Sonntag, 5. Februar 2012

Nun bin ich nach langer Zeit wieder zurück in England. Da meine Blogeinträge aus anderen Landen wenig Anklang bzw. Resonanz hervorgebracht haben, bin ich mir ganz ganz sicher, dass das mit dem Land zu tun haben muss, aus welchem ich ständig Berichterstattungen vergebe. Deshalb wird sich das ja nun auch wieder ändern. Das hier ist England, so real und from the heart, wie eine Sache nur sein kann. Straight from the island würde man fast sagen und der Kontinent erscheint nicht nur sichtlich in weiter Ferne ... auch im Herzen tränt und quietscht es, aber was tut man nicht für ein bisschen Beachtung?

Nach fast einer geballten ganzen Woche England gibt es nun schon wieder einiges an Unsinnigem zu berichten. Engländer sind ja schon von grundher anders. Anders als wir könnte man einfach sagen, da sich ja auch die anderen Europäer diverser Gepflogenheiten erfreuen, die unsereins als seltsam abstempeln könnte (warum zum Beispiel zieht der Spanier einer effizienten Arbeitserfüllung träge Siestas und eiskaltes Bier vor, wo er doch stetig an der Maschine die Knöpflein betätigen könnte und damit so viel schneller ins gepflegte Eigenheim ausscheiden könnte? Warum gibt es in Russland eine stetige Guerilla von nazifaschistischen Anhängern, welche sich Hakenkreuze auf Stirn, Nacken und Dekolleté tättowieren lassen, wobei gerade dieses Volk nicht unbedingt damals so weite Sprünge hätte springen können?). Es scheint Verwirrung allenorts zu herrschen und ohne den Kontakt zur Außenwelt, Schottland, Wales und Gingerland mal außen vor gelassen, bieten sich bereits nach wenigen Tagen Eindrücke, die sichtlich auf mein kontinentales Gemüt zu drücken versuchen.

Angefangen hat alles mit dem zwanghaften Drang, in egal welcher nur möglichen Situation, eine Jogginghose zu tragen. Es scheint fast, als gelte hier ein landesweiter Befehl, welcher Probanden in diese missliche Lage zwängt. Denn machen wir uns nichts vor ... sobald eine Jogginghose getragen wird, und dies merkt man schon beim praktischen Umgang mit diesem Kleidungsstück, dem Joggen, wirken Dinge in den Taschen zentnerschwer, was man mit normaler Beinkleidung niemals für möglich hielt. Geht man davon aus, dass die grundlegende Taschenfüllung eines Mannes in Geldbeutel, Feuerzeug, Schlüssel und Überlebensmesser besteht, so sind die Taschen bodentief herabhängend und jeglicher Versuch cool zu laufen wird im Keime erstickt. Nun könnte man argumentieren, dass geneigter Engländer zu einer besonderen Gesellschaftsschicht anheim ist, wo Schlüssel hinfällig werden, da sich Zutritt zu Häusern durch Zutreten gestattet wird, aber ist diese Annahme ob jeglicher Versuchsanordnung im Normalfall nur als lächerlich anzusehen und bedarf an dieser Stelle fachgerechter Falsifizierung durch entsprechende Tests.

Um den Faden bunt weiter zu stricken, bleiben wir nun auch beim Thema bunt. Natürlich sieht man Brathähnchen auch bei uns in den Landen, aber was hier für Schindluder mit Bräunungskabinen getrieben wird, spottet jeglicher Beschreibung. Dies kommt vorallem durch die fehlenden Sonnenstrahlen zu Stande. Ich lasse es mir ja gefallen, wenn jemand einen Täuschungsversuch unternimmt, welcher unter realen Bedinungen zu Stande kam. Aber wenn hier einer im verschneiten, düster-regengrauen Norden eine Hautfarbe hat, dass man seine ethnische Zugehörigkeit glatt jemandem anders zuschreiben könnte, so erkenne ich das als klaren stylischen Frevel an. Wo es keine Sonne gibt sind die Menschen eben blass, man denke da mal nur an Fritzels Kindern, die waren ja auch keine gerösteten Insulaner. Um dem Bild eine etwas tiefere Schärfe zu verleihen sei an dieser Stelle eine Momentaufnahme des englischen Lebens dargeboten. Nicht, dass es noch hieße, ich sei dem Inselkoller verfallen und lalle nur gar garstig vor mich hin.



Letztens erspähte ich in der Fußgängerzone sogar eine Dame, deren Eltern offensichtlich Niederländer sein müssen. Ansonsten sei ihr Teint, der so in etwa wie das folgende Bild demonstriert, unter keinen Umständen erklärlich.



Um dem Ganzen nun einen gebührenden Abschluss einzutrichtern, soll erwähnt sein, dass es gestern Morgen begonnen hatte sehr argwöhnisch zu hageln. Ich verbrachte leicht fröstelnd meinen Lebensabend in der universitären Bibliothek und schweifte unter den Bücher mit meinen Blicken leicht in Richtung der Fenster und musste erkennen, dass mittlerweile eine Art Blizzard eingesetzt hatte. Als ich mein Lesenswerk beendet hatte, kämpfte ich mich durch den Trubel nach Hause und während ich so zu meiner Metrostation hastete, wurde mir eines doch sehr klar: Bewohner Newcastles sind entweder zu dumm, um zu bemerken, dass sich die Witterung geändert hat oder aber durchschnittliche Sinne wie Sehen und Tasten sind außer Kraft gesetzt worden, so dass nur eine landesweite Meldung "Der Winter ist da"  eine Änderung der Begebenheiten bedingen kann. Ansonsten läuft oder schlittert man in Newcastle auch bei Hagel munter weiter ohne Socken, im T-Shirt, auf übermäßig Hohen Schuhen und ohne Jacke, weil die Illusion hält ja auch warm und denkt sich nichts weiter dabei, weil die Lunge vor lauter Entzündungen und klammhaften Rauchen im Schneetreiben eh schon längst kollabiert ist.

