Donnerstag, 27. Januar 2011

Wie ich mich neulich bei der Titanic beworb

Sehr geehrte Damen und Herren des endgültigen Satiremagazins,
Ich schreibe Ihnen dieses Schreiben aus eigener Initiative heraus, um mich bei Ihnen auf eine Stelle zu bewerben, die Sie so nicht ausgeschrieben haben. Spontanbewerbung nennt sich das und deshalb werden Sie nun innerhalb der nächsten Buchstaben herausfinden, warum Sie mir Geld und Hilfe für eine Leistung geben sollen, welche Sie so gar nicht auf ihrer Planungskarte hatten.
Wie es sich für eine Bewerbung gehört, liste ich die prägnantesten Fähigkeiten oder neudeutsch „Skills“ auf, die ich mir im Internet bisher so angeeignet habe und die Ihnen dienlich sein werden und erzähle Ihnen auch unnötigerweise, was ich beruflich für Kapriolen fabriziere.
Aktuell betreibe ich, unter dem Deckmantel des Studenten der Medien und PR, Hochstaplerei in England in einem zweijährigen Masterstudium.
Davor bin ich in der Schnöselschmiede der Zeppelin Universität zu einer Wunderwaffe der Kompetenzsimulation und Simulationskompetenz ausgebildet worden. Zu meinem eigenen Bedauern habe ich aufgrund dieses Stahlwerks aber auch ein Praktikum im Bereich des Journalismus abgefeiert; mit der Konsequenz, für diesen Arbeitgeber noch weitere eineinhalb Jahre zu arbeiten, um mir das teure Leben unter Unternehmerskinder leisten zu können und nicht als Arbeiterkind aufzufallen. Das wäre der gesellschaftliche Genickbruch für mich gewesen und ich wollte nicht mit Champagner bespritzt in den Vorlesungen sitzen, während das Sprudelwasser auf meinen ALDI-Laptop tropft; Geld für ein Mac Book Pro gab es bislang keines.
Ich habe weitere Praktika unternommen, die aber für mein Anliegen keinerlei Rolle spielen und welche ich Ihnen aus diesem Grunde geheimnisvoll verschweige.
Insgesamt biete ich Ihnen ein Rundumsorglospaket aus Überheblichkeit, Selbstüberschätzung was meine Schreibe angeht, keinerlei moralischer Bedenken gegenüber Minderheiten, Migranten oder Michael Ballack mit seiner miesen Flugscheißwerbung. Ich bin dank der ZU integer und angepasst und kann mich gut unterordnen, wenn ein Rüde mehr Haare auf der Brust hat als ich.
Konkret wär ich gerne Freelancer oder sowas bei Ihnen. Ich weiß ja nicht, was Sie überhaupt anbieten, da ich mich ja auf eine Stelle bewerbe, die es gar nicht gibt. Sonst erfinden Sie doch einfach eine für mich.
Falls Sie Leseproben oder sonstige Meilensteine meines Lebens benötigen, teilen Sie mir dies bitte mit und ich werde Ihnen umgehend etwas zusenden. Um meinen tiefen Wunsch zu verdeutlichen hänge ich aber auch meinen Lebenslauf mit an, damit nicht nur Schall und Rauch bestehen.
Ab nun warte ich also brav vor meinem Postfach und rufe sekündlich meine Emails ab, um herauszufinden, ob denn da was von Ihnen kommt, wie zum Beispiel eine Einladung oder etwas ähnlich schönes.
Bis dahin verbleibe ich hochachtungsvoll mit freundlichen Grüßen,
Hannes Dienel
P.s.: Meine Freunde haben meine Bewerbung gelesen und fanden die Teile, die sie verstanden haben auch voll total gut. Nur, daß Sie das wissen.

Montag, 24. Januar 2011

Shaolin Socca Zwo

11 Uhr 30 Treffpunkt hallte es morgens in meinen Augen, als der Wecker um grausige neun Uhr herum schellte. Da sich die zwei geplanten Bier auf außerirdische Weise in meinem Magen um weitere fünf vermehrt hatten und ich erst um halb drei ins Bett kam, war ich fit wie ein Hausschlappen, doch ich musste pünktlich sein und so stellte ich den Wecker auf 10, nahm eine Kopfwehtablette gegen allgemeine Alltagsdefizite, einen feinen Schluck Wasser und lag noch eineeinhalb weitere Stunden im Halbschatten (Wer nun aufmerksam mitliest und Mathe bis zur dritten Klasse hatte, stellt fest, das ich mit der Zeit nochmal ein bisschen getrixt habe. Haha, ich Fieslink)

