Mittwoch, 29. September 2010

Einführungswoche, Tag 3 und die Nachbarschaft wird brennen

Heute ging es recht spät in die Universität, zwei Uhr, um genau zu sein und in meinem Handgepäck trug ich einen kleinen Kater mit mir, den ich am Vorabend in einer Bar gefunden hatte. Dementsprechend matschig sprang ich aus der Tür, lederbeschuht, man hört ja auf die Mutter, und trat meinen Weg zur Uni an.

Auf dem Weg dorthin passierte nichts ungewöhnliches und auch der Tag an sich ist nicht außergewöhnlich spannend, doch IN der Uni hatte es dann stellenweise doch in sich. Erstens ist der sogenannte "Head of the Office", seines namens Liviu, ein recht illustrer und interessanter Charakter und ich kann momentan noch sagen, dass es mich freut, dass er mein Tutor geworden ist. Das könnte sich auch berufstechnisch noch mal als wichtig erweisen, da er nicht einfach irgendein Professor ist, sondern bei meinen Referenzen als Lehrstuhlleiter aufgeführt wird. Nice one, würd ich sagen. Nun haut Liviu in jeder Vorlesung teils gewollt, teils jedoch ungewollt und das sind auf jeden Fall die netteren, Witze heraus.

So erfuhr ich also, zweitens, dass die Uni einer Apple Invasion den Riegel vorgeschoben hat und alle Arbeiten, die im OpenOffice-Format eingereicht werden, automatisch mit einem "Fail" benotet werden. Feine Sache das, wenn man als Wichserkonzern schon kein Flash nutzen mag. Das hat man nun davon, Newcastle mag Flash eben. Dann aber fing der Spaß so richtig an.

Alle Personen, die ein Visa benötigen, um im Vereinten Königreich gastieren zu können, haben (und nun kommt der Kracher) insgesamt im Studienjahr SECHS Mal vorstellig zu werden und mit Ausweis und Unterschrift zu garantieren, dass sie sich in Newcastle befinden. Des Weiteren wird auf diese Individuen ein besonders Augenmerk gerichtet, wenn es um die Anwesenheit in der Vorlesung geht. Da siehste mal, Mexico, einfach strenge Kontrolle in der Uni, statt irgendeine archaische Border Patrol. Die Briten wollen eben, dass ihre Steuergelder nur für arbeitslose Briten draufgehen.

Was mich grade zu einem erstaunlichen Exkurs bringt: So weit ich es bisher beurteilen kann, gibt es sehr wenige Obdachlose in Newcastle. Ich glaube ganz fest, dass das etwas mit den unglaublich hohen Alkoholpreisen zu tun hat. Wie soll sich so ein Subjekt denn im Winter warm halten, wenn die Flasche Wein bei 8 Euro beginnt?

Ein anderer, noch erstaunlicherer Exkurs ist, dass ich gerade eben vor ungefähr fünf Minuten von meinem Nachbar dazu aufgefordert wurde, doch vor auf die Straße zu kommen, wenn ich denn ein Problem mit ihm habe. Die Geschichte bedarf eines kurzen Ausholens, denn ich stand, nichtsahnend in der Tür, die hinaus in den Hinterhof führt und zog ahnungslos an meiner Zigarette. Meine Mitbewohner Fiona und Mark saßen in der Küche und wir führten eine Unterhaltung. Im Nachbarhinterhof hörte ich eine Stimme und ich dachte mir, dass einer unserer Nachbar sich gerade im Hinterhof aufhält. Ich hörte nach kurzer Zeit auch ein Klickgeräusch und es klang, als hätte er sich gerade eine Zigarette angezündet. Um zu ermitteln, woher das Geräusch am und ob irgendwer aus dem Fenster raucht blickte ich nach oben und zur Mauer herüber, konnte aber nicht ausmachen, wo die Quelle des Geräusches ihren Ursprung hat. Gleich darauf vernahm ich ein "Fuck off" und ich schlussfolgerte, dass zwei Nachbarn gerade eine Unterhaltung hatten, als das Fenster im ersten Stock erst aufgemacht und dann wieder einen Spalt geschlossen wurde. Wie sich nun gleich herausstellte, war Verusacher der Worte unser Nachbar, der sich von unser Unterhaltung gestört fühlte und mich mit feinen Sätzen und Worten wie "Wenn du ein Problem hast, komm halt rüber", "ich hab genau gesehen, wie du geschaut hast wer mit dir redet und extra weiter laut warst", "ich hab dich mehrmals aufgefordert" und ähnlichem bewarf. Während dessen trat Fiona in die Tür um schlichtend einzugreifen, aber der Nachbar war psychisch so gestört, dass er gar nicht zuhörte. Fiona versprach schließlich, dass wir sofort ins Haus gehen würden und er in Zukunft nicht mehr gestört werden würde, was er freundlich mit "Oh er wird still sein", quotierte. Na so macht Zusammenleben in einer Straße doch richtig Spaß! Morgen wollen wir uns offiziell entschuldigen und das Missverständnis aus der Welt schaffen, so jedenfalls Fionas Plan. Ich werde da leidlich assistieren, da ich kein böses Blut will. Jedenfalls nicht gleich am Anfang, aber wenn Briten keine schallisolierten Fenster bauen können, dann ist das nicht mein verdammtes Problem. Zusätzlich war von der sprichwörtlichen Höflichkeit bei diesem Menschen auch nicht grade viel herauszusieben, so dass ich ihn nun mit dem Prädikat "Arschficker" abgestempelt habe.
Ich bin gespannt wies weitergeht, wir kennen ja die Nachbarstreits im Osten der Republik.

Schöner war es da doch in der Uni, weil ich erspähte, dass eine der Studentinnen ganz ehrlich und echt mit ihrer Mutter in der Vorlesung sitzt. Nicht etwa, weil beide studieren, sondern weil die Mutter mit aushilft. Brilliant kann ich sagen, so gibts wenigstens nicht jeden Tag Pizza oder Nudeln mit Soße.

Dann gab es noch einen kleinen Zusatz zu den Pokémonmenschen zu sehen: Unser Lektor gab drei verschiedene Modulwahlblätter aus. Jeweils für den jeweiligen Kurs bestimmt. Nun sind Pokémonmenschen allerdings von Natur aus gierig und Horter, so dass diese Tiere jedes Blatt behalten haben, unabhängig davon, ob es nun zu ihrem Kurs gehört oder nicht. Wunderbar, wer nicht lesen kann ist hier scheinbar von Vorteil!

Montag, 27. September 2010

Pokémonmenschen


Heute war der erste "richtige" Tag an der Uni, an dem auch mal mehr abging als nur Rumgerenne, um Formalitäten zu erledigen.
Es handelt sich hierbei um die Einführungswoche und den Studenten werden die Professoren vorgestellt, die Module erläutert, den Ausländern erklärt, wie sie ihr Visum verlängern können und alles um den gewählten Kurs abgefeuert, was eben geht.

Ich kam, sehr deutsch, 20 Minuten zu früh in den Vorlesungssaal und mir bot sich noch kein ungewöhnliches Bild: Verschiedene Studenten aus verschiedenen Ländern mit verschiedenem Geschlecht. Ich gesellte mich zu einem wortkargen Briten, der scheinbar nur die Wörter "Cheers" und nichts konnte. Das war nur gut, es regnete und ich war nicht in die-Sonne-scheint-mir-aus-dem-Rektum-Laune.
Nach und nach füllte sich der Saal und die Studenten rückten immer näher zusammen. Ich machte aus einer Konversation heraus eine Pakistanin und eine Griechin aus. Beide mit passablem Englisch, so dass ich gespannt ihrer langweiligen Smalltalkunterhaltung lauschen konnte.
Auch die Temperatur stieg exponentiell, so dass ich mich meines Pullis entledigte, was hier nur als kleiner Scharfmacher dienen soll und keinerlei Bezug zum Fortlauf dieses Eintrags hat. Immer mehr und mehr Studenten drückten sich in den Saal und ich versuchte Unterschiede in den Studenten auszumachen.

Vergeblich.