Als Schlusswort fein ist nich dieser Artikel, der dem geneigten Leser die Befindlichkeiten noch näher zu schildern vermag: http://www.thenewsgrind.com/news/uk-news/blizzard-warning-forces-geordie-girls-into-extra-layer-of-fake-tan/

Mittwoch, 31. August 2011

Radio Gaga

Wer in Deutschland Radio hört, der wird sich die Frage, wie Hitler in Deutschland die Macht "ergreifen" und behalten konnte, wie Abermillionen Juden, Roma, Freigeister den KZs der Nazis zum Opfer fielen, nicht weiter stellen. Nicht stellen müssen!
Ach, wer in Deutschland radiot, der stellt sich nichts. Außer ein Bein.

Radio in Deutschland ist Demagogen entsprungenes Diabolikum. In keinem anderen Bereich des öffentlichen Interesses herrscht soviel Stagnation wie hier, nicht mal der CSU. Selbst wenn die Elbe oder der Rhein komplett austrocknen würden, wären diese immer noch die Autobahn des Reiches, verglichen mit den abstrusen Beiträgen, die da dem Hörer in die Ohrmuschel dreschen.

Meines Zeichens derzeit Ferienhilfe in einem Betrieb am Bodensee, welchen man nicht weiter nennen muss, um der Geschichte Sinn zu geben (MTU aka. Tognum), fröne ich nun einer 35 Stundenwoche in Begleitung von Radio7.
Seit ich diesen Sender höre, besser gesagt aufgedrängt bekomme, weiß ich nun, dass ich im Radio7-Land wohne. Das klingt auf den ersten Hörer nach Einigkeit, Recht, Spaß und dergleichen und total coolem Gruppengefühl mit Gruppenduschen, aber es endet im Matsch und der Karren wird nicht mehr herauskommen.
Nie wieder.
Ich möchte nach sieben Stunden am Tag mit diesem Sender auch gar nicht mehr im Radio7-Land wohnen, aber ohne Umzug oder Wechsel des Senders wird es in diesem Fall leider keine Absoultion geben.

Radio7 ist, wie die meisten Radiosender, ein Zusammenschluss von schlechten Moderatoren bzw. schlechten Redakteuren, welche die Tage mit belanglosen "Informationen" füllen und nebenbei "noch mehr von heute spielen", wobei sich dies auf Stumpfsinnigkeit à la carte beschränken lässt. Von "heute" ist Musik, die Leute wie geschnitten Brot kaufen. Wo alles gleich klingt. Glattgebügelt und zaghaft und mit widerlichen Texten von Liebe und Supermädchen und schönen Tagen '69.

Der Tag beginnt mit der Morning Show "Scheiter & Jack", zwei abgehalfterten Moderatoren, die einem beizubringen versuchen, dass ihr Aufgebären jeden Morgen der "witzigste Morgen" sei. Es sei soviel gesagt: Wenn dies der witzigste Start aller Zeiten in den Tag ist bzw. sein soll, dann möchte ich lieber eines Tages um halb 7 erwachen, mein Haus brennt, meine Frau wurde von Fundamentalisten vergewaltigt, mein Sohn zerstückelt und meine Tochter zu Möbeln verarbeitet, während ich merke, dass die McDonalds-Pommes doch besser, als die Fritten von BurgerKing sind. DAS wär ja noch witziger!!!
Dröge Witze auf Kosten der Bahn oder Phillip Lahms sind weder lustig, noch neu, noch tragen sie in irgendeiner Weise zu einer Verbesserung der Situation, sprich, der Arbeit, bei.
Wenn die Moderatoren sich nicht grade im Wetterstreik befinden, weil das Wetter so schlecht und so "ach unsommerlich" ist oder sich in der nächsten Woche über die heißen Temperaturen beschweren (Wetter geht ja immer, weil das jeder hat und jeder kennt), spielt der Sender von oben nach unten die Arschlochcharts der Weltgeschichte.
Die Krone wird dem nun aufgesetzt, indem der sogenannte Sommerhit 2011 "Mr Saxobeat" von Alexandra Stan stündlich abgefeuert wird, da Radio7, allen anderen deutschen Sendern voraus, die geldgeile Schlampe für ein Spezialkonzert gewinnen konnte. So wird nun jede Stunde eine Riesengeschichte aus Freikarten geschrieben, die man nur erhält, indem man kostenlos beim Sender durchruft, den Sender und die Interpretin über eine ganze Wagenladung voll Klee lobt oder "etwas lustiges bei Facebook" postet. Damit sichert man sich schließlich einen Platz an der Sonne bei einem Exklusivkonzert, wo die "Sängerin" unter anderem lebenseinschneidende Weisen wie "You make me this, bring me up, bring me down, play it sweet" lamentiert und schließlich von einem schlitzohrigen jungen Mann erzählt, welcher im nächsten Satz auf einmal schüchtern geworden ist. Solch Ambivalenz, die kann grad mit Kant schwafeln über ihre Lebensweisheiten.
Die Sendeleitung vergisst diesunter auch nicht halbstündig O-Töne einzuspielen, in denen Konzertbesucher berichten, wie "geil und toll" dieses Konzert mit der Grenzdebilen gewesen sein soll, welche pro Lied durchschnittlich 20 verschiedene Wörter verwendet.
Auch das restliche Aufgebot an Liedkultur wird keinem Bildungsauftrag gerecht, unter anderem wenn der Sänger von "Sunrise Avenue" beschreibt, dass er die Hollywood Hills das letzte Mal gesehen hat und ewiges Ade wünscht, um dann wenig später zu beschreiben, dass man sich bestimmt bald wieder sieht. Ich will doch auch nicht Vegetarier sein, wegen den Tieren, weil das denen ja weh tut, wenn ich die esse und dafür laufe ich nachts dann auf Weiden rum und knüppel Kühe mit nem Stock!

