Sonntag, 5. Februar 2012

Nun bin ich nach langer Zeit wieder zurück in England. Da meine Blogeinträge aus anderen Landen wenig Anklang bzw. Resonanz hervorgebracht haben, bin ich mir ganz ganz sicher, dass das mit dem Land zu tun haben muss, aus welchem ich ständig Berichterstattungen vergebe. Deshalb wird sich das ja nun auch wieder ändern. Das hier ist England, so real und from the heart, wie eine Sache nur sein kann. Straight from the island würde man fast sagen und der Kontinent erscheint nicht nur sichtlich in weiter Ferne ... auch im Herzen tränt und quietscht es, aber was tut man nicht für ein bisschen Beachtung?

Nach fast einer geballten ganzen Woche England gibt es nun schon wieder einiges an Unsinnigem zu berichten. Engländer sind ja schon von grundher anders. Anders als wir könnte man einfach sagen, da sich ja auch die anderen Europäer diverser Gepflogenheiten erfreuen, die unsereins als seltsam abstempeln könnte (warum zum Beispiel zieht der Spanier einer effizienten Arbeitserfüllung träge Siestas und eiskaltes Bier vor, wo er doch stetig an der Maschine die Knöpflein betätigen könnte und damit so viel schneller ins gepflegte Eigenheim ausscheiden könnte? Warum gibt es in Russland eine stetige Guerilla von nazifaschistischen Anhängern, welche sich Hakenkreuze auf Stirn, Nacken und Dekolleté tättowieren lassen, wobei gerade dieses Volk nicht unbedingt damals so weite Sprünge hätte springen können?). Es scheint Verwirrung allenorts zu herrschen und ohne den Kontakt zur Außenwelt, Schottland, Wales und Gingerland mal außen vor gelassen, bieten sich bereits nach wenigen Tagen Eindrücke, die sichtlich auf mein kontinentales Gemüt zu drücken versuchen.

Angefangen hat alles mit dem zwanghaften Drang, in egal welcher nur möglichen Situation, eine Jogginghose zu tragen. Es scheint fast, als gelte hier ein landesweiter Befehl, welcher Probanden in diese missliche Lage zwängt. Denn machen wir uns nichts vor ... sobald eine Jogginghose getragen wird, und dies merkt man schon beim praktischen Umgang mit diesem Kleidungsstück, dem Joggen, wirken Dinge in den Taschen zentnerschwer, was man mit normaler Beinkleidung niemals für möglich hielt. Geht man davon aus, dass die grundlegende Taschenfüllung eines Mannes in Geldbeutel, Feuerzeug, Schlüssel und Überlebensmesser besteht, so sind die Taschen bodentief herabhängend und jeglicher Versuch cool zu laufen wird im Keime erstickt. Nun könnte man argumentieren, dass geneigter Engländer zu einer besonderen Gesellschaftsschicht anheim ist, wo Schlüssel hinfällig werden, da sich Zutritt zu Häusern durch Zutreten gestattet wird, aber ist diese Annahme ob jeglicher Versuchsanordnung im Normalfall nur als lächerlich anzusehen und bedarf an dieser Stelle fachgerechter Falsifizierung durch entsprechende Tests.

Um den Faden bunt weiter zu stricken, bleiben wir nun auch beim Thema bunt. Natürlich sieht man Brathähnchen auch bei uns in den Landen, aber was hier für Schindluder mit Bräunungskabinen getrieben wird, spottet jeglicher Beschreibung. Dies kommt vorallem durch die fehlenden Sonnenstrahlen zu Stande. Ich lasse es mir ja gefallen, wenn jemand einen Täuschungsversuch unternimmt, welcher unter realen Bedinungen zu Stande kam. Aber wenn hier einer im verschneiten, düster-regengrauen Norden eine Hautfarbe hat, dass man seine ethnische Zugehörigkeit glatt jemandem anders zuschreiben könnte, so erkenne ich das als klaren stylischen Frevel an. Wo es keine Sonne gibt sind die Menschen eben blass, man denke da mal nur an Fritzels Kindern, die waren ja auch keine gerösteten Insulaner. Um dem Bild eine etwas tiefere Schärfe zu verleihen sei an dieser Stelle eine Momentaufnahme des englischen Lebens dargeboten. Nicht, dass es noch hieße, ich sei dem Inselkoller verfallen und lalle nur gar garstig vor mich hin.



Letztens erspähte ich in der Fußgängerzone sogar eine Dame, deren Eltern offensichtlich Niederländer sein müssen. Ansonsten sei ihr Teint, der so in etwa wie das folgende Bild demonstriert, unter keinen Umständen erklärlich.



Um dem Ganzen nun einen gebührenden Abschluss einzutrichtern, soll erwähnt sein, dass es gestern Morgen begonnen hatte sehr argwöhnisch zu hageln. Ich verbrachte leicht fröstelnd meinen Lebensabend in der universitären Bibliothek und schweifte unter den Bücher mit meinen Blicken leicht in Richtung der Fenster und musste erkennen, dass mittlerweile eine Art Blizzard eingesetzt hatte. Als ich mein Lesenswerk beendet hatte, kämpfte ich mich durch den Trubel nach Hause und während ich so zu meiner Metrostation hastete, wurde mir eines doch sehr klar: Bewohner Newcastles sind entweder zu dumm, um zu bemerken, dass sich die Witterung geändert hat oder aber durchschnittliche Sinne wie Sehen und Tasten sind außer Kraft gesetzt worden, so dass nur eine landesweite Meldung "Der Winter ist da"  eine Änderung der Begebenheiten bedingen kann. Ansonsten läuft oder schlittert man in Newcastle auch bei Hagel munter weiter ohne Socken, im T-Shirt, auf übermäßig Hohen Schuhen und ohne Jacke, weil die Illusion hält ja auch warm und denkt sich nichts weiter dabei, weil die Lunge vor lauter Entzündungen und klammhaften Rauchen im Schneetreiben eh schon längst kollabiert ist.

Als Schlusswort fein ist nich dieser Artikel, der dem geneigten Leser die Befindlichkeiten noch näher zu schildern vermag: http://www.thenewsgrind.com/news/uk-news/blizzard-warning-forces-geordie-girls-into-extra-layer-of-fake-tan/

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