen No Age dann auch zu spielen und ich würde die Jungs (drei an der Zahl) am ehesten in die Richtung Postpunk/Garage Rock packen. Natürlich hatte ich mir daheim KEINEN der Youtube-Links, die mir Jon geschickt hatte, zu Gemüte geführt und wusste so auch nicht, was mich erwartete. Die einzige Idee, die ich im Vorfeld mit auf den Weg bekam, war wiederum von Jon, der mir sagte, dass sie Rockmusik spielen.
Sie machten dann auch für über eine Stunde einen Höllenlärm, da die mitgebrachten Instrumente Schlagzeug, Bass und elektronischer Dudelkasten den kleinen Laden ordentlich aufmischten.
Ich hatte das Gefühl, dass das alles nicht so ganz eingestimmt war, da das Schlagzeug schepperte und der Gesand bzw. das Geschrei des Sängers ziemlich untergingen. Abgegangen ist mal keiner, aber ich fands soweit gut.

Wir kamen dann nach Hause und ich hatte ein schreckliches Fiepen und Piepsen im Ohr, das heute erst vor einer Stunde aus meinem Gehörkanal verschwunden ist.
Mir gings heute eh nicht so gut, da die beschissenen Kinder auf ihrem Weg zur Schule scheinbar vor unserem Haus ihren Treffpunkt haben, laut sind und dazu irgendwelche bekackte Handymusik abspielen.
Könnte man die Fenster richtig öffnen, würde ich immer einen Eimer eiskaltes Wasser vor dem Fenster stehen haben, um die Blagen zu vertreiben, aber wie gesagt, die scheiß Fenster.

Heute ließ ichs dann ruhig angehen, mit Uni um 11, Burgern zum Mittagessen und einem kleinen Bier und ein bisschen fernsehen mit Mel und Fiona.
Uni war indes sehr gut, weil ich nun als Hausaufgabe aufhabe, mir alle möglichen Shows im britischen Fernsehen anzusehen, damit ich besser über die britische Kultur Bescheid weiß. Na das sind doch mal Aufgaben, die mir liegen. Medienstudien for the win!

Handyodyssey

Was lange währt, wird endlich gut. Handy in trockenen Tüchern, bzw. einem Hartplastikcase, damit nichts kaputt gehen kann und so. Passiert ja manchmal, ein iPhone hab ich auch schon auf dem Gewissen.

Also gestern kam jedenfalls gegen Mittag endlich meine Pinnummer und so habe ich mich übereifrig sofort auf den Weg gemacht, um mir ein Telefon zu besorgen, mit dem ich dann unterwegs mal ein Schwätzchen halten kann.
Meine bisherigen Versuche habe ich ja bisher schon hier skizziert und dabei aufgezeigt, wie schwierig es ist, hier irgendwas abzuschließen. Das ging gestern ähnlich weiter und los gehts:

Ich ging zuerst zu T-Mobile, weil die so ein geiles Angebot für Studenten hatten. Für 20 Pfund im Monat gabs da stolze 600 Minuten, unendlich viele SMS und unendlich Internetnutzung. Das klang doch recht fein und den Vertrag wollt ich mir gleich mal schnappen. Durch meine Telefoniererei in Deutschland wusste ich, dass mir 300 Minuten nicht reichen und da die Minutenpreise über den Flatminuten dann deutlich teuer sind, wollte ich hier auf Nummer sicher gehen.
Also rein in den Lade und noch mal auf Nummer sicher gehen. Aha, das Angebot gilt nur bei einem Abschluss über 24 Monate, also wollt ich gleich mal den Preis für 18 Monate wissen. Aha, 25 Pfund dann doch schon. So, kein Thema, immer noch ein sehr gutes Angebot. Welches der beiden Handys ich denn haben wolle. Das Scheißdreck X80 oder der Hurenmist M1250. Keins von beiden natürlich, Meister Lampe, ich hätte gern das Samsung Wave. Okay, da müsse man dann nun erst mal meine Kreditwürdigkeit prüfen. Also Karte ins Lesegerät, Pin eingegeben und voila! kann ich so nicht abschließen, muss ich 3-6 Monate warten und dann wird auch noch eine Kaution über 150 fällig. Warum ich mir nicht nur ne Simkarte hole? Weils scheiße ist, deshalb.