Währenddessen rufen fleißig Unterschichtler beim Sender an, um etwaige Blitzer zu melden oder weiter zur Lobpreisung des Senders beizutragen und man glaube es bitte: So viele Anrufe wie Radio7 als O-Ton schaltet kann der Sender seit seinem Bestehen gar nicht faken.

Was nun den Kreis schließt und uns erkennen lässt, dass es arbeitende Bevölkerung gibt, die so nahe am Prekariat gebaut ist, dass sie nicht nur den Sender mit seiner grottentiefen Musikbeschallung ertragen kann, sondern indes sogar so vom Konzept überzeugt ist, dass der- oder diejenige sogar zum Hörer greift, wählt und anschließend Besalbungen in den Hörer ruft. Damit lässt sich nun sowohl die Politikverdrossenheit, als auch die diskutierte Abschaffung der Hauptschule erklären (wo sollen denn die ganzen Assis dann hin? So viel Platz ist vor Bahnhöfen und an Bushaltestellen doch gar nicht) und das Ozonloch steckt da auch irgendwo noch mit drin.

Da muss man sich über politische Entscheidungen mitunter gar keine Gedanken mehr machen, weil dies nur zeigt, dass die Masse(= der Radiohörer) gar nicht bereit ist, Geschehen abseits des Blitzers beim Freibad bzw. die Entscheidung, ob ein Tunnel nun den Namen Bud Spencer bekommt, zu verstehen. Klar, sich drüber aufregen geht immer, aber Zusammenhänge sieht der Einzeller vor lauter sexy Bitches nicht.

Die SWR3-Hörer müssen sich nun gar nicht freuen. Euer Sender ist mindestens genauso beschissen.

Dienstag, 31. Mai 2011

Geschwindigkeits-Smile-Kacke

Da Deutschland mit Straßenschildern noch nicht auf jedem Quadratmeter zugepflastert ist, gibt es nun eine neue Schikane der Beamten und sogenannten Gerechtigkeit im Dienst stehenden:

Tempoanzeigen, innerorts.

Ja, das ist keine neue Errungenschaft der Technik oder etwa das iPad3, welches Steve Jobs nun der Welt anpreisen möchte. Seit der überwundenen Rezession weiß die deutsche Politik scheinbar nicht wohin mit den Milliarden von Schulden und so wird auf Kosten des freundlichen Steuerzahlers eine weitere Daumenschraube an den werkstätigen Daumen angelegt. Früher noch selten und ein Novum, zieren diese kastigen Anzeigen mittlerweile jedes popelige Dorf und informieren den Führer eines motorisierten Fahrzeuges haarklein über seine aktuelle Geschwindigkeit. Doch um der Dummheit den Hut aufzusetzen, zeigt sich nun, je nach Art der Geschwindigkeit, also Gut oder Böse, ein lachender oder trauriger Smile. Weil das Tiefenpsychologie ist und wir an die toten Kinder denken sollen, die uns mit herabhängen Mundwinkeln und trüben Augen anglotzen, nachdem sie taub und matt über den Kühlergrill geglitten sind, wahrscheinlich.
Oder weil der sich halt einfach nicht freut, wenn man 51 fährt und nur 50kmh erlaubt sind. Der kennt halt noch Gefühle, die wir durch Kriege, Aufstände im Abendland und Gewalt im eigenen Haus bzw. Keller schon lange verlernt oder in den Urlaub geschickt haben.

Mich aber, in meiner abgeschotteten Welt, trifft das kreisrunde, traurige Arschgesicht nicht im Herzen, sondern mitten im Zentrum meiner Wut und jedes Mal gebe ich extra Gas, um ihn leiden zu sehen, ihm den Mittelfinger zu zeigen und laut "Fick dich, du Schlampe!" gegen die Frontscheibe oder das Helmvisier zu brüllen. Da hat sich der Verkehrspsychologe ganz dick geschnitten. Diesen Smile kann man nur hassen, wie er digital und belehrend in seinem Kasten jammert und den Bürger zur Genügsamkeit des erlaubten Tempolimits belehren mag.
Hätte man mal lieber Kindersärge mit kleinen Geschwindigkeitschildern an die Einfahrten der Orte gestellt, finde ich. Das ist Abschreckung und nicht so ein marsianisches Rosettengesicht, wa Pac-Man gleichsieht und sonst einfach mal niemandem.

EHÄÄÄCK!

Es ist aus aktuellem Anlass in aller Munde und das ist in diesem Fall durchaus sehr wörtlich gemeint. Weil das nämlich erst rein und dann wieder raus geht. Im Arsch ist es deshalb auch, muss man ja dann auch noch ehrlicherweise sagen. Die Rede ist vom guten alten Brechdurchfall und kein anderer kann diesen Naturzustand des Menschen auf derart schnelle und zuverlässige Weise herbeiführen, wie der gute EHEC-Erreger von nebenan.

Das ist wie mit Wagner: Einmal Wagner - immer Wagner.
Oder wie mit guten Freunden ... die besten gehen noch nicht mal, wenn man sie auffordert, solange noch Bier da ist. In diesem Ball sind Alkoholica dem Darmbakterium aber völlig schnuppe. Solange es noch Nieren gibt, ist der kleine Kerl putzmunter und rumort und rödelt durch den menschlichen Körper.

Angesichts der akuten Gefahr durch die Bakterien soll hier Aufklärungsarbeit getätigt werden. Falls mal wer nicht aufn den Seiten des R.Kock.Instituts herumschnüffeln mag und sich ellenlange, langweilige Medizinerphrasen bzw. Quacksalberlügen anhören mag oder lesen. Wie man eben Infos bekommen will. Ist ja auch echt eure Sache. Hier nun die Aufklärung.