Nun wusste ich ja, dass bereits alle vor der deutschen V4 Schiss hatten und nur Jon und Alex wussten, von Erzählungen, wie untergrundtief schlecht ich eigentlich im Fußball war. Alex ermunterte mich und sagte mir, ich solle den Mythos aufleben lassen, der wie die Geister verstorbener Ahnen aka Karlheinz Rumenigge oder Jürgen Grabowski oder auch Sepp Maier oder auch tote Motten im Fönwind um mein Haupte kreist. Das würde ich ja auch total gerne machen, aber ich kann halt nix anderes als rennen wie ein Irrer und sobald der Ball da ist, fängt die KnoffHoff Show auch schon wieder an.

Trotz duschen und noch ein Pausenbrot richten, schaffte ich es unglaublicher Tatsachen geschuldet, zwei Minuten vor halb Zwölf am vereinbarten Treffpunkt zu sein. Nur war da noch niemand, außer der finstre Costa, der gleich mal einem griechischen Badboy würdig, eine Zigarette paffte. Soll ja gut sein, so vorm Sport. Nun warteten wir geschlagene Stunden, damit auch noch der Rest vom Schützenfest auftauchte, darunter auch ein verspäteter Jon, der grade mal noch Bo anrufen musste, da er in aller Trotteligkeit vergessen hatte, daheim die Haustüre zuzumachen. Gab ja letztens nicht erst die Email mit der Warnung vor Einbrechern, besonders in den Vierteln Heaton und Jesmond. Jon wohnt in Heaton, also gar kein Grund zur Sorge.
Ein verkaterer Marc hatte zwei typische Engländer im Schlepptau. Bull und Dogge und so spielten die beiden nachher auch.
Wir sollten Graham und seine beiden Mates am Fußballplatz im Eldon Square, dem Einkaufszentrum, treffen und so führte uns Alex mutig durch den riesigen Komplex mit all den Geschäften und Warenauslagen. Unterwegs scherzten wir noch auf Kosten des anwesenden Swapnils, ob er denn nun, da ja bald Valentinstag sei, schon ein feines Geschenk für seine neugewonnene Freudin besorgt hätte. Swapnil wollte aber von dem Kommerzscheißdreck nichts wissen und teilte uns mit, das er an die Wichsrotze nicht glaube und seine Freundin mal froh sein kann, wenn sie ne Tasse Kaffee bekommt. Klar, ein Metaler hat daheim immer die Hosen an!
Wir irrten nun seit mehreren Minuten durch die Gänge und ich sprach laut die Frage aus, warum uns derjenige, der den schlechtesten Orientierungssinn der Welt habe, denn nun irgendwohin führe. Jon tat das damit ab, das Alex immerhin trotzdem immerhin pünktlich sei. Das quotierte ich mit einem "Jon, YOU are such a woman", worauf ich einen wenig lasziven und eher bösen Blick fing, ihn aber später wieder verlor. Bedeutet mir nix, diese gemeine Machoscheiße. Man kann mich ja auch mal nett anschauen, find ich so.
Irgendwie und durch nachfragen fanden wir dann auch schließlich das Sportgelände im Fitnesscenter.

Graham und Friends waren schon da, wir stellen fest, dass wir zu elft sind und so beschlossen Jon und ich, in einem Team sein zu wollten. Wir wären damit ja auch nur 5 und 5. Also so vom Qualitätsprinzip her eben.

Also teilten wir uns auf, lockteren uns sauprofessionell die Glieder und ... zack die Bohne! los ging der "Spaß". Die Engländer legten auch gleich richtig los, ich nicht und nach fünf Minuten keuchten alle wie blöde. Marc suchte spähend nach einer Übergebungsmöglichkeit, noch vom Vorband gezeichnet, ich hatte stark den Geschmack von Eisen im Mund, Kev schwitze und so weiter und so fort. So ging die Kacke nun ganze eineinhalb Stunden weiter, weil die Deppen ja fanden "Wenn man nur ne Stunde gebucht hat und nach der Stunde keiner kommt, dann spielt man solang weiter, bis man rausgeworfen wird". Wir holtzen hin und her, ich tat mir mit vielen Pässen schwierig. Da es Kleinfeld war, sind halt auch die Passwege kürzer und die Passpassagen enger, so dass da einige Fehlpässe zusammenkamen. Dafür war ich defensiv, meiner Meinung nach echt gut. Im Gegensatz zu den anderen Flaschen, die halt einmal versuchten den vorbeilaufenden Gegner zu stoppen, rannte ich hinterher, hakte nach und lies mir auch mal geduldig auf den Knöchel steigen und ähnliche gefährliche Späße. Aber für Land und Ball riskiert man halt alles.
Unterwegs sorgte ich noch für Spaß, weil ich einem von Marcs Freundens Hoden mit dem Fußball bekannt machte. Eine Begnung der ganz eigenen Art, wie an seinem Gesicht abzulesen war.