Also ab zu Carphonewarehouse, einer Unternehmung, die einfach alle Verträge aller Anbieter anbietet. Wieder 150 Pfund Kaution, der selbe Vertrag kostet nun aber schon 35 Pfund und hat beschränktes Internet. o2 wäre dann der Anbieter. Aber aha, man hat gar kein Samsung Wave da, in keinem der Läden in der Stadt. Man glaube auch nicht, dass das wieder reinkäme. Hallo?? Das Teil ist brandneu.

Okay, ab zu o2 selber, die werdens ja nun wohl richten können. Erstmal ne EWIG fette Schlange und irgendwie geht dann auch noch der Feueralarm an als ich den Laden betretet und beim Verkaufsgespräch erfahre ich dann, dass ich 35 Pfund pro Monat zahlen müsse, da aber dann noch 5 Pfund pro Monat dazukämen, wenn ich denn auch Internetfunktionen nutzen wolle. Samsung Waves habe man aber keine da und auch iPhones, die dann nämlich pauschal einfach 40 statt 35 und 5 kosten, sind alle vergriffen.  Wiederum seien dann 150 Pfund Kaution fällig.

Vodafone dagegen hatte alles was ich wollte. Nicht mal ne Kaution musste ich zahlen und die wäre hier dann bei 100 Euro gelegen. Nun hab ich also nach langem Warten, Rennen, Hin, Her und viel Gerede endlich ein Telefon und kann mal mein sozial total verzogenes Kellerwesen aufpäppeln und mit Leuten in Kontakt treten.

Ich werde nicht verraten, was ich mir nun für ein Telefon geholt habe. Das hier ist ja keine Seite, die irgendwas bewirbt!!!

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Marks Geburtstag

Die Geburtstage fallen hier wie die Äpfel vom Baum: Fiona, der Belgier und nun war auch Mark in den Kreis der Geburtstagskinder aufgenommen worden. Meiner ist übrigens am 4. Januar, nur für die, die das grad nicht aufm Schirm haben. So habt ihr noch genug Zeit, mir ein feines Präsent zu erwerben. Also marsch in den Laden!

Also Mark feierte Geburtstag und wir hatten das bei Fiona schon so angefangen wegzugehen und was zu essen und behielten das auch gestern bei.
Als erstes besuchten wir in "The Gates", einem riesigen Vergüngungszentrumsding, das Restaurant "Nando". The Gates ist eine Art Glaskasten, in dem auf mehreren Etagen Bars, Restaurants, Clubs und ein Kino untergebracht sind.
Nando dagegen ist eine hiesige Restaurantkette die mit ihrem afro-portugisischem Hühnerangebot wirbt. Ich hatte einen Double Chicken Filet Burger mit Medium Peri-Peri-Sauce, Chips und Cowl Slaw. Leckere Sache soweit. Nur ein kleines Problem hatten die Briten am Tisch dann. Und zwar erscheint es so als würde es hier kein MezzoMix geben. Ich habe es noch nirgendwo käuflich zu erwerben gefunden und als ich mir illuster aus Cola und Fanta eben jenes Getränk mixte, erntete ich am Tisch dann doch sehr Fragezeichenbehaftete Gesichter. Ob das denn nicht eklig sei und, dass das doch eklig sei und wie man sowas nur trinken könne. Fiona nahm mir sogar die Flasche mit der Sauce weg, die in der Nähe meines Glases stand. Nicht, dass jemand auf die Idee käme, ich hätte meinem Getränk einen kleinen Schuss Piri-Piri verabreicht.
Und da begann der Spaß erst richtig. Denn mitten im Gespräch machte man sich wieder über meine Toilettenneigung lustig.

Hier bekenne ich: Ich uriniere im Sitzen. Jedenfalls zu Hause und bei den meisten anderen Leuten, deren Klos im Bekanntenkreis zu finden sind. Sonst stehe ich natürlich und pisse männlich mal hier und mal da daneben und scheue mich auch nicht davor, mal ein Handtuch vollzupissen, wenns den grad der Manneskraft dient.

Und genau dieses Lippenbekenntnis sorgt im Hause, insbesondere bei Fiona, immer wieder für Hohn und Spott, was ich nicht so recht nachvollziehen kann. Klar kennt man in Großbritannien wenig was mit Kult- anfängt und -ur aufhört, aber es ist doch reiner und feiner und es geht nix daneben. Vielleicht sollte ich einfach mal die Klobrille vollscheißen und ihr dann erklären, dass ich zwar im Sitzen uriniere, dafür aber im Stehen kacke. Das wäre vielleicht eine feine Sache.