Sie sahen alle gleich aus:
Gelb, Schlitzaugen, Reiszähne, kohlrabenschwarze Haare und debile Frisuren. Kurzum, ich war umgeben von Asiaten aus aller asiaten Länder. Koreaner, Vietnamesen, Chinesen, Teiländer und wie die alle heißen mögen. Das schrie ganz klar nach Invasion und ich schwöre, dass mindestens 70% des Kurses aus Fernost kommen und Ming, Mai oder Juli heißen.

Normalerweise verhält sich das mit den Asiaten ja folgendermaßen: Geil und ungeil. Was anderes gibt es bei dieser Art Volk nicht. Das ist wenigstens einfach. Schwarz und weiß sind ja auch einfach auseinander zu halten und diese Katzen sind nachts wenigstens nicht grau, sondern immer noch weiß oder schwarz.
Nun kann sich geneigter Leser ja denken, dass ich das nicht schreiben würde, wenn ich nicht wieder den schwarzen Peter, will meinen, die schwarze Ling gezogen hätte. Will meinen, die ungeile Ling. Aber allesamt. Knallhart über einen Kamm zu scheren.

Nun muss ich die ganze Geschichte ein wenig entschärfen. Denn wenn auch die Frauen auf einer Attraktivitätsskale nahe vollen Windeln und Großmutters Zähnen schweifen, so verstehe ich sie wenigstens nicht. Das liegt daran, dass Asiaten, sobald sie eine andere Sprache zu sprechen versuchen, in, um es wissenschaftlich richtig zu formulieren "Pokémon-Sprech" wechseln. Eine der Asiatinnen hat sich in dem Kurs zu mir herumgedreht und wollte etwas wissen und ich hab nicht ein einziges Wort verstanden, da ich Englisch zwar sehr gut verstehe, mit Pokémonlauten aber leidlich wenig anfangen kann.

Derzeit bin ich am Überlegen, ob ich mir morgen in der Stadt den einen oder anderen Pokéball kaufe und mir ein paar der Viecher fange. Die könnten immerhin Arbeiten am Haus erledigen oder kochen oder sonstige nützliche Aufgaben erledigen.

Never fuck the UGGones


Wir hatten das Thema schon damals in Amerika: Frauen mit Schuhen, die jeglicher Ästhetik den Fuß in den Hintern schicken. In den USA waren damals Gladiatorensandalen epidemieartig in Umlauf gekommen und man suchte nach Schilden, Netzen und sonstigen Utensilien für die Arena.
Hier zulande scheint sich ein ganz anderer Trend in die Köpfe und an die Füße der Frauen gesetzt zu haben: UGG Boots mit Namen und in allen erdenklichen Formen und Unfarben zu erwerben, welchem die britische Frau scheinbar mit Hingabe frönt. Die Schuhe scheinen gar magisch zu aller Art Outfit zu passen; das denken die Britinnen jedenfalls und so sieht man die hässlichen Treter zu Röcken, Strumpfhosen, Kleidern, Hosen und Oberteilen im breitesten Spektrum.
Meinen Augen schmerzt dieses Verhalten ausnahmslos und wie ich schon vor einem Jahrs proklamierte: So eine Frau kommt mir weder ins Bett, noch ins Haus, es sei denn sie passt mit den Schuhen (?) gut vor den Herd und kann dort gehaltvolle und deliziöse Gerichte zubereiten. Das wäre der Ausnahme dann aber auch schon Genüge getan und wie vielleicht ab und an klar wird, bin ich nicht der toleranteste Mensch der Welt. Ich denke eh, dass differenzierte Toleranz und ein hohes Maß an Selektion fürs Überleben in der heutigen Zeit mehr als nur notwendig sind, da sich sonst jeder erdenkliche Penner und Trend ins Leben einwanzt und man dann vor lauter Fluch und Hass bestimmt Magengeschwüre bekommt.

