Sonntag, 26. September 2010

Wundersames Großbritannien

Wer meinen Blog der Staaten verfolgt hat weiß, dass ich ein Auge für Wundersamlichkeiten habe. Nun dachte ich ja, dass das Land der unbegrenzten Möglichkeiten schon am Ende der Skala für Seltsames steht. Weit gefehlt muss ich hier offen zugeben, denn auch die Briten haben einiges in dieser Richtung auf Lager:

So fuhren die Mädels und ich gestern in den 24-Stunden Supermarkt mit Namen Asda. Dort gibt es die weit und breit beste Supermarktpizza. Wahrscheinlich der Welt, aber diese habe ich ja noch nicht ganz gesehen, weshalb dies eine Mutmaßung bleiben muss. Jedenfalls ist Asda ein guter Ort, um den Bierdurst auf günstige und vor allem qualitativ deutschen Kehlen gerechte Art und Weise zu stillen. Immerhin gab es dort einen 15er Flaschenkarton Stella Artois für 8 Pfund. Da kann keiner meckern und selbst ich alte Meckertante hielt meinen Mund angesichts dieses Preises.
Nun rollten wir unseren Einkaufswagen so durch die Gassen des Marktes und erreichten schließlich die Kassen, wo sich mir ein erstaunliches Bild bot: Nicht nur, dass die Briten die Selbstkassierschalter schon weithin ausgebaut haben und etliche Kunden diesen praktischen Service nutzen. Nein, der bunte Hund wird noch bunter. In Großbritannien gibt es Mitarbeiter in den Supermärkten, die mit Schildern auf leere Kassen oder kurze Schlangen hinweisen. Eine großartige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die es wohl nur auf einer Insel geben kann.

Nachdem wir dann, wieder zu Hause angekommen, unseren Hunger mit Pizzen gestillt hatten und die Zeit ins Lande rannte, ging es gegen Abend auf, die Bars der Umgebung zu erkunden.
Hier sei dem geneigten Leser gleich zu Beginn mitgeteilt, dass es an diesem Abend zu keinerlei Ausschweifungen kam. Keiner kotzte, kein wilder Sex mit Tieren auf dem Küchentisch und eigentlich ging alles sehr gemäßigt und unbritisch von Statten. Ich hatte mich schon auf eine Schlägerei mit einem kahlköpfigen Inselaffen vorbereitet und gefreut, aber es kam zu keiner Reiberei.

In einem alten Gebäude fanden wir unsere erste Anlaufstelle und ich kam zu dem Vergnügen Franziskaner und Paulaner auf der Biertafel zu entdecken. Das war ein bisschen teuerer, aber auch ein bisschen besser mit viel Geschmack Heimat und Hopfen. Wie ich herausfand haben Engländer keinerlei Geschmacksinn fürs Gute, da die Mädchen im Chore bekundeten, dass das Bier "sehr hopfig und stark sei". Schallend lachend saß ich am Tisch und blickte ein wenig von oben auf dieses Barbarentum herunter. Nach einiger Zeit und nachdem ich Melissa aus Disney's Soundbuch vorgelesen hatte, in dem Tiger nach Winnie und Rabbit sucht und dauernd Geräusche verursacht (hätte er die Bohnen doch nur mal weggelassen), schweiften wir in die nächste Bar.
Hier zettelte ich als erstes die gewohnte "Habt ihr auch ein Bier, was nicht nach Wasser oder dünner Pisse schmeckt"-Debatte an, worauf mir die Engländer ein "echt gutes Bier" empfahlen. Es kommt aus Belgien, nur damit das ja gleich mal wieder klar ist. Überzeugt hat dann aber wieder dir britische Höflichkeit, da einer der Bartender später zu mir an den Tisch saß und mich darüber aufklärte, dass er nächste Woche eine Lieferung Bockbier hereinbekommen würde und das er denke, dass dies wohl meinen Geschmack treffen sollte. Das nenne ich Service!

Ein anderer Service der seltsamen Art fand sich bei Melissa, die Ingwerbier trank. Mit Eiswürfeln! Die britischen Frauen versuchten mich davon zu überzeugen, dass Ingwer und Eiswürfel treue Freunde seien und somit sei auch geeiswürfeltes Ingwerbier kein Ding der Unmöglichkeit und völlig legitim, aber welcher Banause trinkt denn bitte Bier MIT EISWÜRFELN??? Klar, dass ich diesem Land in dem Moment erneut jegliche Kultur absprechen wollte und auch die peinlichen Versuche mich von Gegenteilen zu überzeugen schmetterten an meinem Trinkverständnis völlig ab. Hallo? Hier mischt man ja auch weiblichen mit männlichem Hopfen. Wo hat sich denn da bitte die Kultur versteckt??!!
Im Laufe des Abends und der Biere wurden wir dann irgendwann hinausgebeten, da wir die einzigen Gäste waren und Sperrstunde ja auch so ein Ding ist.

Damit war der Abend wenigstens erkundungstechnisch ein Erfolg, aber ein kleiner Kater wäre schon fein gewesen, um den Sonntag zu beginnen.

Immerhin war ich so im Stande, eine Filterkaffeemaschine zu erwerben, in die ich mich prompt verliebte. Kaffee ist so gut, wenn er gefiltert ist und schmeckt.

1 Kommentar:

  1. Okay ab jetzt bin ich Fan. 2 Daumen hoch für fehlende (Bier)kultur und Supermarktschlangeneinweiser.

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