Nun wisst ihr mal, wie ich das daheim so halte. Muttergeführtes Haus und so.

Jedenfalls verließen wir dann das Nando und begaben uns per Rolltreppe ins Erdgeschoß der Gates, wo wir eine neue Bar in futuristisch weiß und Neonorangbeleuchtet eingerichtetem Ambiente begingen. Dort warfen wir einen Blick auf die Getränkekarte und uns vielen die Augen aus dem Kopfe: 3 Pfund für einen Cocktail, 2 Pfund das Bier und Schnäpse auch 2 Pfund?
Das Paradies ward somit gefunden und insgesamt lies ich genug Geld für 6 Bier, einen Cosmopolitan und eine Jägerbombe in dieser Bar. Sam und Mel verließen uns während der Aktion gar luschig, da die beiden, wie sie sagten "noch Arbeit vor sich hätten".
Man sieht, die Substanz im Heim beginnt zu bröckeln und nicht alle ziehen mit auf dem Weg zum Alkoholiker.
So spaßten Fiona, Mark und ich den Abend über, bis wir seelig mit der letzten Metro in den Wolfsbau düsten, ich noch zwei Bier verschlang und heute morgen gar wohlig und ohne Katermüdigkeit, Kopfweh und Lust zu erbechen aufwachte.

Dafür habe ich im Lauf des heutigen Tages keinen Tropfen Alkohol auch nur angeschaut und morgen gehts dann mit Jon, dem American Dude auf ein Konzert von irgendeiner Band in irgendeinem Club.

Ich hör den Zapfhahn schon wieder gurgeln.

Dienstag, 5. Oktober 2010

Nachruf: Der Geburtstag des Belgiers.

Wie ich bereits am Ende eines vorangegangenen Blogs erwähnt hatte, war es am Ende der letzten Woche der Geburtstag des Belgiers gewesen. Am Freitag, um ganz bei der Wahrheit zu bleiben.

Da Belgier vielleicht von Natur aus nicht die nachdenklichsten Menschen der Welt sind oder einfach, um uns die ganze Sache einfacher zu machen, schlug Etienne das Krähennest als Ausgangsort der Feierei vor. So wusste immerhin jeder, wohin es geht, da wir in dieser Bar schon am Mittag waren.

Meine drei Mädels waren an diesem allesamt auf Tour: Mel wollte sich mit ihren Marinefreunden treffen, Sam hatte vor mit einer Freundin in eine Bar zu gehen und Fiona war von Leuten aus ihrem Kurs zu einer Art Freifilmnacht eingeladen worden. Ich war also allein auf der weiten Flur und so ganz froh, dass auch ich Pläne für den Abend hatte.

Um 9 sollte die Geburtstagsause beginnen und da ich nicht wusste, wie ich die Zeit über den Jordan bringen sollte, beschloss ich Mels Einladung zu folgen und noch kurz mit ihren Marinehomies abzuhängen. Diese trafen sich im Gebäude der Students Union, das sich mitten auf dem Campus befindet und gar nicht weit vom Crow's Nest entfernt lag. Perfektomat also.
Da Mels Kommilitonen nicht gerade von der Sorte "Superheldengeschichten mit viel Blut und Krawall" oder "geil aussehend, weiblich und Möpse" waren, kippte ich mein Bier dementsprechend hurtig und schwang mich ins Nest der Krähe.

Dort saß Etienne recht einsam mit einem kleinen Glas Bier an einem Dreiertisch. An sich noch keine beunruhigende Enthüllung, die Uhr hatte sich gerade erst auf der 9 Uhr ausgeruht und da die Gäste auf diese Zeit geladen waren, konnte damit gerechnet werden, dass sie erst in dern nächsten halben Stunde ankommen würden. Keiner will gern der oder die Erste sein. Auch die Geschichte mit den drei Stühlen am Tisch kam mir nicht Spanisch vor, die Bar war sehr voll und scheinbar an jedem Tisch schienen sich trinkwillige Engländer eingefunden zu haben.

                                  Ich hätte es besser wissen müssen.