Wer übrigens denkt, dass Österreicher die schlechtgekleidetsten Menschen der Welt sind, irrt. Irrt gewaltig. Briten nehmen sich diesen Preis ohne Frage und ohne Widerworte mit kratzigen Krallenhänden und ohne Zögern. Natürlich gibt es da noch den Sandalen-weiße-Socken-Khakihose-enges-T-Shirt-in-die-Hose-mit-Baseballcap-von-Michael-Schuhmacher-damals-bei-Ferrari-Deutschen, aber das ist ein Typus gegen eine ganze Nation.

UGG Boots bilden hierbei aber lediglich die Spitze des Eisberges. Denn Briten denken nicht nur, dass sich jedes Kleidungsstück beliebig mit anderen kombinieren lässt.
Hierbei spielt es keine Rolle welche Farbe, Beschaffenheit oder Länge es hat. Wild wird kombiniert, wo der Geldbeutel nur neue Sachen auffinden mag. Dabei findet sich in den Läden durchaus auch mal kein Schund. Eine sehr feine Marke stellt hier "Superdry" dar, die durchaus probate Windjacken anfertigen und zu okayen Preisen verkaufen.
Was sich allerdings sonst im Reich der Insel abspielt muss man schon fast selber gesehen haben. Wie mir eine Mitbewohnerin anvertriet, sollte man mal nach "scenegirl" googeln.

Ansonsten bietet England durchaus auch Reize, sofern man keinen Internetanschluss hat oder die Pornoseiten mal wieder langsam laden: Gürtelröcke soweit das Auge reicht und man weiß nicht ob die Frauen betrunken sind, da sie in den hohen Hacken nicht richtig laufen können und auch die Kombination aus Top und Leggins soll schon gesichtet worden sein. Schlampenlegere soweit der Horizont reicht, ist in England jedenfalls durchaus kein guter Ton, aber einer, der immer gerne angeschlagen wird.

Sonntag, 26. September 2010

Wundersames Großbritannien

Wer meinen Blog der Staaten verfolgt hat weiß, dass ich ein Auge für Wundersamlichkeiten habe. Nun dachte ich ja, dass das Land der unbegrenzten Möglichkeiten schon am Ende der Skala für Seltsames steht. Weit gefehlt muss ich hier offen zugeben, denn auch die Briten haben einiges in dieser Richtung auf Lager:

So fuhren die Mädels und ich gestern in den 24-Stunden Supermarkt mit Namen Asda. Dort gibt es die weit und breit beste Supermarktpizza. Wahrscheinlich der Welt, aber diese habe ich ja noch nicht ganz gesehen, weshalb dies eine Mutmaßung bleiben muss. Jedenfalls ist Asda ein guter Ort, um den Bierdurst auf günstige und vor allem qualitativ deutschen Kehlen gerechte Art und Weise zu stillen. Immerhin gab es dort einen 15er Flaschenkarton Stella Artois für 8 Pfund. Da kann keiner meckern und selbst ich alte Meckertante hielt meinen Mund angesichts dieses Preises.
Nun rollten wir unseren Einkaufswagen so durch die Gassen des Marktes und erreichten schließlich die Kassen, wo sich mir ein erstaunliches Bild bot: Nicht nur, dass die Briten die Selbstkassierschalter schon weithin ausgebaut haben und etliche Kunden diesen praktischen Service nutzen. Nein, der bunte Hund wird noch bunter. In Großbritannien gibt es Mitarbeiter in den Supermärkten, die mit Schildern auf leere Kassen oder kurze Schlangen hinweisen. Eine großartige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die es wohl nur auf einer Insel geben kann.

Nachdem wir dann, wieder zu Hause angekommen, unseren Hunger mit Pizzen gestillt hatten und die Zeit ins Lande rannte, ging es gegen Abend auf, die Bars der Umgebung zu erkunden.
Hier sei dem geneigten Leser gleich zu Beginn mitgeteilt, dass es an diesem Abend zu keinerlei Ausschweifungen kam. Keiner kotzte, kein wilder Sex mit Tieren auf dem Küchentisch und eigentlich ging alles sehr gemäßigt und unbritisch von Statten. Ich hatte mich schon auf eine Schlägerei mit einem kahlköpfigen Inselaffen vorbereitet und gefreut, aber es kam zu keiner Reiberei.