Jon war beim Fußballspielen dann eine ganz eigene Marke. Immer hinterm Gegner, nie hinterher und so. Aber er flankte und ich schoss und Tor! Wauiesauie!

Nun muss, wie bei jedem guten Buch ein kleines Resümee folgen und das tut es auch hier.

Vom Fußballspiel selbst kam ich mit einem gestauchten Finger, einem umgeknickten Fuß, weniger Haut am linken Knie, einem lädierten Knöchel und einer Blase an der Fußsohle zurück. Also alles halb so wild und über eine Stunde ist ja echt genug Zeit, um sich so eine Zeug einzuhandeln.
Engländer spielen alle Krawallfußball wie Rooney und Konsorten, wenn das deren Nachwuchs ist, dann wird das mit der WM dieses Jahrtausend nixmehr. Özil und Freunde haben nix zu befürchten, bei so einer, nennen wirs mal der Höflichkeit halber Konkurrenz.
Ansonsten hab ich seit Sonntag starken Muskelkater und selbst als unterwürfiger Sitzpinkelero hab ich gestern nur im Stehen können. Ja, ja, nun werden manche sagen: "Hab dich nicht so, du Wurm. Du hälst nix aus und heulst in deinen Blogs ja auch dauernd nur rum. Verweichlicht, degeneriert, weibisch und entartet. Entarrrrtet!!!

Und ihr habt recht, aber da stehen die Frisösinnen und Floristinnen der heutigen Zeit eben drauf und wenn ich derart intelligente Frauen mit meiner mangelnden Schulbildung nicht beeindrucken kann, dann werde ich eben rehenhaft, wie ein degenerierter Bambi (weil der ja ein Hirsch ist), schaue mit riesigen Augen, weine stark und bums die Alte danach stark oft, weil ichs damit dann kann.
(Dies ist eine Anleitung, welche lediglich auf übermäßigen Bierkonsum des Autors zurückzuführen ist und jegldichen Test an die Realität nicht unbeschadet überstehen würde. Benutzung der Anleitung auf eigene Gefahr; Eltern haften für ihre Inder)

Sonntag, 23. Januar 2011

Dinner bei Jon's

Aufgrund meiner guten Manieren und meines urdeutschen Anstandes, hatte mich Jon zum Dinieren in seine Wohnlichkeiten eingeladen. Da Jon es aber gerne warm daheim hat, waren Bo, Vasi, Swampnil, Costa und Maria auch eingeladen. Und Alex natürlich, aber der Jon und der Alex, die wohnen ja auch zusammen.

Auf dem Speiseplan standen mexikanische Lasagne und Pizza aus dem Nichts, welche Jon und Alex zubereiten wollten und der Alex hatte eben genau kein richtiges Rezept, deshalb aus dem Nichts. Auf dem Tisch bergten sich außerdem Nachos, eine Schale von Jons erstmalig selbstgemachter Guacamole und dazu noch Chips und Sachen und Zeugse.

Der Abend im Abend bestand aus rumsitzen, trinken, essen ... viel zu viel Essen, wie mir mein freundlicher Darm am nächsten Morgen verklickerte und natürlich SCRABBLE!
Ich hatte den glorreichen Plan, diesen Abends nicht so viel zu trinken, da ich Sport und gerade Fußball ja mehr als nur ernst nehme und deshalb fit und frisch am nächsten Morgen zur Sportstätte wandeln wollte.

Wir scherzten und lachten, Costa und Swapnil wollten noch Alkohol kaufen und brachten den feisten Fressern auch noch Eiscreme mit und ich erfuhr in der Runde, dass Swapnil eine Freundin hatte. Nun sollte ihr der arme Inder ein Curry widmen. Nur steht der dunkle Gesandte der Macht (haha, Rassismus versteckt) aber eher nicht im Kochbuch und auch nicht auf Kochbücher. Nach eigenen Angaben sei er mehr so der spontane Küchenmeister, der auch mal gerne gebratenen Reis mit irgendeiner süßen Asiasauce und Bacon isst. Lecker, da dreht sich einem der Magen ja nie zusammen und das schmeckt bestens UND ist auch noch nahrhaft. Nun muss er aber nunmal kochen, das Weibe will ja auch zufriedengestellt sein und er beschloss, sich demnächst ein Kochbuch zu kaufen. Da seht ihr scheiß Nazis mal wieder, wie weit ihr mit euren Vorurteilen so kommt. Swampnil ist weder Informatiker, noch wohnt er in einer Curryküche. Er stinkt auch nicht landestypisch nach Kreuzkümmel, Kurkuma und solchen Dingen!