Natürlich sollten wir an diesem Abend zu dritt bleiben: Etienne, ich und die Nerventröte Alice. Die hatte ich schon am Donnerstag gefressen. Es gibt einfach Menschen, die besser keine Wellen zu Tönen und dann Worten formen sollten. Weil Grütze eben immer Grütze ist, auch wenn man sie zu einem großen Haribogoldbären formt. Physikalisch ganz einfach zu belegen.
Ich erklärte den beiden gleich mal, dass ich mich heute eher nach einem ruhigen Abend sehnte und deshalb so gegen 12 auf die Metro hüpfen würde, was die gute Frau aus dem Wunderland gleich mal mit einem "Wir nehmen alle ein Taxi. Da können wir länger bleiben und so ist es günstiger für jeden, wenn wirs uns zu dritt teilen", abfangen wollte. Dumme Idee sowieso. Etienne wohnt auf der anderen Seite der Stadt. Das ist auch nicht wirklich günstiger, wenn der Taxifahrer einmal durch ganz Newcastle drehen muss, bevor alle angekommen ist. Aber gut, Logik ist ja auch nicht wirklich eine Kompetenz in diesen Tagen. Die Begründung warum Wunderfrau keine Metro besteigen wollte, liegt darin begründet, dass sie bisher immer von ihrem Haus zur Uni gelaufen ist und keine Ahnung hat, wie sie nun von einer der beiden Metrostationen heim kommt.
Ich find, Menstruationsbeschwerden sind ein Scheiß gegen solch elementare Probleme. Also wenn man einen Orientierungssinn wie ein faulender Apfel hat, dann ist das bestimmt eine Art Weltuntergang.

Nun saßen wir im Nest und ich war schon ganz verliebt in meine dritte Bierflasche und ich konnte fühlen, dass alles gut werden würde.
Doch natürlich kam alles anders.

Irgendwer, dessen Namen ich gar nicht mehr nennen muss, kam auf die geile Idee uns in einen Club zu schleppen. Natürlich nicht irgendeinen lapidarden Club. Sie hatte den fünftbesten Club DER WELT für uns aufgetrieben, jedenfalls sei er in einer sehr empirischen Umfrage dazu gewählt worden. Das Wort "empirisch" hab ich hier nur eingefügt, damit die Spinnerei wenigstens noch ein bisschen Wahrheitswasser schlürfen darf und nicht komplett zur Komödie verkommt.
An dieser Stelle wand ich schon ein, dass ich gar nicht so in Raketenabschuss- oder Füßewundlaune sei, aber das galt hier keinen Pfifferling.
Nun wusste unsere Führerin natürlich nicht wo der Club liegt, nicht mal den Straßennamen oder sowas gutes, was Klarheit bringen könnte. Was macht man also, wenn man nicht weiß, wo das Ziel liegt?
Richtig, einfach drauflos laufen. Taten wir dann auch und kamen am "Tigertiger" an, einem Club der sich über mehrere Etagen zog. Ich warf noch mal vor die Füße, dass ich gar nicht so in Stimmung sei und kein Geld hätte und alle guten Ideen, die ich fand, aber die beiden waren schon in Richtung Tür marschiert. Na doll, dann eben rein in die Höhle des Löwen, bzw. Tigers.

Fünf Pfund Eintritt waren dann doch legitimer als erwartet.
Nun fasse ich mich kurz, da ich niemanden um halb Vier den Tiefschlaf bringen will und erwähne nur noch die geilsten und ungeilsten Dinge.

Geil:
  • 50-jährige, fette Frauen, die mit ihren ebenfalls fetten Töchtern um die 18 feiern gehen und alle wie lustige Presswürste dreinschauen und aussehen.
  • Parfum und Deo auf der Toilette UND einen Schwarzen, der einem Seife auf die Hand macht und danach ein Papiertuch zum Trocknen reicht. Warum der ausgerechnet schwarz sein muss, weiß ich nicht aber ich war begeistert und ChupaChups-Lutscher gabs auch noch. Ich hab gleich mal zwei Pfund Trinkgeld dagelassen
  • SEHR günstiges Bier, wobei ich mir nicht sicher war, ob es sich um ein Pint handelt. Nach dreien davon fühlte ich mich aber schon recht gepintet.
  • Ich bin um 12 wie versprochen einfach abgehauen, auch wenn Alice mir erklärte, dass es keine Entschuldigung für mein Verhalten gibt. Passt auch, meine Mama hat mir beigebracht, dass ich mich vor Dummnuss-Schlampen nicht rechtfertigen muss.
Ungeil:
  • 50-jährige, fette Frauen, die mit ihren ebenfalls fetten Töchtern um die 18 feiern gehen und alle wie lustige Presswürste dreinschauen und aussehen.
  • Na ratet mal wer. Wer mir den Namen zuerst aufs Facebookprofil rotzt bekommt wahlweise eine Tasse mit meinem Foto, Gratissex, weil ichs nötig hab oder einen Schokoladenkuchen
  • Der Etienne tut mir voll leid.