In einem alten Gebäude fanden wir unsere erste Anlaufstelle und ich kam zu dem Vergnügen Franziskaner und Paulaner auf der Biertafel zu entdecken. Das war ein bisschen teuerer, aber auch ein bisschen besser mit viel Geschmack Heimat und Hopfen. Wie ich herausfand haben Engländer keinerlei Geschmacksinn fürs Gute, da die Mädchen im Chore bekundeten, dass das Bier "sehr hopfig und stark sei". Schallend lachend saß ich am Tisch und blickte ein wenig von oben auf dieses Barbarentum herunter. Nach einiger Zeit und nachdem ich Melissa aus Disney's Soundbuch vorgelesen hatte, in dem Tiger nach Winnie und Rabbit sucht und dauernd Geräusche verursacht (hätte er die Bohnen doch nur mal weggelassen), schweiften wir in die nächste Bar.
Hier zettelte ich als erstes die gewohnte "Habt ihr auch ein Bier, was nicht nach Wasser oder dünner Pisse schmeckt"-Debatte an, worauf mir die Engländer ein "echt gutes Bier" empfahlen. Es kommt aus Belgien, nur damit das ja gleich mal wieder klar ist. Überzeugt hat dann aber wieder dir britische Höflichkeit, da einer der Bartender später zu mir an den Tisch saß und mich darüber aufklärte, dass er nächste Woche eine Lieferung Bockbier hereinbekommen würde und das er denke, dass dies wohl meinen Geschmack treffen sollte. Das nenne ich Service!

Ein anderer Service der seltsamen Art fand sich bei Melissa, die Ingwerbier trank. Mit Eiswürfeln! Die britischen Frauen versuchten mich davon zu überzeugen, dass Ingwer und Eiswürfel treue Freunde seien und somit sei auch geeiswürfeltes Ingwerbier kein Ding der Unmöglichkeit und völlig legitim, aber welcher Banause trinkt denn bitte Bier MIT EISWÜRFELN??? Klar, dass ich diesem Land in dem Moment erneut jegliche Kultur absprechen wollte und auch die peinlichen Versuche mich von Gegenteilen zu überzeugen schmetterten an meinem Trinkverständnis völlig ab. Hallo? Hier mischt man ja auch weiblichen mit männlichem Hopfen. Wo hat sich denn da bitte die Kultur versteckt??!!
Im Laufe des Abends und der Biere wurden wir dann irgendwann hinausgebeten, da wir die einzigen Gäste waren und Sperrstunde ja auch so ein Ding ist.

Damit war der Abend wenigstens erkundungstechnisch ein Erfolg, aber ein kleiner Kater wäre schon fein gewesen, um den Sonntag zu beginnen.

Immerhin war ich so im Stande, eine Filterkaffeemaschine zu erwerben, in die ich mich prompt verliebte. Kaffee ist so gut, wenn er gefiltert ist und schmeckt.

Donnerstag, 23. September 2010

The scottish way of being

Nun ging es also ins Herz des schottischen Reiches. Edingburgh der Name der Stadt und somit Hauptstadt der wilden, blau-weiß maskierten Barbaren im Norden Großbritanniens.

Standesgemäß stiegen wir nicht in irgendeiner Absteige ab. Nein, nein. Wir kamen in einem Appartementkomplex unter, der so ziemlich das feinste ist, was man für 99 Euros pro Nacht so organisieren kann. Sogar Hemdschubladen fanden sich im Schrank und ein 24-Stunden Securityservice gehörte mit zur Grundausstattung.