Um richtig aufklären zu können, müssen als erstes mal die Fakten der Fäkalienepedemie auf den von Gurken nur so strotzenden Tisch:
  • EHEC findet sich auf Gemüse, vor allem spanischem (mittlerweile ja wieder revidiert, aber LÜGEN! Alles LÜGEN!): Ist ja klar. In den Zeiten der Globalisierung kommt der schlaue Erreger so weit rum, da Grünzeug über den kompletten Globus verschippert wird. Kokosnüsse aus Ländern mit Palmen, Paprika aus Spanien, Salat aus Holland ... mittlerweile muss man im Supermarkt teilweise suchen, um deutsche Erzeugnisse in den Einkaufswagen befördern zu können. Auch klug, da Biowellen den Verbraucher hypnotisierend zu grünen Produkten, also Zucchini, Brokkoli oder grünen Bohnen greifen lassen und auch die Anzahl der Vegetarier und Veganer erschreckenderweise nicht zurückgehen will. Ehec, alles richtig gemacht. Zielgruppe klar bestimmt, Verbreitungskanal sicher gewählt und die Kampagne zeigt sich mit ersten Todesopfern ja durchaus erfolgreich für so eine kleine Randgruppe.
  • EHEC trifft Frauen eher als Männer: Ist nicht weiter verwunderlich. Frauen haben als Sammler eher einen Bezug zu Gemüsen, immerhin waren sie früher für die Zubereitung von leckerem Beeren- und Wurzelmus zuständig. Männer als alte Fleischjäger haben aus genetischer Sicht seit der Erfindung eine Affinität gegenüber Grillem und somit sind deren Speisen immer gut durchgegart und etwaige Erreger abgetötet. Des Weiteren mögen Männer partout keinen Salat (Achtung! Nur abgewaschen und nicht gekocht, erhöht die Anzahl der Erreger kontinuierlich) und auch auf Pizzen sind außer Tomaten nicht so viele Gemüse zu finden. Mann macht also ernährungstechnisch in diesem Falle alles richtig.
  • Die Frage der Kausalität: Ob die Todesopfer schlussendlich wirklich dem Darmerreger erlegen sind, sei angezweifelt. Im Endeffekt litt Kennedy beispielsweise an einem erhöhten Herzinfarktrisiko, so dass er nicht der Schussverletzung, sondern einer Herzattacke ausgelöst durch den lauten Knall, den Löffel gegeben hat.
Hier noch ein paar Tipps, wie man sich gegen einen EHEC-Befall schützen kann:
  1. Mehr Döner essen: Durch das rohe Gemüse steigt zwar der Gefahrengrad rapude, jedoch sind die Hygienebedingungen in den meisten Dönerbuden so verheerend, dass der Körper hiermit wunderbar das eigene Immunsystem trainieren und gegen etliche Erreger vorbereiten kann.
  2. Gemüse im eigenen Garten anbauen: Das findet die EU zwar nicht lustig, aber so kann man Spaniern, Spaghettifressern und anderen terroristischen Gruppierungen auf die feinste Art die Suppe versalzen. Außerdem spart so auch geneigte HartzIV-Familie noch Geld, welches der Kindererziehung vorenthalten und dafür in Zigaretten, Schnaps und LCD-Fernseher investiert werden kann.
  3. Frauen vom Herd nehmen: Die Gesundheitsfanatikerinnen haben lang genug den Essensalltag bestimmt. Tiefkühlpizza, Dosenraviloli oder auch mal lecker Nackensteak sind nahrhaft, delikat und erhitzt zu hundert Prozent ungefährlich.
  4. Astronautennahrung: Was für die Elite der Menschheit im All funktioniert, kann auch auf der Erde klappen. Deckel auf, Tubenöffnung ins Gesicht, abdrücken und schmecken lassen!
  5. Bier: Wenn 3 Bier einem Steak gleichkommen einfach den Bierkonsum erhöhen. Da muss man auch gleich weniger trinken, was im kommenden Sommer wieder zum Thema wird.

Sonntag, 6. März 2011

Bulletproof

Krach! Wut! Schaub! Todes!

Gestern hatte all das wochenlange Training des Daheimsitzens und Alleinevorsichhintrinkens dann endlich einen Sinn. Wir gingen auf die Pirsch. Abrocken. Absteppen. Abdancen oder wie der Jugendliche da heutzutage dazu sagt. Später am Abend ging ich dann auch noch Abdanken.

Der Organisator, also ich, hatte wieder alles in feinster Arbeit über die Woche hinweg geplant. Das mag man dem Deutsch sein nun wieder ans Bein stellen wollen, aber die anderen bekommen es nicht gebacken, dass sich vier Leute zu einer Zeit an einem Ort treffen. Das muss dann wieder ich übernehmen, aber ich tus gern, weil sonst sitz ich ja nur weiter daheim und treibe Dummsinn.

Lena, unser freundliches Mädel aus dem Ostblock, wurde da auch gleich mit eingespannt und recherchierte verschiedene Feten und Dinge aus dem Internet heraus, die sie mir anhang einer Flipchart erklärte. Zur Auswahl standen demnach etweder das Cut, wo an diesem Abend Electrogedüdel sein sollte oder aber die o2 Academy, wos RocknRoll gab.
Hier gab es nun logischerweise eine klare Tendenz, aber ein Blick auf die Aushängetafel der Academy enthüllte dann Verzückung auf meinem Gesichte: 1,50 Pfund für ein Bier bis 12 Uhr ... das war man ja durchaus schon mal gewohnt. Gewöhnlich treiben die Barschweine die Preise dann wucherartig, bambushaftschnell in die Höhe. Napping nennt man das. Mit Billigangeboten reinlocken und dann abzocken. Aber dieses Mal nicht ... der Preis ging nur auf 1,80 nach oben und dann auch noch für ein Carlsberg. Das kann man immerhin trinken! Auch der Rest war den Abend über günstig, so dass wir uns um die Mädels ohne Bierlust keine Gedanken machen mussten.
Auch für eine Vorparty war gesorgt, da die Academy erst um 11 ihre Pforten für normales Volk öffnen würde. Davor spielten noch die ekligen Wombats, die keiner mögen kann, der auch nur ein Fünkchen Anstand und guten Geschmack mitbekommen hat.