Samstag, 2. Oktober 2010

Kriminelles Inselreich

England hat ein ganz schlimmes Problem mit Kriminalität zu haben. Jetzt keine Angst an dieser Stelle, mir ist nichts passiert.
Mir geht England mittlerweile nur ganz ordentlich schwer auf die Eier.
Ehrlich. Also soviel Bürokratiemist hab ich bisher nicht mal bei uns erlebt und wir sind das Land, das in dieser Kategorie eindeutig Gold-, Silber- und Bronzemedaille gewinnt. Und natürlich Sieger der Herzen und so weiter. Aber England toppt das. Nicht überall. Aber wer hier schon mal versucht hat, einen Monatsvertrag mit einem Telefonanbieter abzuschließen, der weiß was ich meine.

Das Ganze erinnert mich irgendwie an ein Computerspiel, wo man tausend Sachen sammeln muss, um nachher ein geiles Teil zu bekommen. Nun will ich aber kein speziell geiles Superteil, sondern nur ein langweiliges Handy.

Geht aber nicht.
Ist hier kompliziert.

Es beginnt erst mal damit, dass man nicht einfach ein Konto eröffnen kann. Jedenfalls nicht als Student aus dem Ausland. Dazu benötigt man als Gegenstand im Inventar einen Brief von der Uni, der bestätigt, dass man dort eingeschrieben ist und die Adresse passt. Mit diesem Brief von der Uni, der bestätigt, dass man dort eingeschrieben ist und die Adresse passt geht man nun zur Bank des Vertrauens und gibt dort den Brief von der Uni, der bestätigt, dass man dort eingeschrieben ist und die Adresse passt ab. Der Bankangestellte hämmert nun für eine halbe Stunde sinnloses Zeug in seinen Rechner, kopiert den Brief von der Uni, der bestätigt, dass man dort eingeschrieben ist und die Adresse passt und händigt einem dann unglaublich wichtige Bankdokumente aus. Mit diesen unglaublich wichtigen Bankdokumenten geht man dann zum ersten Mal zum Mobiltelefonladen. Dort wird man gefragt, ob man ein gültiges Inlandskonto besitzt.
Das hat man durch die unglaublich wichtigen Bankdokumente bereits abgedeckt. Nun braucht man noch eine gültige Kreditkarte und eine funktionierende Pinnummer. Und einen Wohnsitznachweis. Und einen zweiten Wohnsitznachweis auf einer Abrechnung von Gas oder Strom oder ähnliches. Weil doppelt gemoppelt eben doch besser hält. Dann muss man nur noch 100 Pfund im Vorfeld bezahlen, da man ja noch nicht so lang im Land ist und das Konto sehr frisch und dann hat man schon fast sein Telefon.

Die sind doch xenophob! Also in Deutschland kenn ich das so: Kontonummer hin, Adresse eintragen. Feddich.
Hier muss man sogar nachdem man Karte und Pin erhalten hat, bei der Bank anrufen und das bestätigen, damit das Konto freigeschalten wird.

Jedenfalls hab ich deshalb immer noch kein Handy, um das nur mal zusammenzufassen. Anscheinend passiert das alles, weils in England einige Ungereimheiten mit Kontosündern gibt und so. Wenn man denn den Mitbewohnern glaubt.

Freitag, 1. Oktober 2010

Einführungswoche beendet!

Sodela. Da wären wir nun. Eine Woche Einführungsquatsch. Endlich rum und nun darf der Ernst des Lebens dann auch bitte mal beginnen. Nicht zuviel natürlich, das kann man in meinem Alter ja nicht mehr so gut verkraften, aber ein bisschen mehr dürfte dann doch sein.