Swapnil erfreute und beglückte uns mit starkschwulen Liedern, die uns so sehr freuten, dass Jon und Costa und ich frohen Mutes eine Zigarette nach der anderen verspeisten, so freudig waren wir. Eigentlich sollte ja jeder von uns in der Runde ein Lied bei YouTube bekommen und danach ein anderer und so weiter und so am Ball. Und Swapnil bekam drei. Unfair wieder mal, Minderheiten werden weiterhin bevorzugt. Schwangere und solches Gesockse. Bäh!

In den Raucherpausen erfuhr ich spannendste Nachrichten von Costa, dem fiesdreinblickenden Griechen. So wolle Costa, nachdem irgendeine bestimmte Sache rumsei, seinen Zigarettenkonsum komplett in die Wüste schicken und diesen Zigarettenkonsum komplett auf Dope, Weed und Marihuana verschieben. Ich weiß nicht wie viel Gramm in einem Joint, Dübel, Kopf sind ... aber ich denke mal 30-40 Zigaretten am Tag bringen da eine gute Menge zusammen und bald sehen wir Costa nur noch "One Love" singen und ein gefälschtes Käppchen mit Rastas auf dem Haupte tragen, wird er doch hoffentlich nicht seine Schlägerfrisur ebenso auf Eis legen.

Scrabble war auch aufregend.
Nicht.
Wir wurden zweiter, was auch daran lag, dass Bo und Jon nur schweinische Wörter legen wollten und das halt mit den Buchstaben da echt schwer geht. Solartits bekamen die beiden auch nur zusammen, weil sie bei mir offensichtlich Buchstaben moppsten, die fiesen Betrüger.

Den Rest des Abends verbrachten wir damit, einen Wikipediaeintrag über unser miese Dozentin zu verfassen, die immer ödelangweilig von den Powerpointfolien abliest und damit genau 0,1% Spannung aufbaut, welche nur darin besteht, ob sie wohl früher mit der Vorlesung aufhört, als eigentlich geplant. Ich bin mir sicher, dass wir nur wegen dieser Schnarchfahrt auch immer eine 10-minütige Pause nach der Hälfte des Semesters bekommen hatten, damit sich jeder einen Kaffee holen kann, natürlich. Der Wikipediaeintrag war am nächsten Tag schon nicht mehr da, obwohl ich Wahrheiten einstreute wie "Once, Deborah Chambers played with Lego and invented Steve Jobs by putting stones together." Wenn man der Legende glauben schenken darf, wurde sie sogar von Bill Gates kontaktiert, um Microsoft Office zu verkomplizieren, was stimmen muss, immerhin ist MSOffice nicht grad ein Sonntagsspaziergang!

Am Ende des Abends nahmen Costa und ich ein Taxi nach Hause, gingen da getrennt unschwule Wege und ich bereitete mich vor dem Schlafen schon mal mit Meditation und Harakiri auf das Fußballspiel vor. Lest im nächsten Eintrag wie das überstanden wurde.

Mittwoch, 19. Januar 2011

The first cut is the deepest

Jon wollte mir also unbedingt diesen Indieschuppen zeigen, welchen er vor einigen Wochen besucht hatte. Da würde es gute Musik geben, vorallem für Newcastlerische Verhältnisse, und auch die Preise seien gerade montags vor 24 Uhr mit 80 Pence für alles, mehr als nur unterstützbar.
So hatte er mich dann am Haken und wir machen für Montag aus, uns zuerst in eine Bar zu lümmeln und dann gegen 11 in den Club zu marschieren.

Am Treffpunkt am Monument schlugen dann Bo, Vasiliki und Alex auf und wenig später stieß auch Jon zu uns, der scheinbar immer noch mit Verspätungen seiner Metro zu kämpfen hatte. Warum die anderen, die die selbe Linie benutzen pünktlich waren, dass muss er mal irgendwann noch beantworten, der faule Sack. Mel sagte längst nicht ohne Grund "Oh Jon is such a woman". Recht hat sie, und dabei duscht der manchmal ja gar nicht!

