Donnerstag, 23. September 2010

The scottish way of being

Nun ging es also ins Herz des schottischen Reiches. Edingburgh der Name der Stadt und somit Hauptstadt der wilden, blau-weiß maskierten Barbaren im Norden Großbritanniens.

Standesgemäß stiegen wir nicht in irgendeiner Absteige ab. Nein, nein. Wir kamen in einem Appartementkomplex unter, der so ziemlich das feinste ist, was man für 99 Euros pro Nacht so organisieren kann. Sogar Hemdschubladen fanden sich im Schrank und ein 24-Stunden Securityservice gehörte mit zur Grundausstattung.

Edingburgh als Stadt ist nun eine sehr geschichtsträchtige und allein die Fahrt dort hin war schon ein auf und ab der Gefühle und vor allem des Autos, da es kräfige Steigungen gab, die jedem Tourenvorbereiter einer Tour de France auf die wadigen Sprünge helfen würden.
Da Schottland keinerlei Weltkriege gesehen hat, ist die Stadt auch noch gut erhalten und so manches Gebäude, das sich in den englischen Geschichtsbüchern wiederfindet, ist noch vom Grundstein aufrecht erhalten. Insbesondere 'quite impressive' ist der Palast in Holyrood, wo auch Mary Stuart, Königin der Schotten, ihr leidenswertes Dasein fristete. 10 Pfund mag der Eintritt auch durchaus wert sein. Empfehlenswert ist hier die Mitnahme eines Audioguides, da dieser akzentfrei und gut Deutsch ins Ohr schallt und man als interaktiver Mensch oftmals die Möglichkeit hat, Zahlen in den kleinen Kasten zu hämmern, um so manche Information mitzunehmen und damit den Eintrittspreis noch ein wenig mehr auszukosten. Als sparsamer Fux tat ich dies wohl, ich wollte ja jeden Service mitnehmen, den mir die Firma da bot. Fotos sind so auch einige entstanden und diese können vielleicht mal irgendwann irgendwo bestaunt werden, sofern sich irgendwer für Steinblöcke und Außenarchitektur interessieren sollte. Einfach laut "Hier!" schreien und ich bin bestimmt gewillt, dies zu teilen.

Ansonsten bot Schottland anscheinends eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, die mir als mediengeschädigtem Menschen nur ein müdes Röcheln abrangen; der Husten wohnt immer noch in mir. Besonders spannend war der Besuch eines strikt vegetarischen Restaurants. Für dieses Jahr ist es dann auch genug mit Gemüse. ZU gesund soll der Mensch ja auch nicht leben.

Nun bin ich seit gestern wieder in meinem Wolfsbau angelangt und seitdem hat sich auch einiges getan: Mein einstmals müdes und ödes Zimmer hat Gesellschaft in Form eines Kaffeetisches, eines Kastens neben dem PC, eines Spiegels (der Narzist in mir jauchzt), eines Bücherregals für die Wand und eines Bretts bekommen und alle finden es hier 'amazing'. Awesome scheint hier aus zu sein, very british alles.

Seit heute ist dann auch die Dritte im Bunde, Fiona, angekommen. Fiona ist groß und hat, wie sie selbst von sich sagt, bootartige Füße. Diese habe ich bisher nur in Schuhen gesehen und konnte hier keinerlei Bootform erkennen. Keinerlei Kiel oder Ruder sind erkenntlich sichtbar und deshalb denke ich, dass Fiona es mit der Wahrheit manchmal nicht so genau nimmt.
Fiona hat das kleinste Zimmer im Haus, manche würden es Rattenloch nennen, aber die Gute scheint mit der Größe ihres aktuellen Wohnmittelpunkts zufrieden zu sein. Sie berichtet gar von Räumlichkeiten, in denen sie über ihren Schreibtisch klettern musste, um ihr Bett nutzen zu können. Fiona scheint demnach schon einiges von der Welt gesehen zu haben. Britischer Welt.
Und diese ist etwas, was mir als Deutschem teilweise ein anarchiches Staunen ins Gesicht meißelt. So haben Briten schon immer einen feinen Sinn für individuelle Lösungen gehabt, aber die britische "Kordel-Lust" geht mir dann doch einen Schritt zu weit. Für alles und jeden muss man hier an einer Kordel ziehen. Kordel ziehen, Licht geht an. Kordel ziehen, Wasser kommt aus dem Duschkopf. Vielleicht werden sich hier Schalter irgendwann durchsetzen, noch ist es jedenfalls nicht soweit. Betten haben auch keinen richtigen Rahmen. Ich schlafe auf einer Art Erhöhung aus ... Holz, die man variabel durchs Zimmer schieben kann und die aus zwei Teilen besteht. Nennen wir es einfach Eingewöhnungsphase. Allein uhrzeittechnisch sind wir den Briten ja auch eine Stunde voraus, wie soll das hier dann auch anders sein?

Nach den ereignisreichen Tag, vor allem für den Geldbeutel meiner Eltern, geht es dann morgen an Büroutensilien wie Drucker und Festplatte.
Vielleicht steht schon morgen ein Ausflug mit den Mitbewohnern in eine der umliegenden Bars an.

Seid gespannt, wir wissen ja, dass Menschen todesehrlich werden, wenn sie Alkohol zu sich führen und ich werde fast live berichten, wie sich das hier verhält!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen