Mittwoch, 22. September 2010

And into another life

Wenn man sich die offensichtlichen Fakten durch den Kopf gehen lässt, dann steht diese Wahl unter keinem logischen Stern.
Ins Ausland sollte es gehen, zum Studium. Das sei gut für den Lebenslauf und so, sagten sie damals. Auslandserfahrung sei indes sehr wichtig geworden und je länger man dort bliebe und je besser man die Sprache lerne, desto mehr würde man davon doch profitieren können! Und die Netzwerke, die man sich so aufbauen könne! Und das sei doch interessant. Und überhaupt!
Neue Kulturen, frische Menschen, andere Eindrücke und mal weg von Zuhause und dem dort anhaftenden Mief der Routine und gewaschener Wäsche. Also spräche ja alles dafür. Es sei ja auch nicht zuu lang. Und man könne ja immer mal wieder nach Hause kommen, wenn man wolle. Dort würden ja auch alle warten und sich freuen, dass man wieder in den Hafen der Heimat einläuft.

Papperlapapp.

Was will man mir da denn nun erzählen?!
Ich sitze vor meinem Laptop in England, irgendwo hoch im Norden. Es ist arschkalt, obwohl die Heizung seit eineinhalb Stunden auf Hochtouren läuft. Die Fenster sind aber so schlecht isoliert, dass ich eine Mutter vor meinem Haus mit ihrem Kind sprechen höre. Der Kaffee in meiner Tasse ist komplett versüßt und unten in der Küche wartet ranziger Cheddar darauf, gegessen zu werden. Wobei der gar nicht mal so schlecht schmeckt.
Hier werde ich nun zwei Jahre meines Lebens verbringen und darben und mich vielleicht doch auch mal freuen, obwohl die Sonne diesen Flecken Erde nur recht selten küsst. England und Wetter, wir kennen die Geschichten.
Und sie sind ALLE wahr!

Wie ich bereits sagte, die nächsten zwei Jahre meines Lebens sehen ein Studium in Newcastle upon Tyne vor. Das upon Tyne ist wichtig, da es gefühlte 203 Newcastles in dieser verrrückten Welt gibt; deshalb auch mit drei R geschrieben. Effekthascherei halt.

Ich werde mit vier Briten zusammenwohnen. Eine von den vier Reitern kenne ich nun, Sam der Name und bisher scheint sie nett. Nichts für die Flagge und Ehre, nicht nach Bier, nicht nach sonstigem, aber nett. Das soll ja auch mal anerkannt werden. Der Rest stößt erst zu uns. Wobei ich mir nicht sicher bin ob es den zweiten männlichen Bewohner, namens Mark, wirklich gibt. Bisher taucht dieser sporadisch auf, wenn grade niemand da ist und lädt wahllos Sachen ab und hinterlässt irgendwelche Nachrichten. Gesehen hat ihn keiner und damit fällt er in die Riege Loch Ness, Bigfoot und unbetrunkener Boris Yeltsin.

Was es alles zu organisieren gibt in fremden Ländern. Ich muss nicht nur ein Handy suchen und Ärzte konsultieren. Auch bei der Polizei muss ich mich registrieren und wer weiß, wie ich da als Deutscher mit Nazivorfahren so dastehe. Vielleicht werde ich da ja gleich des Landers verwiesen. Wobei, so streng kann es mit der Einwanderungspolitik als solcher nicht sein, so viele kopier-versierte Chinesen wie sich hier tummeln. Die kopieren einem ja das Essen vom Teller weg, bevor man auch nur einen Happen gegessen hat. Dafür ist das China-Town Newcastles schön überschaulich. Auf lediglich einen Straßenzug hat es dieses ghettoartige Gebilde hier im Norden geschafft. Vielleicht arbeiten Chinesen ja lieber im Warmen. Das weiß keiner so recht, diese Rasse ist immer noch leidlich unerforscht.

Seid nun gespannt wie es weitergeht. Morgen berichte ich von meinem Kurztrip in die schottische Hauptstadt Endinburg und auch vom ersten Tag an der Uni, wenn es heißt "Schreib dich bei der Polizei ein, Deutscher".

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