Alex wollte uns unbedingt eine Bar zeigen (es war irgendwie der "Ich hab da was geiles am Start-Abend) und so führte uns der sonst so orientierungslose Grieche ohne Probleme und Umschweife in eine Rockkneipe. So betitelt sich das Etablissement jedenfalls selbst und ich muss sagen, Metal ist ja auch irgendwo Rock, wenn man mal nicht kleinlich unterwegs ist. Jedenfalls lief laute, nicht unangenehme Musik und in der Bar stießen Swapnil (Indien) und zwei Mädels zu uns, deren Namen ich nicht richtig schreiben kann. Zwischen Bier und Zigaretten wurde ich zum einen ins Medienfußballteam aufgenommen. Alex schrob mir erst heute eine Sms, dass sie am Samstag gegen irgendwen ein Freundschaftsspiel austragen und ob ich denn mit von der Partie sei und ich glaube, der gute hat mich noch nie am Ball gesehen. Faktisch ist das auch kein Wunder, denn selbst wenn er einem Spiel meinerseits beigewohn hätte, viele Ballkontakte hab ich in meiner verflossenen Kariere nie gesehen. Im Grunde genommen hasse ich Fußball, weil ich einfach keinerlei Ballgefühl habe und schnell sein alleine auch nicht reicht. Ich bekomm zwar den Ball vom Gegner, aber dann weiß ich nicht was tun, will das eklige Ding nur schnell loshaben und schieß es irgendwo in den Wind hinein, ohne merkliche taktische Planung. Hauptsache weg damit! Nun jedenfalls werde ich da Samstag dann wohl auch partizipieren und das wird die größte Lachnummer dieser Blogserie werden. Haarklein werde ichs dokumentieren und es wird gar gräußlich werden.
Zum anderen hatte ich in der Rockkneipe ein längeres Gespräch mit Swapnil. Swapnil könnte Informatiker sein, aber der Inder spielt in einer Metalband, findet Progrock klasse und ist der Meinung, dass Deutschland eine sagenhafte Äre des (Kraut-)Rocks hatte und damit im hohen Himmel des Rock gastiert. Unteranderem konnte Swapnil Bands aus meinem Land nennen, von denen ich noch nie gehört habe. Wir waren dann auch beide der Meinung, dass heutzutage für die braven Kühe nur noch Scheißdreck produziert wird und wir sind froh, dass es YouTube und Konsorten gibt, damit auch mal kleine, begabte Bands entdeckt werden. Jon mischte bei einer Zigarettenpause unter zwei Zigaretten noch ein wenig Öl unters Feuer, indem er berichtete, dass Swapnil Whiskey mit Vodka mischt, damit der Whiskey ein fruchtiges Aroma bekäme. Der Typ ist härter als Kruppstahl, soviel steht bereits fest.

Nachdem es langsam auf 11 zuging, stiegen wir im BurgerKing ab, um uns auf günstiges Bier vorzuwappnen und trafen danach zwei von Jons Handlagern in einer anderen Bar. Steven und der andere waren nette Zeitgenossen und so begaben wir uns ins Cut, dem Club, der scheinbar Träume erfüllt. Das Cut sieht von außen und innen ein wenig abbruchreif aus, mit nackten Backstein, der aus den Wänden klafft (was aber auch einfach nur die englische Architektur und Bauweise sein kann, richtig sicher bin ich mir da nie), aber bei näherem Hinsehen ist der Laden recht stylisch, mit eingelassenen Tischen im Boden (wie eine Art Lagerfeuer) und Teppichboden und Fässer, die Urinale sind und einem Raucherbalkon und und und.



Die Musik war gut, aber schwer tanzbar, die Leute waren hipper als sonst und die Damen nicht so offensichtlich nuttig, wie ihre Kolleginnen im TigerTiger oder SinnerSinners und es heißt wenigstens nicht CutCut, sondern der einfach halber The Cut, was ja auch nur wieder für den Ort spricht. Wir tranken und scherzten, ich erzählte Anekdoten aus meiner Jugend von Berlin und Reden des Joseph Göbbels (der für mich immer noch der beste PR'ler aller Zeiten ist, aber in Tagen der NPD mit DVU sagt man das bestimmt lieber leise) und irgendwann wurde das Bier plötzlich sehr teuer und so sagte ich Jon Ade, ließ die anderen Pappnasen beiseite, fuhr mit dem Taxi nach Hause, stolperte über den Besen in unserem dunklen Flur, hätte mir fast in die Hose genässt, so dringend wars wieder, knopfte den PC an und öffnete ein Bier, nur um festzustellen, dass das lieber nicht mehr durchgeht und fiel danach erschöpft und müde ins Bett, aus welchem ich am nächsten morgen wie ein Rehkitz mit verschlafenen Augen, ohne Kopfweh und dafür dringendem Durst nach frischen Quellwasser entstieg.

