Dienstag, 15. Februar 2011

Turnier! Turnier! Wir gehn auf ein Turnier.

Dieses Mal wollten meine fadenscheinigen Ausreden von wegen "zu viel zu tun", "kein Geld" oder "ich hab am Wochenende bereits was vor" nicht mehr wirklich greifen.
Es stand ein neues Turnier in puncto Debatten auf dem Programm. Direkt vor der Haustür in Newcastle, gegen die nahen Universitäten Northumbria und Durham. Also lies ich mich eben auf die Liste setzen, ganz getreu dem Motto "Dabei sein ist alles" und "Aus Fehlern lernt man".

So begab ich mich nach einem mittelmäßig verlaufenen Dienstagabend Debatierclub dann am Mittwochmittag in die Medical School unseres Campusses, wo das Tri-IV dann stattfinden sollte. Ich sollte mit Ben in den Debattenring steigen, der auch in meinen PR-Kursen zugegen ist, mit welchem ich aber noch nie debattiert hatte.
Ich schlug überpünktlich auf und fand Abbey, Lindon und Sabine vor, von welchen sich Abbey als Ninja verkleidet hatte. Es war Sophies Geburtstag an diesem Tag und da Sophie auch erscheinen würde, hatte sie sich von ihren Freunden eine Ninjadebatte gewunschen. Paul stieß aus diesem Grund legginsiniert zur Gruppe und ich weiß, dass einige Frauen aufgrund einer etwas genaueren Einsicht in Pauls Leben leicht irritiert waren.
Kurz vor Beginn machten sich auch die Genossen der Northumbria bemerkbar, die ganz liderlich in Anzügen und mit Krawatten aufgebauscht waren. Ich vermutete, dass das als Kompensation ihrer nichtigen Fähigkeiten dienen sollte, da mir schon vor dem Turnier klargemacht wurde: "Verlieren ist okay, aber NICHT gegen Northumbria". Ich trug derweil eine Zitrone auf dem Shirt, ein politsches Statement in diesen Tagen der grauen Zwirns und es gab sogar Komplimente der Konkurrenz für mein stylistisches Auftreten.
So starteten wir dann in die erste der drei Debatten vor dem Finale, an welchem nur vier Teams teilnehmen würden.
Um Spannung zu nehmen, verrate ich hier gleich, dass ich nicht am Finale teilnahm. Ich wollte eigentlich nur schnell zu meinem Burger und meinem Bier, welches beides in den fünf Pfund Teilnahme Gebühr einbegriffen waren und hätte ich debattiert, wäre das nur unnötige Zeitverschwendung an dieser Stelle gewesen.
Ben und ich mussten uns nun als erstes mit der Motion herumschlagen, die da lautete "....". Insgesamt waren die Themen des Turniers nicht gerade das, was man fein und unterhaltsam nennen darf. Viel zu politisch und soziokackisch und ich hätte mir endlich mal eine Debatte über Roboter oder Affen oder gar Affenalienroboter gewünscht. Immer dieser Ernst und das Drama machen einen noch ganz tragisch und depressiv. Wir gingen frohen Mutes ins Rennen, aber die anderen Teams waren blöd und so gingen wir als letzter, sprich vierter, aus dieser Debatte hevor.
Ich fand das ja taktisch einen klugen Schachzug von uns, konnten wir doch so die Erwartungen an uns drosseln und ab nun das Feld von hinten aufrollen.
In der zweiten Debatte fanden wir uns dann auf der Bank der Opposition gegen stocksteife Parlamentarier wieder, als wir uns dazu äußern sollten "Dieses Haus würde medizinsche Behandlungen abweisen, wenn diese als Folge einer Entscheidung zu einem bestimmten Lebensstil hervorgerufen wurden". Kleinkariert grenzten unsere Gegner mit ihrer Eröffnung dies auf Tabak-, Drogen und Alkoholkonsum ein, so dass wir uns mit einer Freiheit für Freeclimber-Initiative auf verlorenem Posten sahen. Als ich an die Reihe des Wortes kam, hatte ich auch genau 0 auf meinem Blatt, was irgendwo eine Hand oder einen Fuß gehabt hätte, doch ich rettete mich barsch über die fünf angepeilten Minuten, in welchem ich nur eine einzige Frage der Gegenseite erlaubte und die anderen mit gebellten "No thank you" vom Worttisch fegte. Immerhin wurden wir in dieser Debatte dann dritte, so dass sich meine Taktik nur weiter vollzog und wir das Netz enger spannten. Langsam, aber eben ein Stück enger.