So trafen wir uns überpünktlich in der Stadt und liefen in der Eiseskälte zum Pub mit dem klangvollen Namen "Hund und Papagei". Da hatte jemand dann wohl sehr viel Kreativität bewiesen oder zum Schwein, Esel, Pferd, Löwen, Adler, usw. sind in Neukassel alle schon copyright-technisch vergeben. Kann ja auch sein.
Wir waren in diesem Fall Graham, Maria, Costa/Kosta, Lena und ich. Die Gruppe hat in letzter Zeit durch Abwesenheit von Jon und Alex gelitten und Connor, Bo, Vasi und Rosie beantworten einfach so spärlich SMS, dass ich da nix mehr schreib. Ich kauf ja auch keine neuen Reifen, wenn ich gar kein Auto hab.

Auf dem Weg zum Pub erfuhr ich die schreckliche Geschichte, dass unser Lieblingsschwule Charly, der lustige chinesische Geselle, der sich vor allen immer outen muss, in der Kirche zum Gebet war. Dort schloss er gottesberührt seine AugenSCHLITZE und murmelte ChingChangChong, Chinese im Kartong, um mit dem großen Oberguru da oben ein paar Takte zu wechseln. Und während der gute Mensch einen Draht zu Gott zu finden versucht, moppst ihm doch jemand einfach seine Tasche. In der Kirche!! Kann man sich das mal vorstellen? Ich will nicht wissen, was da dann beim jüngsten Gericht auf einen zukommt. Ich habe ja Graham in Verdacht, weil der mit 16 Lenzen auf dem Friedhof gesoffen hat, die respektlose Sau. Dem trau ich mittlerweile echt alles zu. Auch alten Damen den Rollator zu klauen. Oder englischen Mädels die Unterhosen. Vielleicht ist auch das der Grund, warum hier alle ohne Schlüpfer rumrennen ... Graham klaut die immer.

Im Papageienhund war es SEHR laut und SEHR voll. Die Musik war als solche nicht schlecht, aber ich hab Probleme Englisch bei einer zu hohen Lautstärke richtig zu verstehen. Das geht zum Glück den anderen Ausländern hier genauso, aber im Deutschen kann man halt aus 3 Wörtern immer noch den Sinn des Satzes erahnen. Das geht hier einfach nicht mehr. Zum Glück wurde die Musik im Lauf der anderthalb Stunden auch leiser. Von Lena erfuhren wir, dass sie sich nicht vorstellen kann, wie die Leute aus ihrem Kurs tanzen. Na das weiß sie nun ganz genau. Dafür hab ich zumindest mehr Grund gegeben als notwendig.
Die Biere im Pub waren teuer und so gönnte ich mir sparsam nur zwei und war von Fifa11, welches als Vorschau auf einem Fernseher lief ganz gebannt. Schön wars, mal in einem Pub an einem Samstagabend zu sitzen, wo nur jede dritte Frau wie eine Nutte aussieht. Ich mein, ich hab genug Pornos gesehen in meinem Leben. Das faszniert oder schockiert mich alles nicht mehr. Aber so billige und niveaulose Gestalten überall heben ja auch nicht die Laune und ich prüfe immer wenn ich mich wo hinsetze, ob nicht grad eine irgendwas auf den Sitz gesaftet hat. Man weiß ja nie, ob die hier was drunter haben!

Wir gingen früh zur o2, weil wir eine lange Schlange vermeiden wollten und so waren wir auch eine der ersten Gästegruppen. Mit uns waren vielleicht 15 Leute bisher anwesend und das sollte sich auch im Lauf des Abends nicht exponentiellst verändern.
Ich legte erstmal mit einem JackCola und einem Bier los, Plan A war abschießen und zwar Raketenstartmäßig und wir hingen lässig an einem Stehtisch herum und schrieen uns über die Musik hinweg an, um nicht total seltsam und introvertiert herumzustehen. Maria packe zur Freude aller auch ihre Kamera aus und es geschahen wieder die üblichen Bilder, die dann nachher wieder alle auf Facebook zu bestaunen sind und wo sie bei mir immer, ja wirklich immer, den guten Gesichtsausdruck präsentiere, weil ich denke, dass das Bild schon im Kasten ist.
Zwischendurch vertraute ich mich Graham an und erzählte ihm von meiner Angst, Lieder hier nicht mitzusingen, weil ich teilweise Textpassagen nicht kenne und mich vor Muttersprachlern nicht blamieren wolle, nur weil ich dann irgendwas singe, was sich so ähnlich anhöre. Graham machte mir Mut, weil er mir sagte, dass der Durchschnittsengländer an einem Abend mit Musik eh soviele Pint im Blut habe, dass ihm das gar nicht auffalle und es diesem beim Singen dann eh genauso gehe.

Nun befreiter zog ich mit dem Bier ein wenig an und war kurze Zeit später ein springendes, singenes, volles Spaßbündel und ich glaube, dass das der erste Abend in Newcastle war, wo ich so richtig aus mir raus gefeiert hab und ich richtig viel Spaß hatte. Gut ... die Pints haben da vielleicht auch geholfen, aber irgendwie wars richtig nett und wenig Leute da, so dass man sich nie an die Bar drücken oder drängen musste.

Auf dem Weg zur Toilette wurde ich noch in die übliche "wow, sag mal wo kann man eine rote Hose wie diese kaufen"-Unterhaltung verwickelt. Das geht mir wirklich jeden Abend bisher so. Sobald ich das Teil anhabe, spricht mir jemand drauf an. Das ist nicht immer ein Kaufinteresse, aber es fällt jeden Abend irgendwas dazu. Muss auch total spannend sein, wenn man sowas noch nie gesehen hat. Bin halt ein Großstadtjunge. Da tragen sowas alle. Ausnahmslos.