Edingburgh als Stadt ist nun eine sehr geschichtsträchtige und allein die Fahrt dort hin war schon ein auf und ab der Gefühle und vor allem des Autos, da es kräfige Steigungen gab, die jedem Tourenvorbereiter einer Tour de France auf die wadigen Sprünge helfen würden.
Da Schottland keinerlei Weltkriege gesehen hat, ist die Stadt auch noch gut erhalten und so manches Gebäude, das sich in den englischen Geschichtsbüchern wiederfindet, ist noch vom Grundstein aufrecht erhalten. Insbesondere 'quite impressive' ist der Palast in Holyrood, wo auch Mary Stuart, Königin der Schotten, ihr leidenswertes Dasein fristete. 10 Pfund mag der Eintritt auch durchaus wert sein. Empfehlenswert ist hier die Mitnahme eines Audioguides, da dieser akzentfrei und gut Deutsch ins Ohr schallt und man als interaktiver Mensch oftmals die Möglichkeit hat, Zahlen in den kleinen Kasten zu hämmern, um so manche Information mitzunehmen und damit den Eintrittspreis noch ein wenig mehr auszukosten. Als sparsamer Fux tat ich dies wohl, ich wollte ja jeden Service mitnehmen, den mir die Firma da bot. Fotos sind so auch einige entstanden und diese können vielleicht mal irgendwann irgendwo bestaunt werden, sofern sich irgendwer für Steinblöcke und Außenarchitektur interessieren sollte. Einfach laut "Hier!" schreien und ich bin bestimmt gewillt, dies zu teilen.

Ansonsten bot Schottland anscheinends eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, die mir als mediengeschädigtem Menschen nur ein müdes Röcheln abrangen; der Husten wohnt immer noch in mir. Besonders spannend war der Besuch eines strikt vegetarischen Restaurants. Für dieses Jahr ist es dann auch genug mit Gemüse. ZU gesund soll der Mensch ja auch nicht leben.

Nun bin ich seit gestern wieder in meinem Wolfsbau angelangt und seitdem hat sich auch einiges getan: Mein einstmals müdes und ödes Zimmer hat Gesellschaft in Form eines Kaffeetisches, eines Kastens neben dem PC, eines Spiegels (der Narzist in mir jauchzt), eines Bücherregals für die Wand und eines Bretts bekommen und alle finden es hier 'amazing'. Awesome scheint hier aus zu sein, very british alles.

Seit heute ist dann auch die Dritte im Bunde, Fiona, angekommen. Fiona ist groß und hat, wie sie selbst von sich sagt, bootartige Füße. Diese habe ich bisher nur in Schuhen gesehen und konnte hier keinerlei Bootform erkennen. Keinerlei Kiel oder Ruder sind erkenntlich sichtbar und deshalb denke ich, dass Fiona es mit der Wahrheit manchmal nicht so genau nimmt.
Fiona hat das kleinste Zimmer im Haus, manche würden es Rattenloch nennen, aber die Gute scheint mit der Größe ihres aktuellen Wohnmittelpunkts zufrieden zu sein. Sie berichtet gar von Räumlichkeiten, in denen sie über ihren Schreibtisch klettern musste, um ihr Bett nutzen zu können. Fiona scheint demnach schon einiges von der Welt gesehen zu haben. Britischer Welt.
Und diese ist etwas, was mir als Deutschem teilweise ein anarchiches Staunen ins Gesicht meißelt. So haben Briten schon immer einen feinen Sinn für individuelle Lösungen gehabt, aber die britische "Kordel-Lust" geht mir dann doch einen Schritt zu weit. Für alles und jeden muss man hier an einer Kordel ziehen. Kordel ziehen, Licht geht an. Kordel ziehen, Wasser kommt aus dem Duschkopf. Vielleicht werden sich hier Schalter irgendwann durchsetzen, noch ist es jedenfalls nicht soweit. Betten haben auch keinen richtigen Rahmen. Ich schlafe auf einer Art Erhöhung aus ... Holz, die man variabel durchs Zimmer schieben kann und die aus zwei Teilen besteht. Nennen wir es einfach Eingewöhnungsphase. Allein uhrzeittechnisch sind wir den Briten ja auch eine Stunde voraus, wie soll das hier dann auch anders sein?

Nach den ereignisreichen Tag, vor allem für den Geldbeutel meiner Eltern, geht es dann morgen an Büroutensilien wie Drucker und Festplatte.
Vielleicht steht schon morgen ein Ausflug mit den Mitbewohnern in eine der umliegenden Bars an.

Seid gespannt, wir wissen ja, dass Menschen todesehrlich werden, wenn sie Alkohol zu sich führen und ich werde fast live berichten, wie sich das hier verhält!