In der letzten Debatte drehte sich alles um die Idee, dass "Dieses Haus diktatorisch geführte Staaten aufbauen würde, sofern dies der nationalen Sicherheit diene". Wir waren wieder auf der Seite der Opposition und zwar in der zweiten Hälfte. Die Regierung schoss sich mit ihrem Eröffnungsplädoyer erst mal kräftig selber ins Bein, da sie Diktaturen als kleine Staaten definierte, welche innerhalb ihres Landes nicht gegen Menschenrechte verstoßen würde. Ja hallo Kollegen, was macht ein Diktator denn sonst den lieben langen Tag? Es wurde aber noch bunter, als Bilder von Milizen gemalt wurden, die mit AK47 lustig im Vereinten Königreich herumeiern würden und damit die nationale Sicherheit erheblich gefährden. Leider begangen die Deppen auch noch den Fehler, ökonomische Sicherheit in ihr Geschwalle einzubauen. Das sollte sich gegen einen vom Kontinenten als erhebliche Idiotie erweisen. So zerpflügten unsere Freunde auf der Oppositionsbank dann gemütlich die Wahnwitzigkeit, die da soeben preisgegeben wurde und von den vier Sprechern vor mir erwähnte niemand einen anderen Staat im Staatenbund. Ich kam voll in Fahrt ans Redepult und donnerte erst mal die Frage zurück, die die Gegenseite in der letzten Minute gestellt hatte "What is best for Britain". Ich beantworte dies süffisant mit der Idee, dass es ja auch noch sowas wie die Europäische Union gebe und sich Great Britian aus diversen Gründen wie Binnenmärkten, Weltmächten wie China und den USA eben nicht wie der Elefant im Porzellanladen benehmen könnte, weil es sowas wie internationale Handelsabkommen gebe und GB darum auch nicht einfach mirnichtsdirnichts lustig mal Diktaturen aufbauen kann, um die eigene ökonomische Position zu verbessern. Da hatte ich richtig Spaß, weil die Engländer eben nunmal einen Scheißdreck auf alles geben, was nicht auf ihrer öden Insel passiert und dann nicht Amerika heißt, so dass es keinen nennenswerten Argumentationen gegen meine Position gab. Da ich China erwähnt hatte, brachte ich den letzten Sprecher der Regierung, der alles was auf seiner Seite gesagt worden war eigentlich nur zusammenfassen muss und dann klarstellen, warum seine Seite die Debatte gewonnen hat, so aus der Fassung, dass dieser auf einmal China als Diktatur deklarierte, weil die eben ja Menschenrechte mit Füßen treten. Damit widersprach er dann freilich der Definition die die erste Hälfte seiner Seite gegeben hatte, brachte sich selber nicht um Kopf und schon gar nicht um Kragen herum und versenkte sich und seinen Partner auf Platz Nummer vier der laufenden Debatte.
Ben und ich wurden hier zweite und die Richter waren sich einig, dass wir nichtmal hätten erster werden können, weil das Team vor uns einfach nur komplett dem widersprochen hatte, was da von der Regierung so rumgeworfen wurde und sich damit dem Sieg sicherte, egal was am Ende des Tisches noch gekommen wäre.
So wurden wir grandios nicht letztes Team, ich immerhin 25ster von 32 unter den ganzen Inselaffen und ich fand das auch mit meinem sonst so ausgeprägten Ego ein guter Start ins Debattenbusiness.
Es muss auch noch erwähnt werden, dass immerhin drei Teams aus Newcastle im Finale standen und wir es dann natürlich nicht gewannen. Super Einstand ihr Mösen, echt!

Dann gab es Bier und Burger und Bier und ich ward glücklich und zufrieden und seit dem hängt bei uns am Kühlschrank eine mit Texmarker angemarkte Tabelle der Resultate, nur damit meine Mitbewohner sehen, wie ich einigen ihrer Landsmänner eine Harke auf ein Blatt Papier gemalt habe.

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