Draußen vor der Türe beim Rauchen machte ich dann noch ein feines Geschäft. Ein Süchtling wollte unbedingt Zigaretten von mir haben und bot mir doch, statt zu schnorren, glatt drei Pfund für zwei der Sündenstangen an. Klar sage ich da nicht nein, gings doch um Geld.

Nach zwei Uhr wurden wir dann allesamt des Ladens verwiesen.
Das war rückblickend wohl nur gut so, weil ich bereits mit dem Gedanken gespielt hatte, mir noch ein kleines Scheinchen aus dem Automaten zu lassen, um noch ein bisschen mehr Bier zu trinken. Ausgehend von meinem heutigen Befinden, hätte mich das wohl um alles Bier gebracht. Auf einen Rutsch. Wenn ihr versteht.

Kosta und ich suchten dann nach einem Taxi und ich sagte irgendwas von "Ich hätt ja grade Lust irgendwen zu verhauen". So gehts mir halt manchmal. Da bin ich gemein und dann soll eben irgendwer eine drauf bekommen. Das ist noch Evolutionsgut von den Jägern und so. Tiere sind wir alle! Tiere in Anzügen! Costa erwiderte, dass es ihm oft auch so ginge (Huch, welch Überraschung bei dem grimmigen Gesichtsausdruck haben natürlich auch alle was anderes erwartet). Er sei nun aber mit 78% zu betrunken, um sowas noch durchzuziehen. Ich fühlte mich 80% betrunken, so dass ich nur bejahte, was er gerade gesagt hatte. Wir fanden ein Taxi, zwischendurch fühlte sich Kosta nur noch 77% betrunken und wir sagten uns Lebe wohl! und gingen unserer Wege.

Muss eben nächste Woche jemand dran glauben.

Donnerstag, 3. März 2011

Bankenkrise in England

Die Bankenkrise hat die Welt in vollen Zügen erwischt. Doch gerade das Inselkönigreich ist seither getroffen, wie keine andere Nation. An allen Ecken und Enden hakt, zieht, juckt und beißt es.
Deutschland sei das Land der Bürokratie sagen sie, die anderen. Doch gerade der mutige Mensch, der in die Welt hinausgeht und seine Augen offen hält, der entdeckt den Schimmel und Schmutz der anderen immer zuerst.

Meine Reise durch die Welt der Konten und Transaktionen ist eine Marter, wie sie wahrscheinlich nur Jesus Christus oder aber Frauen erlebt haben, deren Mann sie mit einem Penis betrog. Viele Tränen habe ich in meine Laken vergossen, seit ich hier versucht habe, Geld sinnvoll oder wenigstens irgendwie anzulegen und jeder weitere Stein ward größer und größer, als der davorige.

Anfang des ersten Semester wollte ich ja einfach nur ein Konto. Einfach etwas, wo ich Geld lassen kann, wo ich mal einen Notgroschen abheben kann oder irgendwo mit meiner Karte zahlen, wo ich Geld deponieren kann, damit meine monatliche Handyrechnung beglichen wird, wo ich Geld ablegen darf, damit Amazon mir die Waren zuschickt, die mein Kommerzherz so dringend zu benötigen scheint.

So entschied ich mich für die spanischen Hunde der Santander, weil die wie die Northern Rock Bank ja wenigstens keine drei Wochen zur Prüfung veranschlugen und weil ich da auch nur einen Brief der Uni zur Bestätigung und meinen Ausweis brauchte. Die Karte kam trotzdem erst nach zwei Wochen. Prahlen kann die Bank auf Papier mit Allerlei Schnickschnack für Studenten, wie zum Beispiel einer kostenlosen Versicherung des Laptops und zwei anderen elektronischen Geräten. Das gildet aber nun natürlich nur für Inlandsstudenten und auch bei diesen stellt sich die Frage, warum die auf einmal ein neues Konto brauchen, wenn die doch eh schon hier leben. Zumal ich als Ausländer bei der Santander dann auch noch 5 Pfund für die Kontoführung berappen musste.
Aber ich war jung und brauchte das Konto, das hab ich ja schon in meiner Odyssey zum neuen Handy beschrieben.

Nun war ich aber nicht doof und dachte mir: "Wenn das so eklatante Wichsschweine sind und dir pro Jahr 60 Pfund abknöpfen für nix und wieder nix, dann schlägst du denen ein Schnippchen und erkundigst dich, was die anderen Banken so können. Aber denen von Santander sagst du lieber mal natürlich nix, damit sie der Schock trifft, wenn du denen dann sagst, dass sie dich mal können. Aus ihren Büchern streichen nämlich!"
Nun fragte ich mich, durch meinen akademischen Intellekt gestärkt, durch die Freunde und erfuhr, dass die Hallifax wohl eine gute Bank sei.

Also dort zur Filiale gestiefelt und nachgefragt und nun wollten die WIEDER eine Rechnung oder ähnliches, damit auch klar wird, dass ich nicht behaupte ich würde wo wohnen, ohne dort wirklich zu wohnen. Ausweis alleine reicht natürlich nicht. Man will ja immer ein bisschen extra.  Nun ging aber bei mir nur eine Rechnung von Amazon ein, aber das ginge auch nicht. Das müsse was offizielles sein, wie denn eine Gasabrechnung oder eine Bestätigung von Santander, die mich als Kunden ausweist und meine Adresse beinhaltet. Nun stehe ich halt auf keiner der häuslichen Abrechnungen, weil das mal lieber die Briten hier machen bei mir im Hause und dann rief ich eben laut Santander an und beauftrage eine Bestätigung per Telefon. Weil, das kann man sich nicht in der Filiale einfach mal ausdrucken lassen. Nein, nein, sowas gibt es nur telefonisch aus der Zentrale. Ist klar, dann haben die Clowns am Telefon auch mal was zu tun und dann dürfen die mal was drucken. Das freut die bestimmt und malt Regenbogen in deren Tristen Alltag, welcher sonst nur von Telefonbeschwerden und Anthrax-Briefen gezeichnet ist. Nun eben vor den Weihnachtsferien angerufen, Brief sollte in zwei Wochen dann da sein, inklusive einer Bestätigung meiner Personalien.
Nach den Weihnachtsferien nix im Kasten. Hat wahrscheinlich der Schnee verweht oder der Postbote ist von Wölfen oder Aliens gefressen worden. Alles ganz plausible Gründe für das Nichterfüllen eines so hochkomplexen Vorgangs.

