Mittwoch, 19. Januar 2011

The first cut is the deepest

Jon wollte mir also unbedingt diesen Indieschuppen zeigen, welchen er vor einigen Wochen besucht hatte. Da würde es gute Musik geben, vorallem für Newcastlerische Verhältnisse, und auch die Preise seien gerade montags vor 24 Uhr mit 80 Pence für alles, mehr als nur unterstützbar.
So hatte er mich dann am Haken und wir machen für Montag aus, uns zuerst in eine Bar zu lümmeln und dann gegen 11 in den Club zu marschieren.

Am Treffpunkt am Monument schlugen dann Bo, Vasiliki und Alex auf und wenig später stieß auch Jon zu uns, der scheinbar immer noch mit Verspätungen seiner Metro zu kämpfen hatte. Warum die anderen, die die selbe Linie benutzen pünktlich waren, dass muss er mal irgendwann noch beantworten, der faule Sack. Mel sagte längst nicht ohne Grund "Oh Jon is such a woman". Recht hat sie, und dabei duscht der manchmal ja gar nicht!

Alex wollte uns unbedingt eine Bar zeigen (es war irgendwie der "Ich hab da was geiles am Start-Abend) und so führte uns der sonst so orientierungslose Grieche ohne Probleme und Umschweife in eine Rockkneipe. So betitelt sich das Etablissement jedenfalls selbst und ich muss sagen, Metal ist ja auch irgendwo Rock, wenn man mal nicht kleinlich unterwegs ist. Jedenfalls lief laute, nicht unangenehme Musik und in der Bar stießen Swapnil (Indien) und zwei Mädels zu uns, deren Namen ich nicht richtig schreiben kann. Zwischen Bier und Zigaretten wurde ich zum einen ins Medienfußballteam aufgenommen. Alex schrob mir erst heute eine Sms, dass sie am Samstag gegen irgendwen ein Freundschaftsspiel austragen und ob ich denn mit von der Partie sei und ich glaube, der gute hat mich noch nie am Ball gesehen. Faktisch ist das auch kein Wunder, denn selbst wenn er einem Spiel meinerseits beigewohn hätte, viele Ballkontakte hab ich in meiner verflossenen Kariere nie gesehen. Im Grunde genommen hasse ich Fußball, weil ich einfach keinerlei Ballgefühl habe und schnell sein alleine auch nicht reicht. Ich bekomm zwar den Ball vom Gegner, aber dann weiß ich nicht was tun, will das eklige Ding nur schnell loshaben und schieß es irgendwo in den Wind hinein, ohne merkliche taktische Planung. Hauptsache weg damit! Nun jedenfalls werde ich da Samstag dann wohl auch partizipieren und das wird die größte Lachnummer dieser Blogserie werden. Haarklein werde ichs dokumentieren und es wird gar gräußlich werden.
Zum anderen hatte ich in der Rockkneipe ein längeres Gespräch mit Swapnil. Swapnil könnte Informatiker sein, aber der Inder spielt in einer Metalband, findet Progrock klasse und ist der Meinung, dass Deutschland eine sagenhafte Äre des (Kraut-)Rocks hatte und damit im hohen Himmel des Rock gastiert. Unteranderem konnte Swapnil Bands aus meinem Land nennen, von denen ich noch nie gehört habe. Wir waren dann auch beide der Meinung, dass heutzutage für die braven Kühe nur noch Scheißdreck produziert wird und wir sind froh, dass es YouTube und Konsorten gibt, damit auch mal kleine, begabte Bands entdeckt werden. Jon mischte bei einer Zigarettenpause unter zwei Zigaretten noch ein wenig Öl unters Feuer, indem er berichtete, dass Swapnil Whiskey mit Vodka mischt, damit der Whiskey ein fruchtiges Aroma bekäme. Der Typ ist härter als Kruppstahl, soviel steht bereits fest.

Nachdem es langsam auf 11 zuging, stiegen wir im BurgerKing ab, um uns auf günstiges Bier vorzuwappnen und trafen danach zwei von Jons Handlagern in einer anderen Bar. Steven und der andere waren nette Zeitgenossen und so begaben wir uns ins Cut, dem Club, der scheinbar Träume erfüllt. Das Cut sieht von außen und innen ein wenig abbruchreif aus, mit nackten Backstein, der aus den Wänden klafft (was aber auch einfach nur die englische Architektur und Bauweise sein kann, richtig sicher bin ich mir da nie), aber bei näherem Hinsehen ist der Laden recht stylisch, mit eingelassenen Tischen im Boden (wie eine Art Lagerfeuer) und Teppichboden und Fässer, die Urinale sind und einem Raucherbalkon und und und.



Die Musik war gut, aber schwer tanzbar, die Leute waren hipper als sonst und die Damen nicht so offensichtlich nuttig, wie ihre Kolleginnen im TigerTiger oder SinnerSinners und es heißt wenigstens nicht CutCut, sondern der einfach halber The Cut, was ja auch nur wieder für den Ort spricht. Wir tranken und scherzten, ich erzählte Anekdoten aus meiner Jugend von Berlin und Reden des Joseph Göbbels (der für mich immer noch der beste PR'ler aller Zeiten ist, aber in Tagen der NPD mit DVU sagt man das bestimmt lieber leise) und irgendwann wurde das Bier plötzlich sehr teuer und so sagte ich Jon Ade, ließ die anderen Pappnasen beiseite, fuhr mit dem Taxi nach Hause, stolperte über den Besen in unserem dunklen Flur, hätte mir fast in die Hose genässt, so dringend wars wieder, knopfte den PC an und öffnete ein Bier, nur um festzustellen, dass das lieber nicht mehr durchgeht und fiel danach erschöpft und müde ins Bett, aus welchem ich am nächsten morgen wie ein Rehkitz mit verschlafenen Augen, ohne Kopfweh und dafür dringendem Durst nach frischen Quellwasser entstieg.

Thanks Jon, well done.

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