Thanks Jon, well done.

Sonntag, 16. Januar 2011

Odyssey am Freitag

Endlich war der Tag da, auf den alle schon so lange gewartet hatten. Freitag und damit der letzte Tag der Prüfungen (eine halt bei mir, plus ein Essay, was ich mehr oder weniger schweißtreibend innerhalb einer Woche auf das virtuelle Papier meines Laptops geklatscht hatte). Ich hatte ein wenig Bammel vor dem einstündigen Examen, da ich am Vorabend merkte, dass zehn Vorlesungen mit rund 160 Folien dann doch nicht einfach mal innerhalb von drei Stunden auswendig gelernt werden können. Durch das voranschreitende Alter lässt meine Gedächtnisleistung wohl merklich nach, so dass ich mir immer weniger Sachen behalten kann. Ich bin auch froh, dass meine Eltern ihre Namen in den Emailadressen tragen, so dass ich diese bei einem Anschreiben immer vor Augen habe. Frühe Demenz hat eben noch niemanden verschont!

Ich war voller Vorfreude auf diesen Tag, schon seit Jahren, wollten Jon und ich doch den ganzen Abend über Videospiele spielen, Whiskey trinken und Videospiele spielen. Es kam alles anders, als geplant ...

Beim Test angekommen, war Marc bereits voller Vorfreude auf den Abend und zeigte mir eingängig mit Biergesten, was er geplant hatte. Alle anderen hatten mehr oder weniger Angst und auch ich musste vor Aufregung, bevor ich das Haus verließ, dann doch noch mal für kleine Buben.
Der Test, um es kurz zu machen, bestand in auskotzen von Auswendiggelerntem auf insgesamt sechs Seiten. Nur bei einer Frage war Hirnschmalz gefordert und eine Anpassung von Lernstoff an einen Fall war der Wunsch unserer Dozentin. Sogar eine Definition mit Lücken gab es, in der wir die exakten Wörter eintragen mussten.
Also Universitätsluft hat auch schon mal frischer und intelligenter gerochen.

Ich kam nicht umhin, mit Connor, Maria und Marc auf ein kurzes Bier ins Hangcock zu gehen. So ein Semesterabschluss will ja auch gefeiert werden.
Aus einem Bier wurden drei und ich begab mich danach in die Stadt, um ein paar Erledigungen zu erledigen und zwischen Texten mit Jon kam irgendwie heraus, dass dieser gegen Abend noch um die Häuser ziehen wollte, so dass wir das Zocken auf davor und danach legten.
Zu Hause knallte ich mir eine Ladung Spaghetti mit, von Jamie Oliver selbst zubereitetem, rotem Pesto, ins Gesicht. Ich fühlte mich schon ein bisschen ausgelaugt und biergetüncht, so dass ich diesem lieber noch schnell einen Riegel vornageln wollte.

Jon kam dann später, als erwartet und wir legten mit einem Bier und Red Dead Redemption los. Also Jon legte los, um das genau zu benennen. Schon beim Öffnen der Tür hatte ich das Gefühl, dass der gute ein wenig nervös ist und als ich ihm den Controller übergab, bestätigte sich dieser flüchtige Eindruck. Jon wirkte wie ein fünfjähriger Bursche, dem man gerade eben gezeigt hatte, wie man mit einer Zwille Vögel aus den Bäumen schießen kann und welcher nun seine erste, eigene Zwille geschenkt bekommt. Während des Spielens fielen dann abstandsweise Kommentare wie "Oh my god, this game is so awesome", "I've been waiting all life long to play something like that", "I could go hunting and drinking for a day without getting bored", "It's such a good game", "We have to play everyday", "I would love to be a Cowboy in the good old times" oder "Have you seen that? I just killed this bunch of bastards!". Jon ist aktuell auch ein Spieler, der wirklich eine Stunde damit verbringt, bei diesem Spiel Rehen hinterherzureiten, Coyoten und Adler zu jagen und unterwegs zum Saloon zu reiten, um sich Whiskey nach Whiskey zu bestellen und sich dann zu ärgern, dass die eigene Spielfigur nicht richtig betrunken wird.
Eigentlich macht Jon in RDR genau das, was er daheim auch jeden Tag tun würde: Waffen abfeuern, trinken und ob man rauchen kann, weiß ich noch nicht, aber er würde es jedenfalls tun. Kein Wunder und wenig verwunderlich also, dass er gebannt vor der Flimmerkiste sitzt und noch nicht mal Zeit hat, sein Bier zu trinken. Ich bin mir nicht sicher, ob er mit offenem Mund spielt, ich fand sein Spielen hat etwas intim-verletzliches, so dass ich mir den Anblick erspart habe und nicht weiter in seine Privatspähe vorgedrungen bin.