Als ich dann eines Mittags beim Friseur war und danach nichts mit mir anzufangen wusste, begab ich mich in die Filiale vor Ort in meinem Viertel und auf einmal hatte ich innerhalb von 15 Minuten ein neues Konto. Auch der Wechsel von Santander zu Hallifax sei keinerlei Problem, versicherte mir die Servicekraft. Das Papierwerk würden sie übernehmen und alles regeln, so dass mein Konto auf die neue Bank umgeschrieben werde und damit dann auch das Geld vom einen aufs andere Konto käme. Der Konjunktiv ist hier natürlich nicht zum Spaß versteckt. Ich solle dann auch irgendwann mal 100 Pfund einzahlen. Damit werde das Konto dann freigeschaltet. Damit warte man am besten, bis Karte und PIN daheim eingetroffen seien, so die weiteren Anweisungen vom Fach. Nur meine Telefongesellschaft müsse ich selber benachrichtigen, was ich auch getan habe und das ging reibungslos. Reibungslos ist ein schweres Wort im Land der Affen auf der Insel.

Wer sich jetzt nach allem Hin und Her noch fragt warum, der bekommt auch nun noch die Antwort:
Natürlich gab es keine Karte. Man muss 100 Pfund DAVOR einzahlen, weil damit erst derVorgang der Aktivierung eingeleitet wird und erst DANN bekommt man die Karte zugesendet. SuperMario kann auch als kleiner Mario eine Feuerblume zu sich nehmen und wird weiß und verschießt Bälle ohne den lästigen Zwischenschritt des Pilzes. Bei Banken sieht das eben anders aus, ist ja kein Videospiel die normale Welt. Nur manchmal bei Massaker, wenigstens für die Täter eine Weile. Aber das ist ja eine andere Geschichte.
Natürlich musste ich auch noch mein Konto bei Santander kündigen, weil das natürlich NICHT einfach umgeschoben wird. Dass ich noch so naiv-leichgängig bin, liegt nur an meiner südländischen Mentalität.

Das Auflösen des Kontos ging dann aber logo einfach innerhalb von zehn Minuten von Bord. Weil, wenn man den Engländern den Rücken zukehrt, dann werden die schnell zickig und wenn man nix mehr von denen will, dann geht auf einmal alles ratzo-fatzi.

Mein anschließender Besuch bei meiner neuen Bank trieb mir dann gleich mal die Hoffnung in die Augen ... Kleingeld einzahlen darf ich hier nämlich nur in kleinen Plastikbeutel, maximal fünf pro Tag und ich darf immer nur genau die Anzahl der dort aufgedruckten Münzen in das Beutelchen stecken und ja nicht mischen ... sonst warte ich wahrscheinlich wieder drei Wochen bis irgendwas passiert.

Ein Hoch auf die Bürokratie der Banken. Wir hoffen ein Sicherheitspaket, europaweit, macht dem Scheißdreck mal den Prozess.

Dienstag, 15. Februar 2011

Turnier! Turnier! Wir gehn auf ein Turnier.

Dieses Mal wollten meine fadenscheinigen Ausreden von wegen "zu viel zu tun", "kein Geld" oder "ich hab am Wochenende bereits was vor" nicht mehr wirklich greifen.
Es stand ein neues Turnier in puncto Debatten auf dem Programm. Direkt vor der Haustür in Newcastle, gegen die nahen Universitäten Northumbria und Durham. Also lies ich mich eben auf die Liste setzen, ganz getreu dem Motto "Dabei sein ist alles" und "Aus Fehlern lernt man".