Mittwoch, 22. September 2010

And into another life

Wenn man sich die offensichtlichen Fakten durch den Kopf gehen lässt, dann steht diese Wahl unter keinem logischen Stern.
Ins Ausland sollte es gehen, zum Studium. Das sei gut für den Lebenslauf und so, sagten sie damals. Auslandserfahrung sei indes sehr wichtig geworden und je länger man dort bliebe und je besser man die Sprache lerne, desto mehr würde man davon doch profitieren können! Und die Netzwerke, die man sich so aufbauen könne! Und das sei doch interessant. Und überhaupt!
Neue Kulturen, frische Menschen, andere Eindrücke und mal weg von Zuhause und dem dort anhaftenden Mief der Routine und gewaschener Wäsche. Also spräche ja alles dafür. Es sei ja auch nicht zuu lang. Und man könne ja immer mal wieder nach Hause kommen, wenn man wolle. Dort würden ja auch alle warten und sich freuen, dass man wieder in den Hafen der Heimat einläuft.

Papperlapapp.

Was will man mir da denn nun erzählen?!
Ich sitze vor meinem Laptop in England, irgendwo hoch im Norden. Es ist arschkalt, obwohl die Heizung seit eineinhalb Stunden auf Hochtouren läuft. Die Fenster sind aber so schlecht isoliert, dass ich eine Mutter vor meinem Haus mit ihrem Kind sprechen höre. Der Kaffee in meiner Tasse ist komplett versüßt und unten in der Küche wartet ranziger Cheddar darauf, gegessen zu werden. Wobei der gar nicht mal so schlecht schmeckt.
Hier werde ich nun zwei Jahre meines Lebens verbringen und darben und mich vielleicht doch auch mal freuen, obwohl die Sonne diesen Flecken Erde nur recht selten küsst. England und Wetter, wir kennen die Geschichten.
Und sie sind ALLE wahr!

Wie ich bereits sagte, die nächsten zwei Jahre meines Lebens sehen ein Studium in Newcastle upon Tyne vor. Das upon Tyne ist wichtig, da es gefühlte 203 Newcastles in dieser verrrückten Welt gibt; deshalb auch mit drei R geschrieben. Effekthascherei halt.

Ich werde mit vier Briten zusammenwohnen. Eine von den vier Reitern kenne ich nun, Sam der Name und bisher scheint sie nett. Nichts für die Flagge und Ehre, nicht nach Bier, nicht nach sonstigem, aber nett. Das soll ja auch mal anerkannt werden. Der Rest stößt erst zu uns. Wobei ich mir nicht sicher bin ob es den zweiten männlichen Bewohner, namens Mark, wirklich gibt. Bisher taucht dieser sporadisch auf, wenn grade niemand da ist und lädt wahllos Sachen ab und hinterlässt irgendwelche Nachrichten. Gesehen hat ihn keiner und damit fällt er in die Riege Loch Ness, Bigfoot und unbetrunkener Boris Yeltsin.

Was es alles zu organisieren gibt in fremden Ländern. Ich muss nicht nur ein Handy suchen und Ärzte konsultieren. Auch bei der Polizei muss ich mich registrieren und wer weiß, wie ich da als Deutscher mit Nazivorfahren so dastehe. Vielleicht werde ich da ja gleich des Landers verwiesen. Wobei, so streng kann es mit der Einwanderungspolitik als solcher nicht sein, so viele kopier-versierte Chinesen wie sich hier tummeln. Die kopieren einem ja das Essen vom Teller weg, bevor man auch nur einen Happen gegessen hat. Dafür ist das China-Town Newcastles schön überschaulich. Auf lediglich einen Straßenzug hat es dieses ghettoartige Gebilde hier im Norden geschafft. Vielleicht arbeiten Chinesen ja lieber im Warmen. Das weiß keiner so recht, diese Rasse ist immer noch leidlich unerforscht.

Seid nun gespannt wie es weitergeht. Morgen berichte ich von meinem Kurztrip in die schottische Hauptstadt Endinburg und auch vom ersten Tag an der Uni, wenn es heißt "Schreib dich bei der Polizei ein, Deutscher".