Mit dem Besuch beim örtlichen Dönerladen konnte ich ihn dann von der PS3 fortlocken und dort gab es "Donner Kebab", warum das hier auch immer so heißen muss. Der Donner war ein schiffartiges Brot in einer Styroporbox (zum Mitnehmen natürlich), welches mit Fleisch, Rotkraut, Weißkraut und Zwiebel überschüttet wurde. Ich habe noch nie das Achtel einer Zwiebel in meinem bisherigen Leben in einem Gericht gehabt, aber in England bietet sich ja ständig eine Attraktion am Straßenrand an! Stinkend und schmatzend machten wir uns auf den Weg zur Metro und nach Jesmond, wo wir Maria und Marc treffen wollten.

Dort angekommen liefen wir dank meines mittlerweile unglaublichen schlechten Orientierungssinns (Erstens das Alter, zweitens einen Namen in einer SMS für einen anderen gehalten und nicht weiter nachgefragt, also drittens mit Orientierung eigentlich null zu tun) rund 20 Minuten durch die Gegend, bis wir dann im Belise ankamen. Zum Laden selber äußere ich mich hier gar nicht mehr. Na doch, in drei Worten: Schlampen, Beleidigungs"musik" und Spackomaten. Das muss reichen, mehr gibts nicht und das hat das Belise ganz genau so verdient und keinen Deut anders.
Im Belise gab es nun genau ein Bier, da wir nach einer kurzen Zigarette an der frischen Luft nicht mehr hineindurften. Das hatte sich mehr als nicht gelohnt, aber Jon hatte natürlich schon Alternativideen.

Mit der Metro ging es in die Innenstadt und zu unserer Studienkollegin Lindsay ins Wohnheim, wo wir ohne Bier aufschlugen, weil Läden die bis 10 Uhr offen haben, um fünf nach 10 halt nunmal geschlossen sind. Das ist so, da muss man nicht lang drumherumdiskutieren.
Bei Lindsay gab es ein Bier, unsere allgemeinwissensdumme Kommilitonin Georgie (ach in Tunesiens gehts rund, wusst ich gar nicht. Gelatine wird aus Knochen hergestellt? Echt? Ist ja voll eklig. Und so weiter und so fort) und ich wollte eigentlich nur noch nach Hause.

Nach unendlich langer Rumsitzerei und kaum Beteiligungen am Gespräch (nur gegen Frankreich habe ich gewettert. Die Vorzüge der Anwesenden am Franzosenland waren, dass es dort gutes Brot gäbe. Ja was denn für Brot bitte???? Diese übergroße Schwanzstange Weißbrot, geschumpfen Baguette, kann man ja nun wirklich nicht als fundamentales Kunstwerk der kulinarischen Erfindungen münzen. Ich warb für Deutschland. Mit richtigem Brot und richtigen Häusern, so nationalistisch musste ich sein) fuhren wir gegen drei oder zwei oder wasauchimmer Uhr wieder zu mir.

Dort ging dann die lustige Spielerei weiter, nachdem wir uns noch der Straßenschilder entledigt hatten, die Jon und Marc eines Abends der Straße entwanden, um damit Schlitten zu fahren, was so eh nie passiert ist. Ich trank weiter, Jon spielte weiter und nachdem ich fast eingeschlafen war, befand es Jon für sinnvoll, sich ein Taxi zu rufen und heimwärts zu entschwinden. Ich weiß aber, dass er wiederkommt. Sein Spiel ist ja hier.

Scheißabend insgesamt, also mal ehrlich.


Sonst passierte das Wochenende nicht viel und nun hab ich zwei Wochen frei. Damit meine ich nicht Uni, das wäre vom Wort her dasselbe, sondern wirklich ratzeputze richtig frei und keinen Plan was tun. Zum Glück habe ich Fallout 3 gekauft und so werde ich mit Bier und Kippen ab nun im Blog nur noch berichten, wies im Ödland Amerikas nach einem postapokalyptischen Schlag aussieht. Freude, Leser. Freude!