Gestern begann der Tag gleich lustig mit dem Treffen unseres Tutors, von mir nur noch Dr. Popo genannt, weil Liviu Popoviciu nun wirklich kein gängiger Name ist. Er kommt aus Transylvanien, wie wir erfuhren und uns wurde verboten irgendwelche Vampirwitze zu erzählen. Dr. Popo ging noch einen Schritt weiter, da er scheinbar ein Lehrbuch über den Mythos der Vampire geschrieben hat und jeden droht, einen fünfstündigen Monolog über das Thema zu halten. Wahrscheinlich soll das als Abschreckung dienen, aber das war so das einzige, was mich an der Einführungswoche interessiert hätte. Ich werde ihn bei Gelegenheit mal drauf ansprechen.
Jedenfalls saßen wir zu 14t in unserem kleinen Raum und jeder musste sich vorstellen. Das lief auch soweit recht reibungslos.
Doch dann kam Charley.
Charley ist seineszeichens Chinese und ein sehr alter dazu. Charley zählt 28 Lenzen und wir bald 29, wie er uns mitteilen wollte. Charley war eh SEHR mitteilungsbedürftig, doch das erfahrt ihr gleich. Um einen besseren Einblick zu ermöglichen, wie das hier von Statten lief, werde ich nun aus der Egoperspektive erzählen und Charley Vorstellungsmonolog festhalten.
Vorhang auf:

"Ich bin in einem kleinen Dorf in China geboren worden. Seit ich denken kann, wollte ich Journalist werden. Ich träumte nachts, davon Journalist zu werden. Ich träumte tagsüber davon, Journalist zu werden. Nichts in der Welt war größer als dieser Wunsch. Also studierte ich einen Bachelor im Bereich Journalismus. Alles schien möglich, meine Träume sollten endlich erfüllt sein. Doch, wie ihr wisst, in China gibt es weitläufige Zensur in den Medien. Alles wird kontrolliert und so arbeitete ich ständig unter dem Licht der Zensur. Ich war als Editor eingesetzt worden und musste Texte schreiben und überarbeiten und Zensur überall. Nicht mal Karaoke singen ist erlaubt. Dann traf ich einen Freund. Er war schwul. Nein, er ist es immer noch. Und er hat mich veführt und ich hatte Sex mit Männern und jetzt bin ich auch schwul. Und ich habe einen Freund und wir haben oft Sex. Und ich wollte unbedingt nach Newcastle und mein Freund hielt mich ab. 2008 und 2009 und dieses Jahr durfte ich gehen. Er wollte sonst kein Wort mit mir reden. Und ich bin so froh, dass ich schwul bin und das in England einfach so jedem sagen kann."

Und DAS hatte nun sehr offensichtlich jeder mitbekommen. Unser Tutor lag während dieses Vortrags, der noch viel länger ging, aber ich kann mich nicht mehr zu 100% dran erinnern, mit dem Kopf auf dem Tisch, hochrot und ich glaube alle mussten lachen, weil das so aus dem Blauen heraus kam. Ich fand das ja sehr sympathisch und es hat mir meinen Tag versüßt. Wenn ich Charley wäre, würde ich nun nur nicht draußen auf der Straße herumrennen und es jedem erzählen. Es könnte doch sein, dass nicht jeder so liberal und tolerant ist, wie sich der gute Herr das vorstellen möchte.

Danach folgte eine weitere Vorstellungsrunde mit mehreren Leuten und auch da gab es wieder einen feinen Herrn, dieses Mal aus Griechenland, der folgendes in den Raum feuerte: "Mein Name ist Costa. Ich komme aus Griechenland. Ich studier hier, aber ich bin schwer süchtig und brauch dringend eine Zigarette, weshalb ich eine Pause vorschlage."

Und diese Pause gab es dann auch und in der Pause lernte ich Etienne aus Belgien, Yasiliki und Costa aus Griechenland, Jon aus Amerika, Marit aus Holland, Alice aus Rumänien und ich hab seinen Namen vergessen aus England kennen. Dazu noch Ali aus Griechenland, doch die kannte ich schon. Ich hatte nur ihren Namen vergessen. Aufmerksam, wie ich halt manchmal bin. Das mag daran liegen, dass Ali nicht grade das ist, was der feine Typ wäre. Vor allem erscheint mir seltsam, dass sie mich schon zu sich und danach auf einen Kurztrip nach Spanien eingeladen hat. Warum kann das nicht mal ein anderer Typ Frau sein, der mir sowas anbietet. Ach ja, apropos. Marit, die gutaussehende Dame am Tisch hat natürlich einen Freund. So ist das immer, die geilen sind vergeben. Und treu.

Heute Abend hat Etienne Geburtstag. Das heißt, eigentlich schon den ganzen Tag über. Aber heute Abend feiert er. Und ich werd wohl hingehen, weil ich nichts besseres weiß und ein paar Freunde zu haben kann wohl nicht schaden. Bin laser gespannt, wie das werden wird.