So begab ich mich nach einem mittelmäßig verlaufenen Dienstagabend Debatierclub dann am Mittwochmittag in die Medical School unseres Campusses, wo das Tri-IV dann stattfinden sollte. Ich sollte mit Ben in den Debattenring steigen, der auch in meinen PR-Kursen zugegen ist, mit welchem ich aber noch nie debattiert hatte.
Ich schlug überpünktlich auf und fand Abbey, Lindon und Sabine vor, von welchen sich Abbey als Ninja verkleidet hatte. Es war Sophies Geburtstag an diesem Tag und da Sophie auch erscheinen würde, hatte sie sich von ihren Freunden eine Ninjadebatte gewunschen. Paul stieß aus diesem Grund legginsiniert zur Gruppe und ich weiß, dass einige Frauen aufgrund einer etwas genaueren Einsicht in Pauls Leben leicht irritiert waren.
Kurz vor Beginn machten sich auch die Genossen der Northumbria bemerkbar, die ganz liderlich in Anzügen und mit Krawatten aufgebauscht waren. Ich vermutete, dass das als Kompensation ihrer nichtigen Fähigkeiten dienen sollte, da mir schon vor dem Turnier klargemacht wurde: "Verlieren ist okay, aber NICHT gegen Northumbria". Ich trug derweil eine Zitrone auf dem Shirt, ein politsches Statement in diesen Tagen der grauen Zwirns und es gab sogar Komplimente der Konkurrenz für mein stylistisches Auftreten.
So starteten wir dann in die erste der drei Debatten vor dem Finale, an welchem nur vier Teams teilnehmen würden.
Um Spannung zu nehmen, verrate ich hier gleich, dass ich nicht am Finale teilnahm. Ich wollte eigentlich nur schnell zu meinem Burger und meinem Bier, welches beides in den fünf Pfund Teilnahme Gebühr einbegriffen waren und hätte ich debattiert, wäre das nur unnötige Zeitverschwendung an dieser Stelle gewesen.
Ben und ich mussten uns nun als erstes mit der Motion herumschlagen, die da lautete "....". Insgesamt waren die Themen des Turniers nicht gerade das, was man fein und unterhaltsam nennen darf. Viel zu politisch und soziokackisch und ich hätte mir endlich mal eine Debatte über Roboter oder Affen oder gar Affenalienroboter gewünscht. Immer dieser Ernst und das Drama machen einen noch ganz tragisch und depressiv. Wir gingen frohen Mutes ins Rennen, aber die anderen Teams waren blöd und so gingen wir als letzter, sprich vierter, aus dieser Debatte hevor.
Ich fand das ja taktisch einen klugen Schachzug von uns, konnten wir doch so die Erwartungen an uns drosseln und ab nun das Feld von hinten aufrollen.
In der zweiten Debatte fanden wir uns dann auf der Bank der Opposition gegen stocksteife Parlamentarier wieder, als wir uns dazu äußern sollten "Dieses Haus würde medizinsche Behandlungen abweisen, wenn diese als Folge einer Entscheidung zu einem bestimmten Lebensstil hervorgerufen wurden". Kleinkariert grenzten unsere Gegner mit ihrer Eröffnung dies auf Tabak-, Drogen und Alkoholkonsum ein, so dass wir uns mit einer Freiheit für Freeclimber-Initiative auf verlorenem Posten sahen. Als ich an die Reihe des Wortes kam, hatte ich auch genau 0 auf meinem Blatt, was irgendwo eine Hand oder einen Fuß gehabt hätte, doch ich rettete mich barsch über die fünf angepeilten Minuten, in welchem ich nur eine einzige Frage der Gegenseite erlaubte und die anderen mit gebellten "No thank you" vom Worttisch fegte. Immerhin wurden wir in dieser Debatte dann dritte, so dass sich meine Taktik nur weiter vollzog und wir das Netz enger spannten. Langsam, aber eben ein Stück enger.
In der letzten Debatte drehte sich alles um die Idee, dass "Dieses Haus diktatorisch geführte Staaten aufbauen würde, sofern dies der nationalen Sicherheit diene". Wir waren wieder auf der Seite der Opposition und zwar in der zweiten Hälfte. Die Regierung schoss sich mit ihrem Eröffnungsplädoyer erst mal kräftig selber ins Bein, da sie Diktaturen als kleine Staaten definierte, welche innerhalb ihres Landes nicht gegen Menschenrechte verstoßen würde. Ja hallo Kollegen, was macht ein Diktator denn sonst den lieben langen Tag? Es wurde aber noch bunter, als Bilder von Milizen gemalt wurden, die mit AK47 lustig im Vereinten Königreich herumeiern würden und damit die nationale Sicherheit erheblich gefährden. Leider begangen die Deppen auch noch den Fehler, ökonomische Sicherheit in ihr Geschwalle einzubauen. Das sollte sich gegen einen vom Kontinenten als erhebliche Idiotie erweisen. So zerpflügten unsere Freunde auf der Oppositionsbank dann gemütlich die Wahnwitzigkeit, die da soeben preisgegeben wurde und von den vier Sprechern vor mir erwähnte niemand einen anderen Staat im Staatenbund. Ich kam voll in Fahrt ans Redepult und donnerte erst mal die Frage zurück, die die Gegenseite in der letzten Minute gestellt hatte "What is best for Britain". Ich beantworte dies süffisant mit der Idee, dass es ja auch noch sowas wie die Europäische Union gebe und sich Great Britian aus diversen Gründen wie Binnenmärkten, Weltmächten wie China und den USA eben nicht wie der Elefant im Porzellanladen benehmen könnte, weil es sowas wie internationale Handelsabkommen gebe und GB darum auch nicht einfach mirnichtsdirnichts lustig mal Diktaturen aufbauen kann, um die eigene ökonomische Position zu verbessern. Da hatte ich richtig Spaß, weil die Engländer eben nunmal einen Scheißdreck auf alles geben, was nicht auf ihrer öden Insel passiert und dann nicht Amerika heißt, so dass es keinen nennenswerten Argumentationen gegen meine Position gab. Da ich China erwähnt hatte, brachte ich den letzten Sprecher der Regierung, der alles was auf seiner Seite gesagt worden war eigentlich nur zusammenfassen muss und dann klarstellen, warum seine Seite die Debatte gewonnen hat, so aus der Fassung, dass dieser auf einmal China als Diktatur deklarierte, weil die eben ja Menschenrechte mit Füßen treten. Damit widersprach er dann freilich der Definition die die erste Hälfte seiner Seite gegeben hatte, brachte sich selber nicht um Kopf und schon gar nicht um Kragen herum und versenkte sich und seinen Partner auf Platz Nummer vier der laufenden Debatte.
Ben und ich wurden hier zweite und die Richter waren sich einig, dass wir nichtmal hätten erster werden können, weil das Team vor uns einfach nur komplett dem widersprochen hatte, was da von der Regierung so rumgeworfen wurde und sich damit dem Sieg sicherte, egal was am Ende des Tisches noch gekommen wäre.
So wurden wir grandios nicht letztes Team, ich immerhin 25ster von 32 unter den ganzen Inselaffen und ich fand das auch mit meinem sonst so ausgeprägten Ego ein guter Start ins Debattenbusiness.
Es muss auch noch erwähnt werden, dass immerhin drei Teams aus Newcastle im Finale standen und wir es dann natürlich nicht gewannen. Super Einstand ihr Mösen, echt!

Dann gab es Bier und Burger und Bier und ich ward glücklich und zufrieden und seit dem hängt bei uns am Kühlschrank eine mit Texmarker angemarkte Tabelle der Resultate, nur damit meine Mitbewohner sehen, wie ich einigen ihrer Landsmänner eine Harke auf ein Blatt Papier gemalt habe.