Dienstag, 11. Januar 2011

Ich liebe Deutscheland

Wieder in Newcastle und damit dem Chaos auf Erden. Liebe Leute im verschwenderischen, schönen Teil Europas. Euch geht es jeden Tag so gut und ihr wisst das gar nicht zu schätzen, ihr Lutscher! Schließbare Fenster im Badezimmer, Toilette spülen so oft man hintereinander will, isolierte Fenster, Brot ... so viele Freuden exisiteren in unserer Leben und die Kinder in England würden sich freuen, auch mal ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Also hinfort mit dem Egoismus und mal ein paar ordentliche Fenster hierher gesendet!!

Ich bin nun also zurück und alles ist wie zuvor. Überall Staub und Zeug auf den Böden, die Temperaturen wechseln zwischen frostig und heiß, je nachdem, ob die Heizung läuft oder nicht. Es gibt ständig Ofenkartoffeln und Schwarztee und die Wäsche ist auch mit strikt deutschem Aufhängen verknittert. Ich habe neuerdings ein Handtuch vor dem Fenster, damits nicht so reinzieht und meinen Zigarettenvorrat ordentlich aufgestockt daheim, weil in England über den Jahreswechsel alles teurer geworden ist.

Am Samstags ging es überraschend kapriolenlos zurück. Alle Flüge gingen pünktlich, kein Schnee zu sehen und ich kam früh und ohne Probleme in Newcastle an.

Angekommen wollte ich nur schnell auspacken und einkaufen und das Haus schnell verlassen, weil es mir ein Graus war, am Morgen noch im schönen Deutschland zu sein und nun in dieser zugigen Bude am Arsch der Insel zu sitzen.

Also Bier gekauft, ein Paar geleert und dann mit Marc, Mel, Maria, Lena, Sleipnir (oder wie der seltsame Inder heißt), Ellie, Alex und Jon auf ein paar Getränke getroffen. Dort gab es dann ein großes Wiedersehensgetaumel mit allem Drumherum und -dran und alle tranken und erzählten und über uns schwebte das Damoklesschwert des nahenden Essaytermins und des Tests in PR und nur durch viele Bier lies sich der finstere Dämon aus unseren Herzen vertreiben. Mutige führte ich die Bande entgegen des gleißenden Licht des Getränkes und obwohl die Preise gestiegen waren, spuckte meine Geldbörse doch heldenhaft Geldscheine aus um den Durst, der bestimmt durchs Fliegen kam zu stillen.
Alles in allem erinnere ich mich an kein Gespräch des Abends, wohl weil da auch nichts gescheites bei rum kam.

Es war nur schön, die ganzen Leute mal wiederzusehen und ich habe schon den Wunsch gehört, sowas öfter zu veranstalten, damit man mal rauskommt und was zusammen unternimmt.

Das wohl großartigste Ereignis ereignete sich auf der Heimfahrt mit der Metro: Seit ich diese kleinen Walkerspackungen mit den leckeren Chips in der Uni erspähte und den Automat auch probierte, kann ich in bestimmten, oft Alkohol geprägten Situationen nicht an diesen Automaten vorübergehen, ohne wenigstens ein paar Münzen an den schlitzartigen Rachen des roten Biestes zu verfüttern. So auch in dieser Nacht und irgendwie drehten sich die Spiralen aber die Packung stoppte am Ende, halb nach unten geneigt, wie ein Turmspringer, der sich für seinen Sprung bereit macht. Nun gab es nur zwei Möglichkeiten: Geld zurück oder noch mal die Nummer eingeben, weil das Geld noch nicht abgebucht worden war. Heroisch tippte ich mit zittrigen Finger die 1 gefolgt von der 2 und die Spiralen drehten sich erneut, aber gaben die Chips immer noch nicht frei, da sich diese verhakt hatten und das einzige was geschah war, dass sich der nächste Beutel wie ein glitschiger Schwuler an die vordere Packung schmiegte. Nun wollte ichs wissen und hämmerte wütend die 1 und 2 in das Amaturenbrett der teuflischen Maschine und ward erlöst, als sich die Chipsbeutel zu dritt in einem Erguss aus Kartoffel und Essig und Salz in den unteren Teil der Maschine entleerten.

England wird zwar teurer, aber ich umgehe das System einfach mit der Hure Glück!