Donnerstag, 3. März 2011

Bankenkrise in England

Die Bankenkrise hat die Welt in vollen Zügen erwischt. Doch gerade das Inselkönigreich ist seither getroffen, wie keine andere Nation. An allen Ecken und Enden hakt, zieht, juckt und beißt es.
Deutschland sei das Land der Bürokratie sagen sie, die anderen. Doch gerade der mutige Mensch, der in die Welt hinausgeht und seine Augen offen hält, der entdeckt den Schimmel und Schmutz der anderen immer zuerst.

Meine Reise durch die Welt der Konten und Transaktionen ist eine Marter, wie sie wahrscheinlich nur Jesus Christus oder aber Frauen erlebt haben, deren Mann sie mit einem Penis betrog. Viele Tränen habe ich in meine Laken vergossen, seit ich hier versucht habe, Geld sinnvoll oder wenigstens irgendwie anzulegen und jeder weitere Stein ward größer und größer, als der davorige.

Anfang des ersten Semester wollte ich ja einfach nur ein Konto. Einfach etwas, wo ich Geld lassen kann, wo ich mal einen Notgroschen abheben kann oder irgendwo mit meiner Karte zahlen, wo ich Geld deponieren kann, damit meine monatliche Handyrechnung beglichen wird, wo ich Geld ablegen darf, damit Amazon mir die Waren zuschickt, die mein Kommerzherz so dringend zu benötigen scheint.

So entschied ich mich für die spanischen Hunde der Santander, weil die wie die Northern Rock Bank ja wenigstens keine drei Wochen zur Prüfung veranschlugen und weil ich da auch nur einen Brief der Uni zur Bestätigung und meinen Ausweis brauchte. Die Karte kam trotzdem erst nach zwei Wochen. Prahlen kann die Bank auf Papier mit Allerlei Schnickschnack für Studenten, wie zum Beispiel einer kostenlosen Versicherung des Laptops und zwei anderen elektronischen Geräten. Das gildet aber nun natürlich nur für Inlandsstudenten und auch bei diesen stellt sich die Frage, warum die auf einmal ein neues Konto brauchen, wenn die doch eh schon hier leben. Zumal ich als Ausländer bei der Santander dann auch noch 5 Pfund für die Kontoführung berappen musste.
Aber ich war jung und brauchte das Konto, das hab ich ja schon in meiner Odyssey zum neuen Handy beschrieben.

Nun war ich aber nicht doof und dachte mir: "Wenn das so eklatante Wichsschweine sind und dir pro Jahr 60 Pfund abknöpfen für nix und wieder nix, dann schlägst du denen ein Schnippchen und erkundigst dich, was die anderen Banken so können. Aber denen von Santander sagst du lieber mal natürlich nix, damit sie der Schock trifft, wenn du denen dann sagst, dass sie dich mal können. Aus ihren Büchern streichen nämlich!"
Nun fragte ich mich, durch meinen akademischen Intellekt gestärkt, durch die Freunde und erfuhr, dass die Hallifax wohl eine gute Bank sei.

Also dort zur Filiale gestiefelt und nachgefragt und nun wollten die WIEDER eine Rechnung oder ähnliches, damit auch klar wird, dass ich nicht behaupte ich würde wo wohnen, ohne dort wirklich zu wohnen. Ausweis alleine reicht natürlich nicht. Man will ja immer ein bisschen extra.  Nun ging aber bei mir nur eine Rechnung von Amazon ein, aber das ginge auch nicht. Das müsse was offizielles sein, wie denn eine Gasabrechnung oder eine Bestätigung von Santander, die mich als Kunden ausweist und meine Adresse beinhaltet. Nun stehe ich halt auf keiner der häuslichen Abrechnungen, weil das mal lieber die Briten hier machen bei mir im Hause und dann rief ich eben laut Santander an und beauftrage eine Bestätigung per Telefon. Weil, das kann man sich nicht in der Filiale einfach mal ausdrucken lassen. Nein, nein, sowas gibt es nur telefonisch aus der Zentrale. Ist klar, dann haben die Clowns am Telefon auch mal was zu tun und dann dürfen die mal was drucken. Das freut die bestimmt und malt Regenbogen in deren Tristen Alltag, welcher sonst nur von Telefonbeschwerden und Anthrax-Briefen gezeichnet ist. Nun eben vor den Weihnachtsferien angerufen, Brief sollte in zwei Wochen dann da sein, inklusive einer Bestätigung meiner Personalien.
Nach den Weihnachtsferien nix im Kasten. Hat wahrscheinlich der Schnee verweht oder der Postbote ist von Wölfen oder Aliens gefressen worden. Alles ganz plausible Gründe für das Nichterfüllen eines so hochkomplexen Vorgangs.

Als ich dann eines Mittags beim Friseur war und danach nichts mit mir anzufangen wusste, begab ich mich in die Filiale vor Ort in meinem Viertel und auf einmal hatte ich innerhalb von 15 Minuten ein neues Konto. Auch der Wechsel von Santander zu Hallifax sei keinerlei Problem, versicherte mir die Servicekraft. Das Papierwerk würden sie übernehmen und alles regeln, so dass mein Konto auf die neue Bank umgeschrieben werde und damit dann auch das Geld vom einen aufs andere Konto käme. Der Konjunktiv ist hier natürlich nicht zum Spaß versteckt. Ich solle dann auch irgendwann mal 100 Pfund einzahlen. Damit werde das Konto dann freigeschaltet. Damit warte man am besten, bis Karte und PIN daheim eingetroffen seien, so die weiteren Anweisungen vom Fach. Nur meine Telefongesellschaft müsse ich selber benachrichtigen, was ich auch getan habe und das ging reibungslos. Reibungslos ist ein schweres Wort im Land der Affen auf der Insel.

Wer sich jetzt nach allem Hin und Her noch fragt warum, der bekommt auch nun noch die Antwort:
Natürlich gab es keine Karte. Man muss 100 Pfund DAVOR einzahlen, weil damit erst derVorgang der Aktivierung eingeleitet wird und erst DANN bekommt man die Karte zugesendet. SuperMario kann auch als kleiner Mario eine Feuerblume zu sich nehmen und wird weiß und verschießt Bälle ohne den lästigen Zwischenschritt des Pilzes. Bei Banken sieht das eben anders aus, ist ja kein Videospiel die normale Welt. Nur manchmal bei Massaker, wenigstens für die Täter eine Weile. Aber das ist ja eine andere Geschichte.
Natürlich musste ich auch noch mein Konto bei Santander kündigen, weil das natürlich NICHT einfach umgeschoben wird. Dass ich noch so naiv-leichgängig bin, liegt nur an meiner südländischen Mentalität.

Das Auflösen des Kontos ging dann aber logo einfach innerhalb von zehn Minuten von Bord. Weil, wenn man den Engländern den Rücken zukehrt, dann werden die schnell zickig und wenn man nix mehr von denen will, dann geht auf einmal alles ratzo-fatzi.

Mein anschließender Besuch bei meiner neuen Bank trieb mir dann gleich mal die Hoffnung in die Augen ... Kleingeld einzahlen darf ich hier nämlich nur in kleinen Plastikbeutel, maximal fünf pro Tag und ich darf immer nur genau die Anzahl der dort aufgedruckten Münzen in das Beutelchen stecken und ja nicht mischen ... sonst warte ich wahrscheinlich wieder drei Wochen bis irgendwas passiert.

Ein Hoch auf die Bürokratie der Banken. Wir hoffen ein Sicherheitspaket, europaweit, macht dem Scheißdreck mal den Prozess.

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